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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
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Überschrift:
Nach dem Bärenausbruch: Zoo rüstet auf
 
Zoo rüstet nach Bärenausbruch auf
Zwischenüberschrift:
Mehr Waffen, mehr Munition: So wappnet sich der Zoo Osnabrück für künftige Gefahren
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Ausbruch von Bärin Tips hat es gezeigt: Wenn ein wildes Tier aus seinem Gehege entkommt, kann das tödliche Folgen haben. Um sich für künftige Gefahren zu wappnen, erweitert der Zoo Osnabrück sein Arsenal.

Dazu soll die Anzahl der Waffenschränke auf dem Gelände auf drei erhöht werden. In den einzelnen Depots werde dann auch ein sogenanntes Bärenspray zur Abwehr wilder Tiere aufbewahrt, teilte der Zoo Osnabrück auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Außerdem prüfe der Zoo die Anschaffung eines Netzgewehrs (Net Gun) sowie von Mitteln, die eine Narkose beschleunigen können.

Anlass für die Aufrüstung ist der Ausbruch von Mischlingsbärin Tips am 11. März, der in der Erschießung des Raubtiers durch einen Zoomitarbeiter mündete.

Der Ausbruch von Bärin Tips hat es gezeigt: Wenn ein wildes Tier aus seinem Gehege entkommt, kann das tödliche Folgen haben.
Um sich für künftige Gefahren zu wappnen, erweitert der Zoo Osnabrück sein Arsenal.

Osnabrück. Dazu soll die Anzahl der Waffenschränke auf dem Gelände auf drei erhöht werden. In den einzelnen Depots werde dann auch ein sogenanntes Bärenspray zur Abwehr wilder Tiere aufbewahrt, teilte der Zoo Osnabrück auf Nachfrage unserer Redaktion mit. Außerdem prüfe der Zoo die Anschaffung eines Netzgewehrs (Net Gun) sowie von Mitteln, die eine Narkose beschleunigen können.

Anlass für die Aufrüstung ist der Ausbruch von Mischlingsbärin Tips am 11. März 2017. Das Raubtier, eine seltene Kreuzung aus Braunbär und Eisbär, hatte damals mehrere Zäune überwunden und den Besucherbereich durchstreift, bevor es von einem Mitarbeiter angeblich in Notwehr erschossen wurde. Menschen kamen bei dem Vorfall nicht zu Schaden. Schwachstellen am Gehege wurden kurz darauf beseitigt.

Gleichwohl musste der Zoo wegen seiner Entscheidung, die außer Kontrolle geratene Bärin zu töten, in der Öffentlichkeit viel Kritik einstecken. Der Wissenschaftsjournalist und Tierschützer Colin Goldner beispielsweise drohte mit einer Klage und veröffentlichte wenig später unter der Überschrift Einfach abgeknallt″ in der Tageszeitung taz″ ein Plädoyer gegen Zoos″. Der Zoo Osnabrück wiederum bleibt auch Monate nach dem Ausbruch bei seiner Auffassung, die tödlichen Schüsse seien alternativlos gewesen.

Grundsätzlich ist bei einem Tierausbruch der Einsatz eines Narkosemittels für den Zoo Osnabrück immer die erste Wahl″, stellt Sprecherin Lisa Josef fest. Für den Notfall muss jedoch immer eine entsicherte Waffe griffbereit sein.″ Welche zusätzlichen Möglichkeiten sich böten, um bei Gefahr im Verzug sowohl das Leben der Menschen im Zoo als auch das Leben eines entwichenen Tieres zu schützen, werde zurzeit geprüft.

Vor dem Ausbruch von Bärin Tips hatte der Zoo nach eigenen Angaben Narkosegewehre und Feuerwaffen an zwei strategischen Stellen deponiert, sodass in Notfallsituationen die autorisierten Personen darauf schnell zugreifen können. Nun werde auch an einem dritten Ort ein derartiges Lager eingerichtet, kündigte Josef an. Es handele sich um eine Vorsichtsmaßnahme″, die dem weitläufigen Gelände am Schölerberg geschuldet sei.

