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1.
Erscheinungsdatum:
27.07.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Kirchenglocken zu Granathülsen
Zwischenüberschrift:
Juli 1917: Glockenabschied, Mehlsperre, Spielplätze
Artikel:
Originaltext:
Am
Ende
des
dritten
Kriegsjahres
tönt
die
Siegeszuversicht
auf
der
großen
politischen
Bühne
in
Berlin
nicht
mehr
unisono.
Reichskanzler
von
Bethmann
Hollweg
tritt
nach
Differenzen
mit
der
Heeresleitung
zurück.
Und
auf
der
lokalen
Ebene
gibt
es
schon
lange
keine
Kriegsbegeisterung
mehr.
Osnabrück.
Die
einfachsten
Lebensbedürfnisse
zu
erfüllen
ist
schwer
genug.
Und
nun
nimmt
man
den
Osnabrückern
auch
noch
die
Kirchenglocken.
Schon
am
1.
März
1917
hat
eine
Bekanntmachung
des
Kriegsministeriums
die
Beschlagnahme,
Bestandserhebung
und
Enteignung
von
Glocken
aus
Bronze
zur
Sicherstellung
von
Kriegsbedarf
verfügt.
Die
Rüstungsindustrie
braucht
Buntmetalle,
um
daraus
insbesondere
Geschosshülsen
fertigen
zu
können.
Nur
wenn
ein
herausgehobener
geschichtlicher
oder
Kunstwert
durch
einen
Sachverständigen
festgestellt
wird,
kann
eine
Ausnahme
gemacht
werden.
Ebenso,
wo
ein
Geläut
aus
praktischen
Gründen
aufrechterhalten
werden
muss.
Dann
kann
die
leichteste
Glocke
als
sogenannte
„
Läuteglocke″
vorläufig
zurückgestellt
werden.
Die
letzte
Entscheidung
liegt
bei
der
Metall-
Mobilmachungsstelle.
Das
„
Osnabrücker
Tageblatt″
kündigt
für
Sonntag,
14.
Juli,
den
„
Glockenabschied″
an:
„
Von
11.30
bis
12.30
Uhr
werden
die
Glocken
der
hiesigen
ev.
Kirchen
ihr
Festgeläute
zum
letzten
Male
erklingen
lassen,
bevor
sie
ausgebaut
und
dem
Staate
zur
Verfügung
gestellt
werden.
Es
wird
der
Versuch
gemacht
werden,
sie
unversehrt
vom
Turme
herunterzuholen.
Um
sie
alsbald
nach
dem
Kriege
wieder
einbauen
lassen
zu
können
für
den
Fall,
daß
sie
nicht
eingeschmolzen
werden
sollten.″
Es
klingt
also
eine
gewisse
Hoffnung
an,
dass
es
durch
bürokratische
Irrungen
und
Wirrungen
der
Kriegswirtschaft
doch
nicht
zum
Äußersten
kommt.
Auch
kritische
Stimmen
werden
zitiert:
„
Weite
Kreise
sind
der
gewiß
nicht
unbegründeten
Meinung,
daß
man
lieber
zunächst
mit
den
überflüssigen
und
künstlerisch
wertlosen
Zeugen
vergangener
Denkmalswut
hätte
aufräumen
sollen.
Der
Verlust,
der
durch
den
Fortgang
der
Glocken
auf
dem
Konto
‚
Gemütswerte′
entsteht,
ist
unersetzbar.″
Andererseits
wird
die
Bevölkerung
durch
patriotische
Verse
auf
die
Unumgänglichkeit
des
Glockenverzichts
eingestimmt:
„
Lebt
wohl,
ihr
Glocken!
Das
letzte
Mal,
erklingt
eure
eherne
Stimme
zu
Tal.
[. . .]
Ihr
riefet
die
Seelen
zu
Gottes
Altar,
ihr
grüßtet
den
Täufling,
das
bräutliche
Paar.
[. . .]
Nun
ruft
euch
das
heilige
Vaterland!
Nun
werdet
zu
Waffen
in
Kriegers
Hand!
″
Am
21.
Juli
werden
die
Glocken
der
Katharinenkirche
„
aus
dem
Turme
genommen″.
