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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Was passiert mit dem Müll aus dem gelben Sack?
 
In Verruf geraten
Zwischenüberschrift:
Ab in die Tonne. Und dann? So sieht der Verpackungsmüll-Kreislauf aus
 
Warum ist die Plastiktüte eigentlich so unbeliebt?
Artikel:
Kleinbild
 
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Originaltext:
Leere Joghurtbecher, Styropor und Folien die Kunststoffvielfalt in unserem Alltag kennt kaum Grenzen. Aber was passiert mit dem Verpackungsmüll aus dem gelben Sack oder der gelben Tonne?

Osnabrück. Die Verwertung fängt mit der Abholung der gelben Säcke oder der gelben Tonne an. Die verschiedenen Kunststoffarten werden nicht wieder mit dem Restmüll vermischt so viel steht fest.

Aber auch nicht alles kann wieder recycelt werden. Viele brauchen noch ein bisschen Nachhilfe in Sachen Mülltrennung. Wir finden oft Windeln darin oder Tierkadaver ″, sagt Kay Stöcker. Er ist Fahrer und holt die Verpackungen im Landkreis ab. Nicht selten hat er morgens um sechs Uhr schon mal Diskussionen mit Anwohnern über die Befüllung des Wertstoffsacks oder der Tonne.

Die Awigo kümmert sich um die Müllentsorgung im Landkreis Osnabrück. Gemeinsam mit der Firma Städtereinigung Holtmeyer aus GMHütte betreibt die Awigo die Regos Recyclingsgesellschaft Osnabrücker Land. Sie hat seit 2010 den Auftrag für die Sammlung der Verpackungsabfälle im Landkreis.

In Georgsmarienhütte kommen Stöcker und seine Kollegen mit voll beladenen Wagen auf dem Gelände der Awigo an. In einer Halle wird der Lkw entleert. Sieben Lkw laden pro Tag bei der Awigo den Verpackungsmüll ab, das sind ungefähr 60 Tonnen pro Tag. Nach Angaben von Daniela Pommer, Pressesprecherin der Awigo, sind das umgerechnet 40 Kilogramm Verpackungsmüll pro Person pro Jahr. Der Plastikmüll aus dem Landkreis wird schließlich nach Porta Westfalica, Gescher oder Bassum gebracht. Dort sitzen die Firmen, die die Kunststoffe weiter verarbeiten.

Ab in die Sortieranlage

Sie haben spezielle Sortieranlagen. In einer sogenannten Leichtstoffsortieranlage werden die verschiedenen Verpackungen aus dem Wertstoffsack in einzelne Plastik-Fraktionen unterteilt. In der Sortieranlage in Porta Westfalica werden im Jahr 100 000 bis 115 000 Tonnen Leichtverpackungen also die Verpackungen, die im gelben Sack oder der Tonne landen sortiert. Grundsätzlich können alle Kunststoffarten nach einer entsprechenden Sortierung gut recycelt werden″, sagt Boris Ziegler, Pressesprecher von Tönsmeier in Porta Westfalica. Die unterschiedlichen Plastiksorten werden zu Ballen gepresst.

Von dort aus gehen sie beispielsweise zu der Firma mtm plastics in Niedergebra. Dort werden alle Kunststoffe auf eine einheitliche Größe geschreddert und von Fremdstoffen wie Papier, Metall, Glas oder Holz befreit und dann gewaschen.

Das erhitzte und verschmolzene Plastik und wird schließlich zu Granulat verarbeitet. Aus den kleinen Plastikkörnchen kann dann wieder etwas Neues entstehen: Farbeimer, Körbe oder Blumentöpfe zum Beispiel. Das klingt erst einmal gut, aber nicht alle Kunststoffverpackungen können wiederverwertet werden. Derzeit werden etwa 40 Prozent der Gesamtmenge recycelt, das neue Verpackungsgesetz schreibt ab 2019 eine Quote von 50 Prozent vor. Bei den verbleibenden 50 Prozent ist allerdings zu beachten, dass sich davon 30 Prozent gar nicht für das Recycling eignen″, so Ziegler.

Im Jahr 2014 landeten 44, 1 Prozent in Müllverbrennungsanlagen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Ein Grund, warum das sogenannte duale System in Deutschland in der Kritik steht.

Der Grüne Punkt ist vielen ein Begriff. In Deutschland wird seit 1991 der Müll getrennt. Angefangen hat alles mit dem Grünen Punkt. Er wurde 1990 gegründet. 2003 kam es zu einer Wettbewerbsöffnung, die zum Markteintritt von weiteren dualen Systemen führte. Heute gibt es insgesamt zehn Betreiber: Belland Vision GmbH, Der Grüne Punkt, ELS, Interseroh, Landbell AG, Noventiz, Reclay Systems, RKD, Veolia und Zentek.

Aufgabe der dualen Systeme ist es, die Sammlung, Sortierung und Verwertung von gebrauchten Verkaufsverpackungen zu organisieren. Das regelt die sogenannte Verpackungsverordnung. Sie schreibt für alle Verpackungen Verwertungsquoten vor. So sollen mindestens 65 Prozent der gesamten Verpackungsabfälle jährlich verwertet werden.

