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1.
Erscheinungsdatum:
08.08.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Osnabrücker reisen nach Çanakkale
Mini-Delegation reist nach Çanakkale
Warum ich zu Hause bleibe
Zwischenüberschrift:
Nur zwei Osnabrücker besuchen das Trojafest in der türkischen Partnerstadt – Geplant waren viel mehr
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Heute
reist
eine
nur
zweiköpfige
Delegation
aus
Osnabrück
in
die
türkische
Partnerstadt
Çanakkale.
Es
ist
eine
Reise
in
Zeiten
der
Krise.
Das
Verhältnis
zwischen
den
Ländern
ist
zerrüttet.
Hält
die
Städtefreundschaft
das
aus?
Eine
nur
zweiköpfige
Delegation
aus
Osnabrück
reist
heute
zum
Trojafest
in
die
türkische
Partnerstadt
Çanakkale.
Was
ist
aus
den
Appellen
der
Ratsfraktionen
geworden,
Çanakkale
in
diesem
Jahr
besonders
zahlreich
zu
besuchen,
um
so
ein
Zeichen
für
die
Städtefreundschaft
zu
setzen?
Osnabrück.
Erinnern
Sie
sich?
Im
Mai
durfte
Çanakkales
Bürgermeister
Ülgür
Gökhan
die
Türkei
nicht
verlassen,
um
zur
Eröffnung
der
Maiwoche
nach
Osnabrück
zu
kommen.
„
Die
türkischen
Delegationsmitglieder
haben
mir
gesagt,
dass
sie
sich
freuen
würden,
wenn
Vertreter
der
Stadt
Osnabrück
anlässlich
des
Troja-
Festes
im
August
nach
Çanakkale
reisen
würden″,
sagte
damals
Oberbürgermeister
Wolfgang
Griesert
(CDU)
–
und
die
Ratsfraktionen
sprachen
sich
für
eine
möglichst
große
Delegation
aus.
Heute
steigen
lediglich
der
SPD-
Ratsherr
Heiko
Schlatermund
und
die
Osnabrücker
Integrationsbeauftragte,
Seda
Rass-
Turgut
in
den
Flieger
–
kein
Vertreter
einer
anderen
Fraktion
ist
dabei,
kein
Bürgermeister.
„
Ich
finde
das
sehr
schade,
weil
ja
verabredet
war,
dass
viele
hinfahren
sollten″,
sagt
Heiko
Schlatermund.
Für
ihn
stand
schon
im
Februar
fest,
dass
er
im
August
nach
Çanakkale
reisen
wolle,
den
Termin
markierte
er
in
seinem
Kalender.
„
Vor
ein
paar
Wochen
hieß
es,
dass
der
Termin
ein
anderer
wäre″,
sagt
er,
letztlich
blieb
es
dann
doch
beim
8.
August.
Schlatermund
führt
die
geringe
Teilnehmerzahl
auf
dieses
Durcheinander
zurück,
nicht
auf
Sicherheitsbedenken.
Im
Juli,
nach
der
Verhaftung
des
deutschen
Menschenrechtlers
Peter
Steudtner
in
Istanbul,
verschärfte
das
Auswärtige
Amt
seine
Reisehinweise
für
die
Türkei.
Doch
schon
vorher
hatten
sich
nicht
mehr
Ratsleute
verbindlich
für
die
Reise
angemeldet.
Laut
Stadt-
Pressesprecher
Sven
Jürgensen
habe
es
vor
der
Sommerpause,
die
dieses
Jahr
schon
früh
im
Juni
begann,
einen
Aufruf
gegeben.
Auch
er
begründet
die
geringe
Teilnehmerzahl
mit
Terminschwierigkeiten.
Die
angespannte
Situation
in
der
Türkei,
wo
seit
dem
Putschversuch
vor
einem
Jahr
Tausende
Regimekritiker
verhaftet
wurden,
macht
sich
trotzdem
bemerkbar.
Der
Bitte
unserer
Redaktion,
mit
der
Städtebotschafterin
aus
Osnabrück
in
Çanakkale
zu
sprechen,
kam
die
Stadt
nicht
nach.
Zu
groß
ist
die
Angst,
dass
die
junge
Frau
durch
irgendeine
Äußerung
in
Schwierigkeiten
geraten
könnte.
Kein
Städtebotschafter?
Am
30.
September
endet
ihre
Amtszeit
in
Çanakkale.
