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1.
Erscheinungsdatum:
09.08.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Das „kleine Rathaus″ im Wald
Zwischenüberschrift:
Die Heger Laischaft unterhält seit 1948 ein Forsthaus am Rand des Heger Holzes
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
„
Schütter″
ist
die
weit
in
die
Geschichte
der
Laischaften
zurückreichende
Berufsbezeichnung
des
verbandseigenen
Viehhirten.
Seine
Aufgabe
war
es,
morgens
das
Vieh
der
Laischaftsmitglieder
(„
Interessenten″)
aus
der
Innenstadt
hinaus
auf
die
gemeinschaftlich
genutzten
Weidegründe
vor
der
Stadt
zu
treiben,
es
dort
zu
behüten
und
abends
wieder
zurückzubringen.
Eine
Deutungsmöglichkeit
des
Namens
ist
die
des
„
Schützers″
des
Viehs.
Neben
der
Weidetrift
hatte
der
Schütter
aber
auch
darauf
zu
achten,
dass
die
Weidegerechtigkeiten
der
Interessenten
nicht
missbraucht
wurden:
Wer
mehr
Kühe
auf
die
Weide
schickte,
als
ihm
zustanden
oder
wer
unberechtigt
Pferde
grasen
ließ,
musste
damit
rechnen,
dass
diese
Tiere
„
geschüttet″
(weggesperrt)
und
nur
gegen
Zahlung
von
„
Schüttegeld″
wieder
ausgelöst
werden
konnten,
ganz
so,
wie
es
heutzutage
einem
Falschparker
mit
seinem
abgeschleppten
Fahrzeug
ergeht.
Das
Wort
„
verschüttgehen″
knüpft
an
diese
Bedeutung
an.
Sechs
Laischaften
gab
es
im
spätmittelalterlichen
Osnabrück,
die
nach
den
Stadttoren
benannt
waren,
vor
denen
ihre
Weidegründe
lagen.
So
gab
es
neben
der
Heger
Laischaft
die
Natruper,
die
Hase-
,
die
Herrenteichs-
,
die
Johannis-
und
die
Martinianer-
Laischaft.
Diese
Weidegenossenschaften
hatten
die
ummauerte
Innenstadt
und
die
umliegende
Stadtfeldmark
wie
Tortenstücke
untereinander
aufgeteilt.
Mit
dem
Fall
des
Festungsgebots
im
19.
Jahrhundert
und
Siedlungsmöglichkeiten
außerhalb
der
Stadtmauern
verloren
die
Laischaften
ihre
Daseinsberechtigung.
Sie
teilten
den
Laischaftsbesitz
unter
den
Interessenten
auf
oder
verkauften
ihn.
Lediglich
die
Herrenteichslaischaft
–
mit
ihrem
Immobilienbesitz
in
der
Stadt
–
und
die
Heger
Laischaft
–
mit
ihrem
Waldbesitz
in
Gestalt
des
Heger
Holzes
–
widerstanden
der
Abwicklung
und
existieren
bis
heute.
Die
Heger
Laischaft
hielt
an
der
historischen
Bezeichnung
des
Schütters
als
eines
Vieh-
und
Feldhüters
fest,
gab
ihm
nun
aber,
parallel
zu
ihrem
eigenen
Wandel
von
der
Weide-
zur
Waldgenossenschaft,
die
Aufgaben
eines
Waldaufsehers
oder
Försters.
Ein
Förster
braucht
als
Wohn-
und
Dienstsitz
ein
Forsthaus,
das
in
oder
an
den
Forsten
liegt,
die
er
zu
betreuen
hat.
Bis
zur
Mitte
des
vergangenen
Jahrhunderts
hatte
der
Heger-
Laischafts-
Schütter
nur
einen
Wetterschutz
und
einen
Geräteschuppen
am
Heger
Holz,
wohnte
dort
aber
nicht.
Erstaunlicherweise
fand
die
Heger
Laischaft
in
den
Notjahren
nach
dem
Zweiten
Weltkrieg
die
Mittel
und
die
Kraft,
ihm
ein
richtiges
Schütterhaus
zu
bauen,
und
zwar
an
der
Forststraße
Langer
Kamp,
die
seit
1959
Schütterhausweg
heißt.
Treibende
Kraft
war
1948
der
Vorsteher
Heinrich
Hake.
Er
war
von
Beruf
Baumeister
und
Bauunternehmer
und
schaffte
es,
das
notwendige
Baumaterial
zusammenzukungeln
und
Arbeitskräfte
aus
den
Reihen
der
Interessenten
zu
rekrutieren,
um
so
ein
schmuckes
Forsthaus
an
den
Waldrand
zu
stellen.
Von
Anfang
an
war
das
Schütterhaus
nicht
nur
die
Dienstwohnung
des
Schütters,
sondern
auch
der
eigentliche
Sitz
der
Heger
Laischaft,
ihr
„
kleines
Rathaus″.
Der
Traditionsraum,
in
dem
jeden
Monat
die
zwölf
Vorstandsmitglieder
zusammentreten,
atmet
den
Geist
einer
langen
Geschichte.