Mengenstromnachweis

Die Entsorgungsunternehmen melden ihre Sammelmengen an, ebenso die Sortieranlagen ihre Sortiermengen an die dualen Systeme. Mit dem sogenannten Mengenstromnachweis belegen die dualen Systeme jährlich den Landesumweltministerien die ordnungsgemäße Erfassung, Sortierung und Verwertung der Verpackungen. Das System finanziert sich über Lizenzentgelte: Der Handel und die Industrie müssen für die Verpackungen, die sie in Umlauf bringen, bezahlen. Dabei richtet sich die Beitragshöhe nach Materialart und Gewicht. Die Hersteller und Vertreiber rechnen ihre Kosten für das duale System in die Verkaufspreise der Produkte ein. Am Ende zahlt so der Verbraucher das Recycling seiner″ Verpackungen. Nach Angaben der Recyclingunternehmen liegt der Preis bei etwa 1, 90 Euro pro Monat. Doch auch da gibt es Kritik.

Denn es geht um viel Geld: 1, 2 Milliarden Euro sind es, die pro Jahr ins Verpackungsrecycling investiert werden müssen. Das ist die Versuchung groß, sich mit unfairen Mitteln einen Vorteil zu verschaffen. Zum Beispiel: Hersteller melden ihre Verpackung nicht an und sparen damit Lizenzgebühren. Den Anteil solcher Trittbrettfahrer schätzen Experten auf 25 bis 30 Prozent.

Deswegen wird es ab dem 1. Januar 2019 die Stiftung Zentrale Stelle Verpackungsregister in Osnabrück geben. Dort wird künftig das zentral gebündelt, was heute 16 verschiedene Stellen in den 16 Bundesländern mit eher mäßigem Erfolg zu leisten versuchen: die Entsorgung von Verpackungen in gelben Tonnen oder Säcken zu kontrollieren.

Grundlage ist das neue Verpackungsgesetz, das in diesem Frühjahr nach jahrelangem Ringen verabschiedet wurde. Es soll dann eine zentrale Datenbank geben, die alle erfasst, die Verpackungen auf den Markt bringen.

Bildtext:
Plastikberge: Der Verpackungsmüll aus dem Landkreis kommt bei der Awigo an.

Foto:
Michael Gründel

Osnabrück. Plastiktüten werden seit einigen Monaten verdammt. Aber warum ist das eigentlich so?

Jahrelang hat der Verbraucher sorgenlos geshoppt und sein Gut in Plastiktaschen verstaut praktisch, leicht und gegen Regen der beste Schutz für die neuen Klamotten. Mittlerweile sind die Plastiktragetaschen aber verpönt. Es gibt Initiativen, die sie aus den Städten verbannen wollen. Viele Händler verlangen Geld für die Tüten. Doch was ist so schlimm an der bunten Tragetasche?

Die Plastiktüte gilt als Verpackung und kann deswegen in der gelben Tonne oder im gelben Sack entsorgt werden. Doch stopp Tüte ist nicht gleich Tüte. Auf 6, 1 Milliarden Plastiktüten schätzt der Industrieverband Kunststoffverpackungen den jährlichen Verbrauch allein in Deutschland. Davon können knapp 52 Prozent in der Regel nicht wiederverwendet werden. Darunter fallen vor allem kleine Tüten aus Drogerien, Apotheken oder Kaffeeshops. Hinzukommen
3, 1 Milliarden dünne Tüten, die hauptsächlich im Supermarkt ausliegen, um darin Obst und Gemüse zu verpacken. Im Fachjargon heißen sie Hemdchenbeutel.

In Deutschland fallen laut dem Umweltbundesamt im Durchschnitt 65 Plastiktüten pro Einwohner und Jahr an. Das entspricht einem bundesweiten Aufkommen von 5, 3 Milliarden Plastiktüten im Jahr. Problematisch wird es, wenn die Tüten in die Umwelt gelangen.

Plastiktaschen können nach Ansicht von Experten bis zu 450 Jahre überdauern und machen damit der Umwelt und ihren tierischen Bewohnern das Leben schwer. Viele Fische oder auch Seevögel halten die Tüten für Nahrung. Sie fressen das Plastik und sterben daran, weil sie die Tüten nicht verdauen können. Nach Angaben des UN-Umweltprogramms treiben rund 13 000 Plastikpartikel auf jedem Quadratkilometer Meeresoberfläche .

Hergestellt werden Plastiktüten übrigens aus Erdöl, eine endliche Ressource. Doch die Herstellung von Papiertüten und Baumwollbeuteln ist nicht umweltfreundlicher: Während bei der Herstellung einer Papiertüte etwa 60 Gramm Kohlendioxid ausgestoßen werden, sind es bei einer Plastiktüte aus Neugranulat etwa 120 Gramm und bei einer Baumwolltasche sogar 1700 Gramm CO2. Das ergab eine Untersuchung der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Baumwolltaschen rechnen sich erst dann, wenn man sie oft wiederverwendet.

