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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Ausbau der Martinistraße verzögert sich
 
Ausbau der Martinistraße lässt auf sich warten
Zwischenüberschrift:
Anwohner fordern von der Stadt wirksame Verbesserungen zur Tempo-Reduzierung
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Seit Jahren will die Stadt die Martinistraße umbauen, um Fußgänger, Radfahrer und Anwohner weniger Gefahren auszusetzen. Die Umbaupläne sind aber immer wieder aufgeschoben worden, weil anderen Straßenbauprojekten Vorrang eingeräumt wurde. Zuletzt war es die Rheiner Landstraße, deren Kanalsystem die Zusatzbelastung eines geplanten Wohngebiets nicht aufnehmen kann. Stadtbaurat Frank Otte spricht sich dafür aus, möglichst bald mit der Planung für die Martinistraße zu beginnen. Im Gespräch ist dabei eine Verringerung auf nur noch eine Autospur pro Fahrtrichtung und die Einrichtung von Busspuren. Dieses Vorhaben ist in der Politik jedoch umstritten. Eine Radaranlage zur Geschwindigkeitsüberwachung soll in den nächsten Monaten installiert werden.

Für Autofahrer ist die Martinistraße eine schnelle Verbindung in die Innenstadt, für Anwohner ist sie eine Belastung laut, unberechenbar und gefährlich. Seit Jahren will die Stadt die Straße verträglicher gestalten. Aber das Vorhaben wird immer wieder auf die lange Bank geschoben.

Osnabrück. Schon lange steht die Martinistraße ziemlich weit oben auf der Liste der geplanten Bauprojekte. Aber das Geld ist knapp, und wenn es konkret wird, finden sich im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt gewichtige Gründe, andere Straßen vorzuziehen. Meist sind es marode Kanalrohre, die anderswo dringend erneuert werden müssen. Aktuell pusht die Bauverwaltung gerade die Rheiner Landstraße an die Spitze. Dort ist es ein nicht mehr zeitgemäßer Mischkanal, der mit den Schmutzfrachten vom geplanten Wohngebiet am Finkenhügel überfordert wäre. Weil der Wohnungsbau Vorrang hat, rutscht die Martinistraße auf der städtischen To-do-Liste weiter nach hinten.

Mulmiges Gefühl

Annette Schneider und Helmut Büscher ärgern sich über die Vertröstungen, die sie schon seit Jahren von Oberbürgermeister Wolfgang Griesert und Stadtbaurat Frank Otte zu hören bekommen. Das Ehepaar hat die Martinihöfe″ kreiert, die inzwischen zu einer Adresse für Design, Kunst und Gewerbe geworden sind. Wir fühlen uns hier eigentlich ganz wohl″, bekennen Schneider und Büscher als Anwohner der Martinistraße, aber die viel zu hohen Geschwindigkeiten und der Verkehrslärm bescherten ihnen ein mulmiges Gefühl″.

Als Betroffene fordern sie von der Stadt konkrete Maßnahmen für eine Verkehrsberuhigung auf der Martinistraße zum Schutz der Anlieger vor zu viel Lärm, zu hoher Unfallgefahr, zu viel Flächenversiegelung″. Nach ihrer Ansicht sollte es nur jeweils eine Richtungsfahrbahn geben, stattdessen Busspuren und breitere Gehwege.

Nur noch zwei Spuren?

Die Vorschläge liegen tendenziell auf der Linie, die auch der Masterplan Mobilität zum Schutz der Anlieger und der schwächeren Verkehrsteilnehmer vorsieht. Allerdings gibt es im Rat keinen Konsens für eine Planung, die dem motorisierten Individualverkehr Schranken auferlegen würde. Für eine Neuaufteilung des Straßenprofils mit nur noch zwei Auto- und zwei Busspuren plädiert Stadtwerke-Vorstand Stephan Rolfes schon seit Jahren, aber im Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt wurde das Thema bislang nur am Rande behandelt. Stadtbaurat Otte hält es aber für angebracht, in die Planung einzusteigen und über die künftige Gestaltung der Martinistraße zu diskutieren. Angesichts der aktuellen Prioritäten rechnet er frühestens 2019 mit sichtbaren Verbesserungen.

Annette Schneider und Helmut Büscher sind der Ansicht, dass die Stadt den Anwohnern eine zeitnahe Verbesserung schuldig sei. Solange das Geld für den Umbau fehle, könnten Tempo 30, regelmäßige Geschwindigkeitskontrollen und hochwachsende Büsche auf dem Mittelstreifen dafür sorgen, dass langsamer gefahren werde, geben sie zu bedenken.

Nicht nachvollziehbar finden sie zudem, dass die Stadt noch keine Radaranlage zur Geschwindigkeitskontrolle installiert hat, obwohl der Rat im Juni 2016 einen entsprechenden Beschluss gefasst hat. Kurz zuvor hatte es einen schweren Unfall gegeben, bei dem eine Radlerin lebensgefährlich verletzt wurde.

Blitzer kommt später

Stadtbaurat Frank Otte teilt dazu auf Anfrage mit, es habe eine Verzögerung gegeben, weil der Auftrag für die Blitzanlage europaweit ausgeschrieben werden müsse. Das werde in dieser Woche geschehen, und zwar gemeinsam mit einer Erneuerung der Anlage an der Hansastraße. Der Zuschlag sei Ende September zu erwarten. Dann werde es voraussichtlich noch zwei Monate dauern, bis der Blitzer in Betrieb gehen kann.

Bildtexte:
Ein mulmiges Gefühl beim Überqueren der Martinistraße: Helmut Büscher und Annette Schneider fordern, dass die Stadt mehr Sicherheit für Anlieger schafft.

Nach dem schweren Unfall vor einem Jahr soll an der Martinistraße eine Blitzanlage aufgestellt werden.

Fotos:
Elvira Parton

Kommentar:

Monster

Wer jeden Tag ganz selbstverständlich mit dem Auto durch die Martinistraße fährt, wird sich vielleicht an ein paar Bodenwellen stören, über langsame Radfahrer den Kopf schütteln und im Übrigen froh sein, dass es so flott vorangeht. Kein Gedanke daran, dass links und rechts in den Häusern Menschen leben, denen das permanente Vorbeidröhnen Beklemmung und Kopfschmerz bereitet. Menschen, die niemals ihre Kinder vor die Tür zu schicken wagen, weil dort unten ein gefährliches Ungeheuer lauert. Diese Perspektive der Schwachen muss sich die Stadt zu eigen machen und dem Monster die Zähne ziehen.

Die Martinistraße ist nicht die einzige Wohnstraße mit starkem Durchgangsverkehr in Osnabrück, aber die letzte, in der Fußgänger und Radler beinahe schutzlos der Dominanz des Autoverkehrs ausgeliefert sind. Eine gewisse Entspannung verspricht die bevorstehende Neumarkt-Sperrung. Wenn weniger Fahrzeuge unterwegs sind, fühlen sich aber erfahrungsgemäß einzelne Fahrer herausgefordert, mit überhöhter Geschwindigkeit über den Boulevard zu preschen.

Für die Stadt gibt es also viel zu tun. Endlich mit der Ausbauplanung zu beginnen wäre das eine. Und weil das viel zu lange dauert, ist es an der Zeit, auch über kurzfristige Verbesserungen nachzudenken.
Autor:
rll
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