User Online: 1 | Timeout: 11:47Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Siehe, ein Mensch!
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Fotograf löst mit Porträt eines Obdachlosen Welle der Hilfsbereitschaft aus
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Porträt eines Obdachlosen in Wuppertal, fotografiert von dem Osnabrücker Hobbyfotografen Daniel Lampert. Es handelt sich nicht um das Foto von Björn K., das auf Facebook tausendfach geteilt wurde und eine Welle der Solidarität ausgelöst hat. K. bat den Fotografen darum, auf eine weitere Veröffentlichung seines Fotos zu verzichten.

Der Osnabrücker Daniel Lampert fotografiert Obdachlose um sie als Menschen wahrnehmbar zu machen. Seine Geschichte über einen 33-Jährigen mit erschütternder Vergangenheit löste riesige Hilfsbereitschaft aus.

Osnabrück/ Wuppertal. Ein Porträtfoto in Schwarz-Weiß, eine Geschichte, im persönlichen Ton erzählt mit diesen einfachen Mitteln hat der 21-jährige Osnabrücker Fotograf Daniel Lampert eine regelrechte Lawine der Solidarität ausgelöst: Seine Bildgeschichte über den Obdachlosen Björn K. erreichte auf Facebook 257 000 Menschen. In K..s Stadt Wuppertal bündelt nun eine Gruppe befreundeter Bürger ihre Kräfte, um dem 33-Jährigen nachhaltig zu helfen.

Daniel Lampert, geboren in Hagen am Teutoburger Wald, sagt: Mir geht es um das Menschliche. Die Leute sollen sich wieder wahrnehmen, sich in die Augen sehen und einander zuhören.″ Normalerweise nimmt der Hobbyfotograf Aufträge für Porträt- und Modefotos an. Die Arbeit mit Obdachlosen sei etwas ganz anderes: Mit Fotografie kann ich mehr machen, als nur schöne Leute abzubilden. Ich kann was bewegen.″

Das ist ihm gelungen. Tagelang haben sich engagierte Wuppertaler inzwischen mit Björn K. auf Ämtern vorgestellt, um ihm eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Eine Therapie für den 33-Jährigen wurde bereits organisiert, Wohnung und Sozialleistungen stehen in Aussicht.

Helfer Marcus Kiesel beschreibt, wie Lamperts Fotostory bei ihm auf fruchtbaren Boden fiel: Ich hatte Björn K. schon beobachtet und ihm auch mal was in sein Kartönchen gesteckt. Er wirkte in sich gekehrt. Und drei Tage später habe ich seine Geschichte auf Facebook gelesen.″ Zusammen mit einem Freund sei ihm schnell klar gewesen, dass sie etwas für Björn K. tun könnten. Weitere Helfer seien dazugekommen. Und sie seien nicht einmal die Ersten gewesen: Es hatten schon mehrere das Posting auf Facebook gesehen.″

Björn K.s Lebenserzählung schilderte Daniel Lampert in seinem Text so, wie er sie selbst von ihm gehört hatte. K. berichtete ihm, wie vor vier Jahren seine Tochter starb, was ihn aus der Bahn warf und seine Beziehung beendete. Dann kam der Rückfall zu den Drogen, die er in seiner Jugend nach der Trennung seiner Eltern kennengelernt und eigentlich schon hinter sich gelassen hatte.

Wie verloren dieser Mann in der Wuppertaler Fußgängerzone saß das habe ihn neugierig gemacht, erinnert sich Daniel Lampert, der die Wochenenden in der Stadt im Bergischen Land verbringt, weil dort seine Freundin lebt. Er schrieb, wie er dem Obdachlosen eine Zigarette anbot und ein Gespräch mit ihm begann. Sein Stil kam an. Lampert sagt: Viele haben mir geschrieben, dass es sie wegen der Art berührt, wie ich es erzählt habe.″

Es mache ihm Spaß, Leute zu fotografieren, seitdem er das erste Mal eine Kamera in der Hand hatte, erzählt der junge Mann. Zum Schreiben habe ihn sein Deutschlehrer an der Osnabrücker Berufsfachschule im Marienheim ermutigt: Dem hat immer gefallen, wie und was ich schreibe. Der hat gesagt: , Bleib dran!′″

Dass seine Geschichte über Björn K. solche Kreise ziehen würde, damit habe er allerdings nicht gerechnet. Fünf Euro hatte Lampert gezahlt, damit Facebook den Beitrag auf seiner Seite (facebook.com/ daniellampertphotography) auch über seinen Bekanntenkreis hinaus verbreitete. Dann die Überraschung: Es ging schon in der ersten Nacht los. Es ist unfassbar.″ Leser teilten das Posting knapp 2000-mal, kommentierten es und reagierten darauf. Sämtliche Wuppertaler Zeitungen berichten über die Fotogeschichte und über die Hilfsaktion für Björn K.

Der Medienrummel ist den beiden Beteiligten inzwischen zu groß geworden. Björn K. bat Lampert darum, sein Foto nicht mehr zu veröffentlichen. Daran hält er sich natürlich. Und auch er selbst verzichtet fürs Erste darauf, weitere Bilder von anderen Wuppertaler Obdachlosen zu posten. Sein in erster Linie künstlerisch motiviertes Projekt sei zunehmend als regelrechte Hilfsinitiative″ für wohnungslose Menschen verstanden worden. Und so gerne der Hobbyfotograf, im Hauptberuf Auszubildender bei der Bundeswehr, auch andere Menschen unterstützt das überfordert ihn.

Doch seine Grundidee bleibt: Menschen, die am Rand der Gesellschaft stehen, sollen wahrnehmbar werden. Mit Geschichten und nicht nur mit Plastiktüten.

Bildtext:
Der Osnabrücker Daniel Lampert in der Wuppertaler Fußgängerzone. Hier spricht er Obdachlose an und bittet sie, sie porträtieren zu dürfen.

Foto:
Dirk Lotze
Autor:
Dirk Lotze


Anfang der Liste Ende der Liste