In
der
Ecke
gegenüber
dem
offenen
Kamin
steht
die
Wolfstrommel,
mit
deren
Schlag
der
Schütter
einst
das
Vieh
zusammentrieb.
Darüber
die
Feuerschutzhelme,
die
an
die
Funktion
der
Laischaft
als
erste
freiwillige
Feuerwehr
erinnern.
Der
schwere
Eichenbalken
über
dem
Kamin
trägt
den
Spruch
„
Red′,
was
wahr
ist,
trink′,
was
klar
ist,
lieb′,
was
rar
ist″.
An
den
Wänden
hängen
Fotos
der
Vorgänger
des
aktuellen
Wort-
und
Buchhalters
Gerd
Gust,
Lagepläne
des
Waldes
mit
allen
zu
unterhaltenden
Wegen
und
Gräben
sowie
den
vorherrschenden
Baumarten
und
nicht
zuletzt
Fotos
der
Großen
Schnatgänge.
Alle
sieben
Jahre
feiert
die
Laischaft
diese
Grenzbegehung
in
Form
eines
Volksfestes
für
die
ganze
Stadt,
der
nächste
findet
im
kommenden
Jahr
statt.
Zusätzlich
gibt
es
jedes
Jahr
den
Kleinen
Schnatgang
als
laischaftsinterne
Veranstaltung.
Auf
den
bleiverglasten
Fensterscheiben
haben
sich
Interessenten
mit
Wappen
und
Sinnsprüchen
verewigt.
Seit
der
grundlegenden
Renovierung
des
Schütterhauses
1996
ist
Michael
Decker
der
diensthabende
Schütter.
Mit
Frau
und
Kindern
bewohnt
er
den
rückwärtigen
Teil
des
Hauses.
Der
50-
jährige
gelernte
Forstwirt
kümmert
sich
um
Forsteinschlag
und
Anpflanzungen,
macht
nach
Windbruch
die
Wege
wieder
passierbar,
nimmt
die
Verkehrssicherungspflichten
wahr,
repariert
die
Sitzbänke,
kontrolliert
die
Schlagbäume,
leert
die
Mülleimer.
Da
aber
die
80
Hektar
des
Heger
Holzes
nicht
eine
volle
Försterstelle
tragen
können,
steht
Decker
mit
einem
Teil
seiner
Arbeitszeit
in
Diensten
des
städtischen
Osnabrücker
Servicebetriebs
(OSB)
und
nimmt
dort
ähnliche
Aufgaben
in
den
Stadtforsten
wie
etwa
am
Schölerberg,
am
Schinkelberg
und
im
Natruper
Holz
wahr.
„
Um
meine
Wohnsituation
werde
ich
oft
beneidet″,
erzählt
Decker,
„
Spaziergänger,
die
hier
vorbeikommen
oder
in
der
‚
Heinrich-
Hake-
Hütte′
gegenüber
Pause
machen,
bieten
an,
mit
mir
tauschen
zu
wollen.″
Deckers
Frau
Heike
hält
ihre
beiden
Pferde
auf
der
Wiese
neben
dem
Schütterhaus
und
ist
auch
für
die
Hühner
zuständig.
Im
Moment
gibt
es
keine,
weil
der
Fuchs
sie
alle
geholt
hat.
Aber
bald
werden
die
Deckers
sich
neue
anschaffen.
Dann
ist
die
Idylle
am
Waldrand
wieder
komplett.
Bildtexte:
Das
Schütterhaus
der
Heger
Laischaft
ist
im
Juni
1953
eine
Station
des
jährlichen
„
Kleinen
Schnatgangs″.
Der
„
Große″
wird
nur
alle
sieben
Jahre
begangen,
erstmals
nach
dem
Krieg
1948,
danach
1955.
So
stellte
sich
der
Architekt
1948
die
Traditionsstube
im
Schütterhaus
vor,
und
fast
genauso
ist
sie
auch
geworden.
Vorsteher
Ingo
Klute
(links)
und
Schütter
Michael
Decker
präsentieren
die
Originalzeichnung,
dahinter
die
historische
„
Wolfstrommel″
des
Schütters.
Die
quergeteilte
„
Klön-
Tür″
des
Schütterhauses
ermöglicht
dem
Schütter
Kommunikation,
ohne
dass
Tiere
hinein-
oder
Kinder
hinauslaufen
können.
Die
behutsame
Renovierung
1996
hat
das
Äußere
des
Schütterhauses
kaum
sichtbar
verändert.
Glasmalereien
sind
in
die
Bleiverglasungen
eingelassen.
Mit
dieser
Bildeinlage
hat
sich
1951
Peitschen-
Wirt
Harry
Albrecht
verewigt.
Das
1948/
49
im
Stil
eines
Forsthauses
errichtete
Schütterhaus
am
Südrand
des
Heger
Holzes
beherbergt
den
Repräsentations-
und
Tagungsraum
der
Heger
Laischaft
und
im
hinteren
Gebäudeteil
die
Wohnung
des
Schütters.
Foto:
NOZ-
Archiv,
Joachim
Dierks
Autor:
Joachim Dierks