User Online: 6 | Timeout: 14:06Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wenn Raubritter am (Mühl-)Rad drehen
Zwischenüberschrift:
Mühlen in der Region Osnabrück (2): Die Sutthauser Wassermühle
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Bis 1959 wurde in der Sutthauser Wassermühle Korn gemahlen. Heute dient das unter Denkmalschutz stehende Gebäude als Wohndomizil. Einst aber war die Mühle wichtiger Bestandteil des Guts Sutthausen, dessen Besitzer im 16. Jahrhundert mit berüchtigten Raubrittern zu tun hatte.

Osnabrück. Noch immer rauscht es an der ehemaligen Mühle. Das Wasser überwindet die komplett erhaltene Wehranlage, und das riesige Schaufelrad unterhalb wirkt, als könne es sich jeden Moment wieder drehen.

Auf einer Erbteilungsurkunde der Familie Varendorf vom Mai 1407 wird die Sutthauser Mühle erstmalig erwähnt. Zu diesem Zeitpunkt erhob sich auf dem heutigen Gutsgelände eine von Wällen und Gräften umgebene Burg. Bereits 1280 hatte der Ritter Eberhard von Varendorf diese auf dem ehemaligen Hof Sutthausen errichtet. Die Gräfte wurde mit dem Wasser aus der Düte gespeist, welches auch das Mühlrad antrieb. Der als Wasserreserve für die Mühle angelegte Stauweiher wurde als Bestandteil der Burgsicherung genutzt.

Mühlen bildeten schon damals ein wichtiges Wirtschaftsgut, sicherten sie ihren Besitzern doch regelmäßige und vergleichsweise üppige Einnahmen. Die mutwillige Zerstörung von Mühlen galt deshalb auch als besonders effektive Möglichkeit, um den Gegner bei Konflikten zu schwächen. Derartige Mittel waren unter den häufig konkurrierenden Rittersitzen über Jahrhunderte keine Seltenheit, und auch vor Mord und Totschlag schreckten Beteiligte dabei nicht zurück.

Einen häufigen Streitpunkt zwischen Mühlenbesitzern bildete die Vergabe von Konzessionen. Über entsprechende Gesuche hatte der Fürstbischof als Landesherr zu befinden. Dabei ging es immer auch um die Sicherung und Ausweitung von Herrschaftszonen. Mit der Sutthauser Wassermühle verbindet sich eine besonders dramatische Auseinandersetzung, die als Grothaus-Fehde″ dokumentiert wurde.

Deren Ausgangspunkt bildete im Jahr 1549 der Bau einer Mühle auf der Hofstelle des Meyer zu Heringen in Hellern. Bauherr war Otto Grothaus zu Kronenburg aus Tecklenburg, der als Raubritter einen zweifelhaften Ruf genoss. Everd von Varendorf, damaliger Besitzer der Sutthauser Mühle, erhob gemeinsam mit Osnabrücks Bürgermeister Jost Hettlage Einspruch gegen die Baumaßnahmen. Der Osnabrücker Bischof ließ daraufhin das Gebäude einreißen, woraufhin Grothaus Schadenersatz von Hettlage verlangte, der diesen allerdings verweigerte.

In den folgenden Jahren fiel Grothaus immer wieder in die westlichen Gemarkungen des Osnabrücker Stifts ein, plünderte und brandschatzte und ließ unter anderem die Ölmühle in Atter in Flammen aufgehen. Einen trügerischen Frieden konnte der Bischof erst 1550 erzwingen, nachdem er Grothaus′ Ehefrau gefangen genommen hatte. Der Konflikt schwelte allerdings weiter, und es waren Grothaus′ Söhne, die im März 1591 aufseiten einer spanischen Reitereinheit nordwestlich von Bramsche eine Landmiliz attackierten. 300 Bauern starben. Gegen dieses als Blutbad im Gehn″ bekannt gewordene Ereignis nahmen sich die Probleme der Sutthausener Mühlenbesitzer in den folgenden Jahren vergleichsweise harmlos aus.

Neben Streitigkeiten mit Bauern um überschwemmte Wiesen sorgte die unerlaubte Stauung und Ableitung des Dütewassers durch Unbefugte häufiger für Proteste. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schlossen sich mehrere Mühlenbesitzer an der Düte zusammen, um gegen Wasserverschmutzungen durch das Georgsmarienhütter Stahlwerk vorzugehen. 1907 wurde das Mühlengebäude aufgestockt. Zudem wurde eine hölzerne Bokemühle angebaut, die heute allerdings nicht mehr existiert.

In einer dreijährigen Arbeitsphase wurde ab 1981 die Mühle behutsam restauriert und zum Wohnhaus umgewandelt. Zusammen mit der unmittelbar angrenzenden neuromanischen Kapelle und dem 1696 erbauten Herrenhaus bildet dieses heute ein malerisches Ensemble. Mitten hindurch bahnt sich, wie bereits schon zu Zeiten Everd von Varendorfs, die Düte ihren geruhsamen Weg.

Bildtext
Ein idyllischer Ort, der nichts mehr mit dem Mahlen von Korn zu tun hat: die Sutthauser Wassermühle.

Foto:
Christoph Beyer
Autor:
Christoph Beyer


Anfang der Liste Ende der Liste