Viele
Schaulustige
verfolgen
das
Abseilen
mittels
Flaschenzugs.
Nur
die
vierte,
die
mittelgroße,
verbleibt
als
Läuteglocke
im
Turm.
An
den
nächsten
Tagen
folgen
die
Glocken
der
weiteren
Stadtkirchen.
Über
Gemüse
debattieren
indessen
die
städtischen
Kollegien.
„
Leider
gab
es
keine
Lichtblicke,
aus
denen
eine
baldige
bessere
Versorgung
der
Wochenmärkte
geschlossen
werden
könnte″,
schreibt
das
„
Tageblatt″.
Die
Gemüseknappheit
ist
bedingt
durch
ungenügende
Zufuhren
aus
dem
(neutralen)
Holland,
seitdem
auch
diese
von
der
Reichsstelle
erfasst
sind,
ferner
durch
eine
schlechte
Ernte
aufgrund
von
Trockenheit.
„
Hilfe
erhofft
man
sich
von
den
mit
holsteinischen
Erzeugern
abgeschlossenen
Lieferverträgen,
als
deren
erstes
praktisches
Ergebnis
gestern
zwei
ansehnliche
Frühkohlköpfe
im
historischen
Friedenssaal
die
Tischrunde
machen
konnten.″
Wenig
erfreulich
klingt
die
Mitteilung,
dass
auch
das
Obst
an
den
Landstraßen,
das
„
Chaussee-
Obst″,
für
die
Marmeladeherstellung
erfasst
werden
soll,
„
ein
neues
Moment
zur
Verschlechterung
der
Obstversorgung
im
früchtespendenden
Herbst″,
wie
die
Zeitung
meint.
Das
Angebot
auf
den
Wochenmärkten
ist
derweil
bescheiden.
Viele
Bauern
beschicken
sie
nicht
mehr,
weil
sie
nicht
mehr
die
erforderlichen
Gespanne
und
Arbeitskräfte
für
den
Transport
in
die
Stadt
haben.
Dazu
kommt,
dass
die
Konsumenten
vielfach
das
Gemüse
vom
Hof
weg
kaufen,
sodass
die
Bauern
es
nicht
mehr
nötig
haben,
zum
Markt
zu
fahren.
Schuld
seien
auch
die
von
der
Preiskommission
festgesetzten
zu
niedrigen
Preise,
durch
die
stellenweise
noch
nicht
einmal
die
Einsaat
gedeckt
werde,
moniert
das
Blatt.
Stadtsyndikus
Reimerdes
begründet
die
Einstellung
der
Mehllieferung
an
Konditoreien:
Alles
verfügbare
Mehl
müsse
bis
auf
den
letzten
Rest
für
die
Brotherstellung
und
damit
für
die
Volksernährung
zur
Verfügung
stehen.
Bürgervorsteher
Brockmann
legt
sein
Wort
für
die
Konditoren
ein,
da
es
sich
nur
um
geringe
Mengen
handele.
Es
gehe
schließlich
nur
um
sechs
Sack
Mehl
von
insgesamt
1100
Sack,
die
wöchentlich
verbacken
werden.
Brockmann
merkt
an,
dass
zum
Beispiel
mit
der
Herstellung
von
Obstkuchen
in
den
Konditoreien
der
Volksernährung
ebenfalls
ein
Dienst
erwiesen
werde.
Damit
werde
keineswegs
nur
den
Interessen
der
sogenannten
besseren
Kreise
gedient.
Dagegen
Bürgervorsteher
Vesper:
Angesichts
des
Kartoffelmangels
müsse
auch
das
geringste
Quantum
zur
Brotbereitung
gespart
werden.
Das
Obst
diene
besser
im
rohen
und
frischen
Zustande
seinem
Zweck,
als
wenn
es
erst
zu
Obstkuchen
verarbeitet
werde.
Der
Vaterländische
Frauenverein
Hasbergen
lädt
zu
einem
Vortragsabend
„
alle
Frauen
und
Jungfrauen
des
Bezirks″
ein.
