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1.
Erscheinungsdatum:
21.08.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Jobsuche aus der Suchtklinik
Zwischenüberschrift:
Malte B. geht mit seinem persönlichen Bewerbungsschreiben einen ungewöhnlichen Weg
Artikel:
Originaltext:
Jobsuche
ist
schon
für
einen
normalen
Menschen
schwierig.
Aber
Jobsuche
für
einen
Suchtkranken
ist
fast
unmöglich.
Ein
Patient
aus
der
Fachklinik
Nettetal
in
Wallenhorst
hat
deshalb
einen
ungewöhnlichen
Weg
gewählt,
um
wieder
ins
Berufsleben
einzusteigen.
Osnabrück/
Wallenhorst.
Ehrlich
und
gleichzeitig
überzeugend
–
so
soll
ein
Bewerbungsschreiben
normalerweise
sein.
Dieser
Spagat
fällt
sogar
Jobsuchenden
schwer,
die
Ausbildung
oder
Studium
hinter
sich
haben.
Wie
geht
es
da
erst
Menschen,
deren
Lebensweg
nicht
so
geradlinig
verlaufen
ist?
Ein
Beispiel
ist
Malte
B.
Der
28-
Jährige,
der
seinen
vollen
Namen
lieber
für
sich
behält,
lebt
seit
sechs
Monaten
in
der
Fachklinik
Nettetal
in
Wallenhorst.
Teil
seiner
Therapie
ist
es,
sich
auf
das
Berufsleben
vorzubereiten.
In
einer
sehr
persönlichen
Bewerbung
um
eine
Ausbildung
als
Tischler
hat
er
ungewöhnliche
Worte
gewählt.
Ich
bin
ehrlich
gesagt
kein
Freund
von
Bewerbungsschreiben.
Die
Art,
wie
man
dabei
sich
selbst
in
Szene
setzen
und
seine
Vergangenheit
ausschmücken
muss,
hat
mich
schon
immer
gestört.
Ich
bin
nicht
perfekt
und
werde
nicht
versuchen,
Sie
davon
zu
überzeugen.
Wer
so
schreibt,
der
hat
nichts
zu
verlieren
und
viel
zu
gewinnen:
Die
Fachklinik
Nettetal
ist
ein
Rehabilitationszentrum
für
Männer,
die
abhängig
sind
von
illegalen
Drogen.
Viele
der
37
Patienten
haben
zusätzlich
psychische
Erkrankungen.
Bei
der
bis
zu
sechsmonatigen
Behandlung
in
der
Einrichtung
steht
vor
allem
die
soziale
Integration
im
Vordergrund.
„
Arbeit
und
Beruf
sind
dabei
immer
wieder
Thema″,
sagt
Chefärztin
Elke
Sylvester,
„
sie
spielen
eine
wichtige
Rolle
für
das
spätere
Leben
unserer
Rehabilitanden.″
In
den
letzten
Jahren
war
ich
damit
beschäftigt,
meine
sozialen
Ängste
in
den
Griff
zu
bekommen.
Die
Wahl
eines
Berufes
und
das
Absolvieren
einer
Ausbildung
waren
in
dieser
Zeit
erst
mal
auf
Eis
gelegt.
Ich
war
mir
in
der
Vergangenheit
nie
sicher,
welchen
Beruf
ich
später
einmal
ausüben
möchte.
Es
gibt
einen
Zusammenhang
zwischen
Abhängigkeit
und
Arbeitslosigkeit,
davon
ist
Malte
B.
überzeugt:
„
Arbeit
schafft
Struktur,
Identität
und
Erfolgserlebnisse.″
Er
selbst
hat
in
der
Fachklinik
wieder
festgestellt,
dass
sich
Freizeit
erst
richtig
genießen
lässt,
wenn
sie
in
Abgrenzung
zur
Arbeitszeit
steht.
Vor
der
Behandlung
hat
der
28-
Jährige
„
recht
erfolglos
studiert″
und
sich
etwas
Geld
mit
Gelegenheitsjobs
dazuverdient.
Zuletzt
haben
ihm
das
aber
insbesondere
seine
sozialen
Ängste
erschwert.
„
In
einem
Raum
mit
anderen
Menschen
zu
sein,
sich
zu
unterhalten
und
Augenkontakt
aufzubauen,
das
wäre
vor
der
Behandlung
nicht
möglich
gewesen″,
beschreibt
seine
Therapeutin
Nina
Rieskamp.
