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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Wahlkampf der AfD wird zum Spektakel
 
AfD-Spektakel mit Banane und blankem Po
Zwischenüberschrift:
Serge Menga pflegt in Osnabrück die Kunst der Provokation
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der AfD-Kreisverband Osnabrück hat gestern Abend den gebürtigen Kongolesen Serge Menga als Wahlkampfredner in Osnabrück aufgeboten und 30 Zuhörer und 300 Gegendemonstranten auf den Bahnhofsvorplatz gelockt. Menga sagte, er spreche nicht für die AfD, er spreche für ein besseres Deutschland″ und trete ein für ein friedliches Miteinander. Die Demonstranten erreichte der Essener damit aber nicht. Sie pfiffen und trommelten während der einstündigen Kundgebung ohne Pause. Die Polizei hatte die beiden Lager streng getrennt. Vor der AfD-Bühne fand sich eine kleine Gruppe von Zuhörern ein, darunter Ordner, Funktionäre und politisch engagierte Osnabrücker, die aus Neugierde gekommen waren. Der Bahnhofsvorplatz war zum Teil gesperrt, die Busse wurden umgeleitet.

30 Zuhörer, 300 Gegendemonstranten, eine Banane und ein nackter Hintern: Die AfD-Kundgebung mit Serge Menga am Donnerstag in Osnabrück bot inhaltlich wenig Überraschendes. Aber die Rahmenbedingungen waren ungewöhnlich.

Osnabrück. Der 40-Jährige aus dem Kongo sagt, er spreche nicht für die AfD. Er spreche für ein demokratisches Deutschland, für die Freiheit und das friedliche Miteinander. Ich würde auch für jede andere Partei auftreten″, referiert der selbst ernannte Quotenneger″ und zählt Parteien auf von CDU bis zu den Linken. Und er scheut sich nicht, auch die NSDAP in diese Liste aufzunehmen. Die Nazis? Ja, warum denn nicht? Mir geht es darum, Gegensätze zu überwinden.″ Schon da wird deutlich: Provokation ist ein Teil seiner Masche, die ihm so viel Aufmerksamkeit vor allem in den sozialen Medien verschafft.

Der schwarze Nazi″

Wer ist dieser Serge Menga, der Schwatte aus Essen″, der sich später in seiner Rede sogar als schwarzer Nazi″ bezeichnet? Geboren im Kongo, mit fünf Jahren nach Deutschland gekommen, gelernter Industriemechaniker, Lkw-Fahrer, Event-Manager, Fitnessstudio-Betreiber und jetzt Sales Consultant″ Verkaufsberater. Die Kreis-AfD bietet ihn im Wahlkampf auf und lockt damit, gut gerechnet, 30 Zuhörer in den abgesperrten Bereich des Bahnhofsvorplatzes. Von den 30 sind zehn als Ordner oder Parteifunktionäre erkennbar. Andere, vielleicht eine Handvoll, sind, weit fern von der rechten Alternative in Osnabrück, politisch, kirchlich oder gesellschaftlich aktiv und wollen hören, was dieser Menga zu sagen hat. Bleiben etwa 10 bis 15 echte AfD-Sympathisanten, die auch klatschen, als der Kreisvorsitzende Daniel Wolf die Veranstaltung mit fast einstündiger Verspätung eröffnet. Dessen Aufruf zu mehr Demokratie″ geht unter im Pfeifen und Trommeln der 300 Gegendemonstranten, die die Polizei mit einer Hundertschaft und langen Gitterreihen vom Kundgebungsplatz der AfD fernhält.

Das Pfeifen und Trommeln schwillt noch einmal an, als Serge Menga zum Mikro greift. Macht noch mehr Lärm, damit ganz Deutschland weiß, dass der Quotenneger da ist″, ruft er den Demonstranten entgegen. So laut werden nur Könige empfangen.″ Seine Botschaft ist: Redet miteinander, überbrückt Gegensätze, hört immer auch die andere Seite. Zum Beweis verlässt Menga schon nach wenigen Minuten die mobile Bühne der AfD und steuert auf die Demonstranten hinterm Zaun zu. Er hält ihnen das Mikro entgegen und fordert sie heraus: Sagt, was ihr wollt, lasst uns miteinander reden. Das lässt die Polizei aber nicht zu. Nach den Erfahrungen vom Ledenhof, wo bei der jüngsten AfD-Kundgebung AfD-Anhänger und Gegendemonstranten gemischt standen und aneinandergerieten, hat die Ordnungsmacht dieses Mal die Lager streng getrennt.

Ein Zwiegespräch inmitten des Trommel- und Pfeifgetöses? Ein Jugendlicher zeigt, was er von dem Angebot Mengas hält: Er streckt ihm seinen entblößten Po entgegen. Serge Menga wendet sich ab und redet ab jetzt auf Augenhöhe mit seinen Zuhörern. Vor der Bühne. Das Mikro gibt mehrfach den Geist auf, aber das bräuchte der Mann mit der mächtigen Stimme eigentlich nicht, so nah, wie er seinen wenigen Zuhörern jetzt ist. Er redet frei, ohne Mauskript oder Spickzettel, und greift zuweilen auf Vokabular zurück, das ein etablierter Politiker am Rednerpult niemals nutzen würde. Menga spielt mit Klischees, Rassismus und einer gesellschaftlich geforderten Korrektheit. Gern überschreitet er provokativ rote Linien, die er für sich als Quotenneger″ nicht gelten lässt. Im Bäckerladen, so erzählt er, bestellt er gern ein Brötchen explizit mit Negerkuss″ , und seine Kinder beschreibt er als süße kleine Schokokinder″.

Am Ende, als der Applaus der gut 15 Sympathisanten im Protestjubel untergeht, lässt sich Menga eine Banane geben und bewegt sich auf die Gegendemonstranten jenseits der Absperrgitter zu, schält die Frucht und beißt hinein. Das sollte eine Provokation sein″, sagt er hinterher.

Manchen Zuschauer lässt das irritiert zurück. Giesela Brandes-Steggewentz, Linken-Ratsfrau und Bundestagskandidatin der Linken, sagt hinterher, Herr Menga habe auf sie wie ein Clown″ gewirkt.


Bildtexte:
Serge Menga auf dem Bahnhofsvorplatz. Der Schwatte aus Essen″ geht mit einer Banane auf die Gegendemonstranten zu. Ein Angebot zum Dialog, eine Provokation?

Streng getrennt: AfD-Bühne und Demonstranten.

Fotos:
Hermann Pentermann

Kommentar

Grotesk

Was wollte uns die AfD mit dem Auftritt von Serge Menga eigentlich sagen? Dass sie so tolerant und offen ist, dass sogar ein Mann mit afrikanischen Wurzeln und schwarzer Hautfarbe mit ihr sympathisiert? Oder schickte sie den Essener vor, weil der auf Facebook täglich beweist, dass ihn Regeln der politischen Korrektheit nicht interessieren? Genau wie die AfD, wo auch die Provokation zum politischen Handwerkszeug gehört? Motto: Das muss man doch mal sagen dürfen. Das hat die AfD stark gemacht, und dieser Satz ist wohl das einzige Band zwischen Menga und der Rechtspartei. Was bleibt, ist: Wie grotesk das alles. 15 echte Sympathisanten, 300 Demonstranten, viel Polizei, ein abgesperrter Bahnhofsvorplatz und ohrenbetäubender Lärm um nichts.
Autor:
hin


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