Wanderrednerin
Fräulein
Elisabeth
Behrend
spricht
über
die
moderne
Säuglingspflege
und
stellt
dabei
ihr
Büchlein
„
Säuglingspflege
in
Reim
und
Bild″
vor.
Motto:
„
Jetzt,
wo
so
viele
Männer
sterben,
darf
ja
kein
Kindlein
uns
verderben!
″
Die
Ledererzeugung
im
Lande
ist
in
erster
Linie
notwendig
für
unsere
Truppen
im
Felde,
mahnt
der
Magistrat
im
„
Tageblatt″:
„
Wir
in
der
Heimat
können
und
müssen
uns
einschränken
und
dürfen
in
den
jetzigen
wärmeren
Monaten
unser
Schuhwerk
nicht
abnutzen.
Wir
müssen
es
für
den
Winter
aufsparen,
um
nicht
in
der
kalten
und
feuchten
Jahreszeit
gezwungen
zu
sein,
ohne
Lederschuhwerk
zu
gehen.″
Andernorts
hätten
sich
das
Barfußgehen
und
das
Sandalentragen
bereits
eingebürgert.
Wer
macht
in
Osnabrück
den
Anfang?
„
Keinem
Verständigen
wird
es
einfallen,
in
dem
Sandalentragen
–
sei
es
mit
oder
ohne
Socken
–
etwas
Unpassendes
zu
sehen″,
meint
der
Magistrat.
Insgesamt
sei
es
ja
löblich,
dass
der
Magistrat
bei
der
Aufstellung
von
Bebauungsplänen
neuer
Stadtgebiete
auch
Spielplätze
vorsehe,
meint
ein
Redakteur
der
„
Osnabrücker
Zeitung″.
Aber:
Mehrere
dieser
Spielplätze
dürften
ihren
Zweck
weit
mehr
als
jetzt
erfüllen,
wenn
die
Stadt
größere
Mengen
Sand
anfahren
ließe.
Die
Erfahrung
lehre,
dass
Kinder
sich
besonders
gern
an
Sandbergen
mit
dem
Bau
von
Burgen
und
Türmen,
Gräben
und
Tunnels
die
Zeit
vertreiben,
während
sie
die
großen
glatten
Spielplätze
langweilig
finden
und
sich
mehr
zum
Straßenleben
hingezogen
fühlen,
von
dem
man
sie
durch
die
Spielplätze
ja
gerade
weglocken
will.
Gewiss
müsse
es
auch
Freiflächen
für
Ball-
und
sonstige
Spiele
geben,
aber
die
größeren
Anlagen
könnten
beiden
Zwecken
dienen.
Als
„
Kahlplätze″,
die
zu
wirklichen
Spielplätzen
gemacht
werden
sollten,
identifiziert
der
Schreiber
die
Spielplätze
Parkstraße/
Rehmstraße,
Sutthauser
Straße/
Brinkstraße
und
Augustenburger
Platz.
Möglichst
bald
sollte
das
passieren,
damit
die
schöne
Sommerzeit
noch
ausgenutzt
werden
kann!
Vor
100
Jahren
Serie
Die
Stadtgeschichte
im
Blick:
Lesen
Sie
mehr
auf
www.noz.de
/
historisch-
os
Bildtexte:
Drei
Glocken
der
Marienkirche
werden
zur
Sammelstelle
abtransportiert.
Sie
hatten
das
Pech,
relativ
jungen
Datums
zu
sein
und
somit
nicht
als
historisch
wertvoll
geschont
zu
werden.
Sie
waren
erst
1880
von
der
Gießerei
J.
J.
Radler
&
Söhne
in
Hildesheim
angefertigt
worden.
Die
mittelgroße
Glocke
wird
auf
dem
Markt
aus
dem
Turm
von
St.
Marien
abgeseilt.
Das
Foto
eines
unbekannten
Fotografen
wurde
entnommen
aus
Wido
Spratte:
„
Bildarchiv
Alt-
Osnabrück,
Band
II″,
Verlag
Wenner
Osnabrück,
1997
Fotos:
NLA
Standort
Osnabrück,
Dep
3b
III,
Nr.
588,
Foto
69e,
unbekannt
(siehe
Bildtext)
Autor:
Joachim Dierks
Themenlisten:
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