Praktische,
körperliche
Arbeit
sagt
mir
besonders
zu.
Seit
Februar
dieses
Jahres
nehme
ich
an
einer
arbeitsorientierten
Therapie
teil,
in
deren
Rahmen
ich
die
Möglichkeit
hatte,
den
Beruf
des
Tischlers
näher
kennenzulernen.
Durch
diese
Erfahrung
bin
ich
nun
zu
dem
Entschluss
gekommen,
dass
ich
diesen
Beruf
gerne
erlernen
möchte.
Malte
B.
musste
in
der
Fachklinik
hart
an
sich
arbeiten,
um
seine
Ängste
zu
überwinden
und
abstinent
von
Drogen
zu
leben.
Geholfen
haben
ihm
die
Gesellschaft
der
anderen
Patienten
und
die
Arbeit
in
der
Holzwerkstatt
der
Fachklinik:
Löcher
bohren,
schleifen
und
zuschneiden,
all
das
konnte
Malte
unter
Anleitung
von
Therapeuten
und
gelernten
Handwerkern
ausprobieren.
Über
mehrere
Wochen
nahmen
so
unter
anderem
ein
hölzernes
Treppengeländer
und
Bänke
für
den
Außenbereich
der
Anlage
Gestalt
an.
Die
Arbeit
hat
für
B.
auch
eine
emotionale
Komponente:
„
Mein
Vater
ist
auch
gelernter
Tischler.
Ich
trage
viel
von
ihm
in
mir,
da
liegt
es
wohl
nahe,
dass
wir
ähnliche
Interessen
haben.″
Was
mir
am
meisten
Spaß
gemacht
hat,
war
das
genaue
Planen
von
Arbeitsschritten
und
das
damit
verbundene
Erfolgserlebnis,
wenn
dadurch
am
Ende
alles
genau
so
passt,
wie
ich
es
mir
vorgestellt
hatte.
Auch,
dass
man
als
Tischler
nie
ausgelernt
hat,
spricht
mich
sehr
an.
Gegen
Ende
der
Reha-
Zeit
war
es
Therapeutin
Nina
Rieskamp,
die
Malte
B.
während
einer
Therapieeinheit
bat,
ein
Bewerbungsschreiben
für
seinen
Wunschberuf
zu
verfassen.
Als
er
die
erste
Abgabefrist
verstreichen
ließ,
riet
sie
ihrem
Patienten:
‚
Schreib
erst
mal
einfach
nur
drauflos!
′
Das
Ergebnis
berührte
und
überraschte
Rieskamp
gleichermaßen.
„
Das
Schreiben
entspricht
überhaupt
nicht
den
Formalien,
aber
es
ist
beeindruckend
offen
und
macht
neugierig
auf
den
Menschen,
der
sich
dahinter
verbirgt″,
so
ihr
Urteil.
Sie
entschied,
Malte
nicht
in
das
strenge
Korsett
einer
schulbuchmäßigen
Bewerbung
zu
zwingen.
Natürlich
weiß
Rieskamp,
dass
ein
solches
Bewerbungsschreiben
auch
Risiken
birgt:
„
Ich
weiß
nicht,
wie
Unternehmer
aus
dem
Handwerk
auf
so
ein
Schreiben
reagieren.″
Werden
sie
neugierig,
so
wie
Rieskamp
selbst?
Oder
lassen
sie
lieber
die
Finger
von
jemandem,
der
offensichtlich
Probleme
hat?
Normalerweise
rät
sie
ihren
Patienten,
„
nicht
mit
der
Tür
ins
Haus
zu
fallen″
und
die
eigene
Geschichte
erst
nach
und
nach
zu
erzählen.
Menschen
mit
Suchterkrankungen
werden
gerade
im
Berufsleben
häufig
stigmatisiert,
weiß
die
Arbeitstherapeutin:
„
Sie
werden
mit
bestimmten
Eigenschaften
assoziiert:
Sie
klauen,
sind
unzuverlässig,
werden
häufig
krank
oder
halten
keine
Belastungen
aus.″
Was
ich
auf
jeden
Fall
noch
lernen
muss,
ist,
unter
Zeitdruck
zu
arbeiten.