Zum
ersten
Mal
gibt
es
keine
Bewerber
für
ihre
Nachfolge,
so
Jürgensen.
Das
Auswahlverfahren
habe
im
Frühsommer
stattgefunden.
Seit
2005
geht
jedes
Jahr
ein
junger
Osnabrücker
als
Botschafter
nach
Çanakkale
und
umgekehrt.
Mit
den
anderen
Partnerstädten
Angers
(Frankreich)
,
Haarlem
(Niederlande)
,
Derby
(England)
und
Twer
(Russland)
findet
das
Austauschprogramm
schon
länger
statt.
Angst,
willkürlich
verhaftet
zu
werden,
hat
Heiko
Schlatermund
nicht.
Es
ist
nicht
seine
erste
Reise
in
die
Türkei,
er
schwärmt
von
der
türkischen
Gastfreundschaft.
„
Ich
weiß
natürlich,
dass
ich
mich
politisch
zurückhalten
muss.″
Das
Auswärtige
Amt
rät
Türkeireisenden,
sich
in
die
Krisenvorsorgeliste
der
Konsulate
einzutragen
–
Schlatermund
hielt
das
nicht
für
nötig.
Er
habe
aber
volles
Verständnis
für
jeden,
der
wegen
Sicherheitsbedenken
nicht
mehr
in
die
Türkei
reisen
möchte,
Ratsleute
eingeschlossen.
Doch
er
selbst
wolle
ein
Zeichen
setzen.
„
Ich
hoffe
auf
viele
gute
Gespräche
mit
den
Menschen
dort″,
sagt
er.
Es
sei
wichtig
„
das
Pflänzchen
der
Städtepartnerschaftsbeziehungen
am
Leben
zu
erhalten″.
Und:
„
Vielleicht
wäre
das
ein
Anlass,
wieder
einmal
eine
knackige
Bürgerreise
hinzubekommen.″
Çanakkale
im
Nordwesten
der
Türkei
gilt
als
liberale
Stadt.
Der
langjährige
Bürgermeister
Ülgür
Gökhan
gehört
der
sozialdemokratischen
Partei
CHP
an,
die
in
Opposition
zur
AKP
von
Staatspräsident
Recep
Tayyip
Erdogan
steht.
71,
5
Prozent
der
Wähler
in
Çanakkale
stimmten
beim
Verfassungsreferendum
im
April
mit
„
Nein″.
Der
Rest
des
Landes
stimmte
knapp
dafür
und
verlieh
Erdogan
mehr
Macht.
Laut
Jürgensen
soll
die
Zukunft
der
Städtepartnerschaft
mit
Çanakkale
in
dieser
Woche
im
nicht
öffentlich
tagenden
Verwaltungsausschuss
thematisiert
werden.
Für
die
Delegationsreise
kommt
das
allerdings
zu
spät.
Bildtext:
Was
den
Osnabrückern
ihre
Maiwoche,
ist
den
Menschen
in
Çanakkale
ihr
jährliches
Trojafest.
Das
historische
Troja
liegt
37
Kilometer
von
Osnabrücks
türkischer
Partnerstadt
entfernt.
Foto:
Désirée
Therre
Reporter
nicht
unterwegs
Statt
Reportagen
aus
der
Türkei
lesen
Sie
von
NOZ-
Redakteurin
Sandra
Dorn
einen
Bericht
in
eigener
Sache.
Ich
wollte
mitfliegen
nach
Çanakkale,
mir
ein
eigenes
Bild
von
der
Lage
in
Osnabrücks
türkischer
Partnerstadt
machen
und
darüber
berichten.
Doch
der
Flieger
startet
ohne
mich.
Angesichts
der
völligen
Unberechenbarkeit
und
Willkür,
mit
der
Staatspräsident
Erdogan
Menschen
unter
irrwitzigen
Terror-
Vorwürfen
einsperren
lässt,
ist
mir
und
meinen
Vorgesetzten
eine
Reise
in
die
Türkei
zu
riskant.
Am
Anfang
überwog
die
Vorfreude.
Als
unsere
Redaktion
im
Mai
beschloss,
dass
einer
von
uns
die
Osnabrücker
Delegation
zum
Trojafest
begleiten
sollte,
musste
ich
keine
Sekunde
überlegen.
Natürlich
wollte
ich
mitfahren.
Ich
war
neugierig
auf
die
liberale
Stadt
im
Nordwesten
der
Türkei.
