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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Exil-Verein feiert Geburtstag
Zwischenüberschrift:
Seit 30 Jahren Anlaufstelle für Flüchtlinge in Osnabrück
Artikel:
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Originaltext:
Es gab kaum Flüchtlinge in Osnabrück, als der Exil-Verein 2007 sein 20-jähriges Bestehen feierte. Heute, zum 30-Jährigen, ist alles anders. Der Zustrom Hunderter Geflüchteter vor zwei Jahren hat das Land, die Stadt und mit ihr auch das Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge verändert.

Osnabrück. Wir wurden wirklich überrollt″, sagt Andreas Neuhoff, der über all die Jahre Vorsitzender des Vereins war. Nicht nur von den 3000 Geflüchteten, die plötzlich da waren, sondern auch von Ehrenamtlichen, die helfen wollten. Logisch, dass sich etliche an Exil wandten, schließlich brachte der Verein als Beratungs- und Kontaktstelle 30 Jahre Erfahrung auf dem Feld der Flüchtlingshilfe mit.

Wir waren eine Zeit lang kaum erreichbar, weil so ein Ansturm herrschte″, sagt Exil-Geschäftsführerin Sara Höweler. Der bis dahin ehrenamtlich geführte Verein mit nur zwei Mitarbeitern strukturierte seine Arbeit um, stockte nach und nach personell auf und ist vernetzt mit der städtischen Flüchtlingssozialarbeit. Im Juli ist die Geschäftsstelle in die Krahnstraße 11 umgezogen, Beratungen finden weiterhin in der Lagerhalle statt.

Rund 2000 Beratungsgespräche haben die Mitarbeiter im vergangenen Jahr geführt, knapp die Hälfte davon zu Fragen des Familiennachzugs. Der Beratungsbedarf nimmt weiter zu, allein im ersten Halbjahr 2017 haben etwa 1500 Beratungen in der Beratungsstelle in der Lagerhalle stattgefunden, gibt Exil an auch um Annahmestopps für bis drei Wochen kommt der Verein in der Beratung bisweilen nicht herum, weil die Kapazitäten erschöpft sind. Und das ist dann oft zu spät″, gibt Sara Höweler zu bedenken.

Das Thema Flüchtlingshilfe sei konjunkturabhängig, sagt Andreas Neuhoff, der im Mai 2017 den Vorsitz an Tim Zumloh abgegeben hat. Es gab Zeiten, da hieß es: Flüchtlingssozialarbeit braucht man nicht.″ Mal hielten nur der Vorsitzende und eine Mitarbeiterin den Verein am Leben, aktuell unterstützen ihn 320 Ehrenamtliche, darunter viele Migranten.

Solidarität zeigen mit den Geflüchteten: Das ist der rote Faden, der sich durch die 30-jährige Vereinsgeschichte zieht. Anlass für die Vereinsgründung war ein großer Polizeieinsatz im Dezember 1985 im damaligen Asylbewerberheim an der Bohmter Straße, das für Aufsehen sorgte. Aus einem Bündnis verschiedener Gruppen, die bis dahin lose in der Flüchtlingshilfe aktiv waren, ging der Exil-Verein als Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge hervor. Seit 1988 gibt es die Beratungs- und Kontaktstelle vorher waren Flüchtlinge in den komplizierten Fragen des Asyl- und Aufenthaltsrechts in Osnabrück auf sich allein gestellt.

Exil versteht sich auch als kritische Stimme, die öffentlich aufzeigt, wo es Handlungsbedarf gibt. Aus dem Besuch bei einem Flüchtlingsjungen, der vor rund zehn Jahren seinen Geburtstag in der Erstaufnahmeeinrichtung in Bramsche-Hesepe feierte, ging beispielsweise das Projekt Freizeit für Flüchtlingskinder″ hervor. Ali wurde zehn″, erinnert sich Beraterin Britt Bartel. Der Lager-Kindergarten, von dem sie und eine Kollegin immer gehört hatten, habe sich beim Besuch als eine Verwahrhalle″ herausgestellt, erzählt sie. Um den Kindern Abwechslung zu bieten, organisierte der Verein Freizeitaktionen und holte sie mit Bussen ab. Manche Kinder sind damals in Hesepe groß geworden, einige Familien lebten vier, fünf oder noch mehr Jahre dort, erinnern sich Neuhoff und Bartel.

Auch wenn die Aufenthaltsdauer in Hesepe seit dem Regierungswechsel zu Rot-Grün 2013 in Niedersachsen gesunken ist: Die Freizeitaktionen für Flüchtlingskinder sind neben der Verfahrensberatung eine feste Säule in der Vereinsarbeit geblieben. Eine andere ist die internationale Frauengruppe, die über viele Jahre Schwerpunkt der Vereinsarbeit war. Hinzu kommen kostenlose Sprachkurse und diverse Projekte, um den Kontakt zu Osnabrückern herzustellen. Solidarisierung geschieht dann, wenn man die Leute kennenlernt″, ist Neuhoffs Erfahrung.

Der Verein ist neben dem ehrenamtlichen Engagement in hohem Maße abhängig davon, wie der politische Wind weht. Denn es sind die Politiker auf allen Ebenen, von Berlin bis nach Osnabrück, die darüber entscheiden, ob feste Personalstellen weiter finanziert werden oder nicht. Aktuell hat der Verein vier weitere Stellen ausgeschrieben, erstmals beteiligt sich auch der Landkreis Osnabrück an der Finanzierung. Bis zu 25 Prozent unserer Klienten leben im Landkreis″ sagt Höweler. Fragen zur Asylantragsstellung sind in den Beratungen längst Fragen zur Arbeits- und Wohnungssuche gewichen. Es wird jetzt darum gehen, die Menschen, die nach Deutschland gekommen sind, zu integrieren. Der Verein will seinen Beitrag dazu leisten. Aber nur von Spenden und Mitgliedsbeiträgen werden wir das nicht stemmen können″, sagt Tim Zumloh.

Bildtext:
Seit Mai 2017 ist Tim Zumloh (links) Vorsitzender des Exilvereins, 30 Jahre lang war es zuvor Andreas Neuhoff. Sara Höweler (Mitte) hat die hauptamtliche Geschäftsführung übernommen.

Foto:
Gert Westdörp

30-Jahr-Feier

Das 30-jährige Bestehen feiert Exil am kommenden Donnerstag, 31. August, ab 17 Uhr im Haus der Jugend. Der Eintritt ist frei.

Die Besucher erwartet neben einem internationalen Musikprogramm ein Buffet, das die Vereinsmitglieder aus diversen Herkunftsländern zusammenstellen. Das Rahmenprogramm bietet Luftballonkünstler, Kinderschminken, Henna-Bemalung und einiges mehr.
Autor:
Sandra Dorn


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