Ich
bin
natürlich
inzwischen
nicht
mehr
der
Jüngste,
dafür
aber
sehr
motiviert
und
fest
entschlossen,
mein
Leben
in
die
richtigen
Bahnen
zu
lenken.
Ich
hoffe,
dass
Sie
mir
die
Chance
geben,
Sie
in
einem
persönlichen
Gespräch
von
mir
zu
überzeugen.
Wie
Malte
B.s
Bewerbungsschreiben
ankommt,
wird
sich
noch
zeigen.
Abgeschickt
hat
er
es
noch
nicht.
Nach
seiner
Reha
im
Nettetal
will
er
sich
ein
weiteres
Jahr
Zeit
nehmen,
um
stabiler
zu
werden:
„
In
meiner
Situation
kann
eine
Vollzeitstelle
genau
das
Richtige
sein,
oder
es
kann
total
nach
hinten
losgehen.″
Das
bedeutet:
Alte
Verhaltenmuster
können
wiederkehren,
die
Angst
ihn
wieder
heimsuchen,
vielleicht
würde
er
rückfällig.
Um
dieser
Gefahr
aus
dem
Weg
zu
gehen,
wird
Malte
vorerst
in
das
Carl-
Sonnenschein-
Haus
am
Osnabrücker
Knappsbrink
einziehen.
In
der
betreuten
Wohneinrichtung
ist
er
von
Ansprechpartnern
umgeben,
die
bei
Problemen
des
Alltags
weiterhelfen
–
zum
Beispiel,
wenn
es
negative
Rückmeldungen
auf
Bewerbungsschreiben
geben
sollte.
Außerdem
kann
Malte
an
Arbeitsmaßnahmen
am
Beruflichen
Trainingszentrum
des
Handwerks
teilnehmen,
sich
weiter
ausprobieren,
ein
Praktikum
machen.
Für
den
Moment
ist
Malte
damit
zufrieden.
„
Ich
hatte
meine
Hoffnungen
für
die
Zukunft
eigentlich
schon
aufgegeben.″
Bildtext:
So
selbstbewusst
wie
auf
diesem
Bild
konnte
sich
Malte
B.
nicht
immer
zeigen.
In
der
Holzwerkstatt
der
Fachklinik
Nettetal
hat
er
zu
sich
selbst
gefunden.
Foto:
Gert
Westdörp
Zusammenhang
zwischen
Abhängigkeit
und
Arbeitslosigkeit
Die
Daten
des
Fachverbandes
Sucht
deuten
darauf
hin,
dass
es
einen
indirekten
Zusammenhang
zwischen
Abhängigkeit
und
Arbeitslosigkeit
gibt.
Der
Verein
erfasst
in
seiner
Basisdokumentation
jährlich
die
Daten
von
95
Mitgliedseinrichtungen
deutschlandweit.
In
die
aktuelle
Ausgabe
von
2015
sind
Informationen
von
über
20
000
Patienten
eingeflossen
–
auch
aus
der
Fachklinik
Nettetal.
Demnach
sind
rund
73
Prozent
der
Drogenabhängigen
in
der
Altersgruppe
von
25
bis
40
Jahren
vor
Beginn
der
Behandlung
in
einer
Fachklinik
arbeitslos.
Am
Ende
des
Aufenthalts
sind
es
sogar
81
Prozent.
Die
Steigerung
zieht
sich
durch
alle
Kohorten.
Neben
einer
Kündigung
während
der
Reha-
Maßnahme
können
laut
Studie
auch
auslaufende
Arbeitsverträge
oder
therapeutisch
notwendige
Wohnortwechsel
Gründe
für
einen
Arbeitsplatzverlust
sein.
Gleichzeitig
sind
fast
90
Prozent
der
Männer
und
Frauen
trotz
ihrer
Suchterkrankung
nach
der
Therapie
wieder
arbeitsfähig.
Der
Fachverband
geht
davon
aus,
dass
„
die
Erwerbsarbeit
für
die
Überwindung
einer
Suchtproblematik
im
Sinne
der
nachhaltigen
Sicherung
der
Abstinenz
und
Lebenszufriedenheit,
beispielsweise
nach
einer
erfolgten
Suchtbehandlung,
von
zentraler
Bedeutung
ist″.
Autor:
Louisa Riepe