Wie
ist
die
Stimmung
in
dem
Land,
das
sich
seit
dem
Putschversuch
vor
einem
Jahr
rasant
in
eine
Autokratie
entwickelt?
Ich
wollte
den
sozialdemokratischen
Bürgermeister
Ülgür
Gökhan
kennenlernen,
der
der
Oppositionspartei
CHP
angehört
und
der
im
Mai
nicht
ausreisen
durfte,
um
die
Osnabrücker
Maiwoche
zu
besuchen.
Ich
war
gespannt
auf
die
Zwischentöne
und
darauf
zu
erfahren,
welchen
Stellenwert
die
Partnerschaft
mit
Osnabrück
hat.
Was
sollte
schon
passieren?
Natürlich
hatte
ich
den
Namen
Deniz
Yücel
im
Hinterkopf.
Seit
Mitte
Februar
sitzt
der
deutsch-
türkische
Korrespondent
der
Zeitung
Die
Welt
nun
schon
in
Untersuchungshaft
–
verhaftet
wegen
abstruser
Terrorvorwürfe,
ohne
Beweise,
ohne
Anklage.
Erdogan-
kritische
Berichterstattung
reichte
aus,
ihn
hinter
Gitter
zu
bringen.
Ähnlich
ergeht
es
der
deutschen
Journalistin
und
Übersetzerin
Mesale
Tolu,
festgenommen
am
30.
April.
Aber
an
einer
Lokalredakteurin
aus
Osnabrück
würde
die
türkische
Regierung
ja
wohl
kaum
Interesse
haben.
Oder?
Doch
dann
wurde
im
Juli
der
deutsche
Menschenrechtler
Peter
Steudtner
inhaftiert.
Und
dieser
Fall
passte
so
gar
nicht
ins
Muster:
Kein
Journalist,
der
kritisch
über
Erdogan
berichtet
hatte,
sondern
ein
deutscher
Menschenrechtler,
der
einen
Workshop
zu
IT-
Sicherheit
in
Istanbul
leitete.
Mit
seiner
Verhaftung
wurde
deutlich:
Es
kann
jeden
treffen.
Endlich
verschärfte
auch
die
Bundesregierung
den
Ton,
wenn
auch
viel
zu
spät.
Doch
nicht
die
verschärften
Reisehinweise
des
Auswärtigen
Amtes
waren
ausschlaggebend
für
mich.
Der
Fall
Steudtner
machte
deutlich:
Es
gibt
keinerlei
Regeln,
an
die
man
sich
in
der
Türkei
halten
kann,
um
unbehelligt
durch
das
Land
zu
reisen,
keinerlei
Sicherheit,
nicht
plötzlich
als
Spion
zu
gelten.
Allein
dadurch,
dass
ich
meinen
Job
mache,
laufe
ich
Gefahr,
im
Gefängnis
zu
landen
–
ohne
Chance
auf
eine
faire
Verhandlung.
Touristen,
die
trotz
allem
ihren
Sommerurlaub
in
der
Türkei
verbringen,
sagen,
sie
bekommen
von
all
dem
nichts
mit.
Aber
ich
bin
nun
mal
Journalistin
–
und
Deutsche
noch
dazu.
Was,
wenn
Erdogan
morgen
der
Meinung
ist,
die
Bundesregierung
mit
einer
erneuten
Verhaftung
reizen
zu
wollen?
Was,
wenn
irgendeiner
meiner
türkischen
Gesprächspartner
in
und
um
Osnabrück
aus
den
vergangenen
Jahre
auf
irgendeiner
schwarzen
Liste
steht
–
und
ich
durch
den
Kontakt
gleich
mit?
Mehr
als
20
Deutsche
sind
seit
dem
Putschversuch
vor
einem
Jahr
in
der
Türkei
verhaftet
worden,
neun
befinden
sich
noch
immer
in
Haft.
164
Journalisten
sitzen
zurzeit
in
türkischen
Gefängnissen
fest,
laut
Reporter
ohne
Grenzen
so
viele
wie
in
keinem
anderen
Land
der
Welt.
Bleibt
die
Frage:
Sollten
Journalisten
nicht
jetzt
erst
recht
in
die
Türkei
fliegen,
um
ein
Zeichen
zu
setzen
für
Demokratie
und
Meinungsfreiheit?
Ich
habe
großen
Respekt
vor
jedem,
der
sich
gewissenhaft
vorbereitet
und
den
Mut
dazu
hat.
Ich
habe
ihn
nicht.
Autor:
sdo