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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Gewalt an Frauen ist kein Tabuthema mehr
Zwischenüberschrift:
Osnabrücker Frauenberatungsstelle feiert 30-jähriges Bestehen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück ist keine heile Welt. Vergewaltigung, sexuelle Belästigung, Stalking, Schläge, psychische Gewalt: Frauen fallen alldem hier und im Landkreis ebenso zum Opfer wie in jeder anderen Stadt auch. Seit 30 Jahren finden sie Hilfe bei der Frauenberatungsstelle, anonym und kostenlos per Telefon oder persönlich in der Spindelstraße.

Osnabrück. Gewalt gegen Frauen habe es immer gegeben, doch das öffentliche Bewusstsein habe sich verändert, sagt Mitarbeiterin Katharina Wittenbrink, die seit 1988 bei der Frauenberatungsstelle tätig ist. Über Gewalt zu sprechen ist nicht mehr so ein Tabu.″ Nicht nur betroffene Frauen wenden sich an den Verein, sondern immer mehr Dritte, sagt Mitarbeiterin Simone Simon: Lehrer, Eltern Kollegen oder Freunde, die sich um Frauen in ihrem Umfeld sorgen. Dass das Thema Gewalt an Frauen im öffentlichen Bewusstsein präsent ist, ist mit ein Verdienst der Frauenberatungsstelle.

Frauen helfen Frauen

1987 wurde Frauen helfen Frauen″ als kleiner Verein gegründet. Das Osnabrücker Frauenhaus gab es schon seit 1981, aber es wurde deutlich, dass Frauen, die von Gewalt betroffen sind, nicht unbedingt immer Zuflucht suchen″, sagt Wittenbrink. Diejenigen, die beispielsweise unter Trennungen litten, unter Belästigung am Arbeitsplatz oder den Folgen einer Misshandlung, hatten keine Stelle, an die sie sich zwecks Beratung wenden konnten. Darauf haben wir reagiert.″

Alles fing an mit einer einzigen Sozialpädagogin, finanziert über eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme des Arbeitsamtes. Der Kampf für die Finanzierung von Personalstellen und Angeboten ist bis heute Dauerthema. Zuletzt lehnte der Osnabrücker Rat den Antrag auf eine zusätzliche Stelle für die Beratung geflüchteter Frauen ab. Beraten werden sie trotzdem, dementsprechend sehen die Überstundenkonten der Mitarbeiterinnen aus, die ohnehin schon einen psychisch belastenden Job machen.

Trotz aller finanzieller Schwierigkeiten wuchs die Beratungsstelle kontinuierlich, das Angebot ist mittlerweile hoch spezialisiert. Hilfe bei Traumata oder Beratung von vergewaltigten Frauen zählen ebenso dazu wie ein Hochrisikomanagement bei häuslicher Gewalt: Anhand eines Fragebogens, der zusammen mit der Polizei entwickelt wurde, ermitteln die Mitarbeiterinnen, wie gefährdet die Frau ist und ob sie sogar Gefahr läuft, ermordet zu werden. Im Jahr 2000 ging der Frauennotruf ans Netz. Unter der Woche ist von 9 bis 12 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 10 bis 11 Uhr immer eine Mitarbeiterin unter Tel. 05 41/ 8 60 16 26 erreichbar.

Häusliche Gewalt

In den Fällen häuslicher Gewalt, bei denen die Polizei eingreift, greift das Konzept BISS″ (Beratungs- und Interventionsstelle). Die Polizei schickt der Frauenberatungsstelle ein Fax mit einer kurzen Info, was vorgefallen ist. Daraufhin nehmen die Mitarbeiterinnen kurzfristig telefonisch Kontakt zu den betroffenen Frauen auf, klären sie über ihre Rechte auf und bieten Hilfe an. Mehr als 500 Fälle sind es jährlich in Osnabrück. Die Angebote der Beratungsstelle wenden sich aber nicht nur an Frauen, die von Gewalt betroffen sind, der Verein hat das Ziel, die Lebenssituation aller Frauen zu verbessern. Selbstverteidigungskurse, Spieleabende oder Waldwanderungen gehören daher ebenso zum Programm. Ein Drittel der beratenen Frauen kommt aus dem Landkreis Osnabrück.

Frauennotruf, BISS und Beratungsstelle sind in Osnabrück anders als in vielen anderen Städten beim Verein gebündelt. Seit Jahren schon platzt die Frauenberatungsstelle an der Spindelstraße aus allen Nähten. Die Büros im ersten Stock sind eng und überbelegt. Es kommt regelmäßig vor, dass eine Mitarbeiterin in die kleine Küche ausweichen muss, um in Ruhe ein Telefonat zu führen, die Beratungsräume sind durchgängig belegt.

Besserung ist in Sicht: Zurzeit werden Räume im Erdgeschoss des Hauses umgebaut, die die Frauenberatungsstelle künftig nutzen wird. Dann könnten auch Frauen im Rollstuhl direkt vor Ort beraten werden. Das wird dann ein sehr großes Thema sein″, sagt Mitarbeiterin Simone Simon. Frauen mit Behinderung sind einem erheblich höheren Risiko ausgesetzt, Opfer von Gewalt zu werden. Wer im Rollstuhl sitzt, hat zurzeit aber keine Möglichkeit, in die Beratungsstelle zu kommen, die Mitarbeiterinnen dürfen für solche Frauen die Räume einer Anwaltskanzlei in der Süsterstraße nutzen.

Bildtext:
Im Erdgeschoss des Hauses an der Spindelstraße 41 werden für die Frauenberatungsstelle neue Räume hergerichtet. Derweil bereitet sich das Team auf die Jubiläumswoche vor (von links): Marianne Petrich, Sybille Singer-Wilking, Katharina Wittenbrink, Olga Barbje und Simone Simon. Es fehlen Kornelia Krieger und Maria Meyer.

Foto:
Michael Gründel

Programm der Festwoche zum 30-jährigen Bestehen

Am Montag, 25. September, startet die Festwoche mit einem offiziellen Festakt. Bis Samstag, 30. September, finden diverse Schnupperkurse und Vorträge statt: Wen-Do-Schnupperkurs, Schminktipps, Fingeryoga, Singen, Frauenspaziergang, Tag der offenen Tür, Spieleabend und einiges mehr.

Am Dienstag, 26. September, öffnet die Beratungsstelle von 10.30 bis 12 Uhr im Rahmen eines Frauencafés ihre Türen. Alle Angebote richten sich ausschließlich an Frauen und sind kostenlos; die Beratungsstelle bittet aber um Anmeldung und eine kleine Spende. Am 30. September findet die eigentliche Jubiläumsfeier statt, zu der auch Männer Zutritt haben, und zwar im Rahmen des Nachbarschaftsfests Lichter in den Höfen″ im Rosenplatzquartier, von 17 bis 21 Uhr.

Das Veranstaltungsprogramm Neues in Lila″ steht auf frauenberatung-os.de zum Download zur Verfügung.
Autor:
Sandra Dorn


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