Seit der Entwicklung von Plastik hat die Menschheit nach einer aktuellen Hochrechnung weltweit etwa 8, 3 Milliarden Tonnen davon produziert. Das allermeiste davon befinde sich heute als Müll in der Umwelt, bestenfalls noch auf Deponien, berichten US-Forscher im Fachblatt Science Advances″.

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Gehört hier nicht hin: Die Plastiktüte hat im Meer eigentlich nichts zu suchen, denn dort ist sie gefährlich für die Meerestiere.

Foto:
dpa

Mythen rund um den gelben Sack
Was gehört denn nun in welche Tonne?

Osnabrück. Der gelbe Sack lässt Spielraum bei der Entsorgung, so kommt es zumindest bei vielen Bürgern an. Nicht ohne Grund landen Zementsäcke, Windeln und auch mal Wäschekörbe in dem Recyclingsack. Hartnäckig halten sich gewisse Mythen rund um die Wertstoffentsorgung.

Es wird am Ende doch sowieso alles verbrannt . . .

In Deutschland wird knapp die Hälfte der Verpackungen, die im gelben Sack und in der gelben Tonne gesammelt werden, tatsächlich wiederverwertet. 44, 1 Prozent landeten 2014 stattdessen in Müllverbrennungsanlagen. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen hervor. Die Müllverbrennungsanlagen in Deutschland bieten grundsätzlich einen effizienten Weg, Restabfälle zu entsorgen. Für das Recycling von Verpackungen jedoch stellen sie keine Alternative dar. Jedes Kilogramm Kunststoffverpackungen, das der Verbraucher in den gelben Sack oder die gelbe Tonne gibt, spart gegenüber der Müllverbrennung fast 1, 3 Kilogramm CO2.

Verpackungen müssen vorher ausgewaschen werden . . .

Nein, müssen sie nicht. Die Verpackungen sind, so gut es geht, zu entleeren, also sorgfältig auszukratzen ″, sagt Daniela Pommer, Sprecherin der Awigo. Aber es gilt: je sauberer, umso besser. Ein Auswaschen wird aber nicht verlangt .

Nur Verpackungen mit dem Grünen Punkt dürfen in den Sack . . .

Nein, grundsätzlich gilt: Alle Verpackungen dürfen in den gelben Sack. Die Sache mit dem Grünen Punkt kommt noch aus der Anfangszeit der Mülltrennung. Da gab es nur das eine System den Grünen Punkt.

Plastik ist Plastik alte Zahnbürsten und kaputte Haarbürsten können im Gelben Sack entsorgt werden ...

Plastik ist nicht gleich Plastik vor allem bei der Mülltrennung nicht. Es dürfen nur Verpackungen im Gelben Sack entsorgt werden, dafür zahlen die Unternehmen. Material, das als Verpackung verwendet wurde oder ganz regulär im Haushalt anfällt, gehört in den gelben Sack oder die gelbe Tonne. Beispiele sind etwa das Styropor-Innenleben des Kartons für den PC-Monitor oder Schnipsel aus Versandkartons und ähnlicher Styropor-Abfall. Styropor, das beispielsweise bei der Renovierung anfällt, also als Isoliermaterial verwendet worden ist, gehört in den Restmüll oder in den Sondermüll.

Was ist mit Papier oder Milchkartons?

Viele Verpackungen sind beschichtet. Sie bestehen zwar aus Papier, wurden aber mit einer glänzenden Folie überzogen oder mit Aluminium. Da gibt es einen Reißtest, erzählt Daniela Pommer. Papier reißt ganz gerade ein, so die Expertin. Pizza- und Schokokusskarton dagegen nicht sie gehören in den gelben Sack. Auch Getränkekartons haben in ihrem Inneren meist eine Beschichtung sie gehören auch in den Sack.

Plastiktüten können nicht recycelt werden . . .

Doch, sie werden gehäckselt, gewaschen und getrocknet. Aus dem Material lassen sich dann neue Folien herstellen. Sie sind zwar nicht mehr besonders hochwertig, können aber zum Beispiel als Material für gelbe Säcke verwendet werden.

Was ist mit Deo- und Haarspraydosen, wo entsorgt man sie?

Die Dosen enthalten Plastik, aber auch Metall. Sie dürfen nur restentleert in den gelben Sack geschmissen werden. Wenn noch ein Rest in der Dose bleibt, könne es sein, das sich die Dosen im Lkw entzünden, sagt Pommer. Gerade in den Sommermonaten sei das nicht ungefährlich.

Der Staat zahlt für die Entsorgung . . .

Nein, der gelbe Sack wird durch das duale System finanziert. Der Handel und die Industrie müssen für die Verpackungen, die sie in Umlauf bringen, bezahlen. Und rechnen ihre Kosten für das duale System in die Verkaufspreise der Produkte ein.

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Was darf rein und was nicht? Die Befüllung des gelben Sacks ist nicht immer ganz easy, denn es gibt einige Mythen darum.

Foto:
Michael Gründel
Autor:
Kathrin Pohlmann


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