Der Zugriff auf die Waffen sei sechs speziell ausgebildeten Personen vorbehalten. Meistens seien bis zu drei oder vier von ihnen zu den Öffnungszeiten im Zoo, mindestens jedoch eine. Diese Personen besitzen einen Waffenschein, einen Immobilisationsschein sowie die Schießerlaubnis. Sie absolvieren ein vierteljährliches Training in Treffsicherheit und Ladefertigkeit″, erklärt Josef.

Für alle Eventualitäten″ schaffe der Zoo Osnabrück ein Bärenspray an, wie es auch in kanadischen Nationalparks verwendet werde. Dabei handele es sich um ein Peperoni-Gel, mit dem man über Entfernung von fünf bis sieben Meter recht zielgenau treffen″ könne. Es ist auch für andere Tierarten als Bären einsetzbar″, versichert die Zoosprecherin. Beim Ausbruch von Tips wäre es jedoch nicht verwendet worden, da es die angreifende Bärin noch aggressiver″ hätte machen können.

Als unwahrscheinlich″ bezeichnet der Zoo es auch, dass eine sogenannte Net Gun geholfen hätte, die Bärin lebendig einzufangen. Der Weg, auf dem sich das Raubtier befunden habe, sei sehr schmal, außerdem von einem Zaun und Büschen begrenzt wie das Zoogelände am Schölerberg generell sehr waldig und hügelig sei. Dementsprechend sei zu bezweifeln, dass das Netz, welches mit einer solchen Waffe verschossen werden kann, sich richtig hätte ausbreiten können. Das Risiko, dass der Bär in der Situation trotz Netz seinen Angriff auf den Mitarbeiter fortführt und sich in Richtung Ausgang weiterbewegt hätte, wäre zu groß gewesen″, sagt Josef. Nichtsdestotrotz überprüft der Zoo die Verwendung von Net Guns für die Zukunft auch in Rücksprache mit anderen Zoos.″

Prüfen will der Zoo Osnabrück auch, wie sich Tiere künftig schneller betäuben lassen. Auf dem Markt sei ein Präparat erhältlich, das die Wirkzeit eines Narkosemittels bei Bedarf deutlich verkürzen könne. Allerdings hätte es damit im Fall von Bärin Tips statt 10 bis 20 Minuten immer noch drei bis sieben Minuten benötigt, bis das Raubtier hätte gesichert werden können″, heißt es. Aus Sicht des Zoos ein zu langer Zeitraum″. Schließlich habe für den Mitarbeiter akute Lebensgefahr bestanden.

Bildtext:
Um in Gefahrensituationen wie dem Bärenausbruch im März besser reagieren zu können, rüstet der Zoo Osnabrück auf. Unser Bild zeigt die auf der Flucht erschossene Hybridbärin Tips (hell) und ihren Bruder Taps im Juli 2015.

Foto:
dpa

Kommentar:

Optionen schaffen

Wenn ein wildes Tier von räuberischer Natur aus seinem Gehege entkommt und dadurch zur echten Gefahr für Leib und Leben von Menschen wird, ist das für einen Zoo der Super-GAU. Insofern handelt der Zoo Osnabrück nach dem Bärenausbruch im März genau richtig, wenn er alles Mögliche unternimmt, um auf solche Katastrophen künftig noch besser reagieren zu können.

Aufzurüsten und das Arsenal sowohl quantitativ als auch qualitativ zu vergrößern ist deshalb nur folgerichtig. Im Fall Tips haben Tierschützer moniert, es seien nicht alle Mittel ausgeschöpft worden, um das entlaufene Tier zu stoppen, ohne es zu töten. Tatsächlich aber gab es zumindest am Ende keine Alternative mehr zum Abschuss. Indem der Zoo künftig eine breitere Palette an Waffen und Munition vorhält oder zumindest ihre Anschaffung prüft, nimmt er nicht nur seine Kritiker ernst, sondern verschafft sich möglicherweise auch neue Handlungsoptionen.
Autor:
sst


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