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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
So kommt das Wasser aus dem Hahn
Zwischenüberschrift:
Aus der Erde in den Hochbehälter in das Leitungsnetz: Stadtwerke Osnabrück versorgen 33 000 Haushalte
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Gerade an heißen Tagen gehört das Wasser aus dem Hahn zu den täglichen Selbstverständlichkeiten für die Osnabrücker. Doch damit das kühle Nass aus der Leitung in die Wohnungen der Menschen fließen kann, müssen die Stadtwerke Osnabrück einiges in Bewegung setzen.

Osnabrück. Wenn das Osnabrücker Trinkwasser aus dem Duschkopf, dem Gartenschlauch oder der Küchenarmatur strömt, hat es bereits einen beachtlichen Weg hinter sich. Der Grund: Mehr als zwei Drittel des Wassers kommen von außerhalb der Stadtgrenzen. In drei Wasserwerken pumpen die Stadtwerke Osnabrück Tausende Liter pro Tag an die Erdoberfläche an zwei Standorten im nördlichen Osnabrücker Land und an einem dritten im Stadtteil Voxtrup.

Jede Anlage hat ihren eigenen Reiz. Düstrup ist wegen der Architektur etwas Besonderes, Thiene aufgrund der schieren Größe. Und Wittefeld ist aus technischer Sicht unglaublich anspruchsvoll″, sagt Joachim Nolte, Anlagenbetriebsleiter bei den Stadtwerken Osnabrück. Die Dreiteilung der Wasserversorgung ist auch der Grund dafür, warum die Osnabrücker je nach Wohnlage unterschiedliches Wasser bekommen.

So werden die Stadtteile Atter, Eversburg, Hellern, Westerberg und Wüste sowie die nördliche Innenstadt durch das Wasserwerk Thiene versorgt, das etwa 20 Kilometer nördlich von Osnabrück liegt und 1957 ans Netz ging. Aus 21 Brunnen werden hier bis zu 800 Kubikmeter Trinkwasser geliefert pro Stunde. Die Empfänger bekommen schließlich ein weiches, natriumarmes Wasser mit einem sehr geringen Nitratwert.

Die Stadtteile Dodesheide, Gartlage, Haste, Schinkel und Widukindland erhalten ihr Trinkwasser dagegen aus dem Wasserwerk Wittefeld. Aus rund 50 Meter Tiefe wird seit 1975 nördlich von Engter Grundwasser gepumpt und technisch aufwendig aufbereitet. Naturbedingt enthält das Grundwasser viel Eisen und Mangan, das durch Flockung und Filterung aufbereitet wird.

Bewohner der Stadtteile Voxtrup, Fledder, Schölerberg, Gretesch, Lüstringen, Nahne, Sutthausen und Kalkhügel und der südlichen Innenstadt erhalten ihr Trinkwasser aus dem Wasserwerk Düstrup im Stadtteil Voxtrup. Von außen erinnert es aufgrund der Jugendstilfassade eher an eine Kurhalle, dennoch wird hier sehr mineralreiches Wasser gefördert. Aufgrund der Bodenbeschaffenheit ist es recht kalkhaltig, gilt seit dem Jahr 2005 aber nicht mehr als hart. Seinerzeit wurde eine deutschlandweit einzigartige Membranfilteranlage eingerichtet, die dem Wasser neben Kalk unter anderem auch Nitrat entzieht.

In allen drei Wasserwerken wird das Trinkwasser aus Dutzenden Metern Tiefe gewonnen im Grunde nach demselben Verfahren: In den wasserhaltigen Schichten des Bodens liegt das mit einem Filter versehene Brunnenrohr in der Schüttung aus Filtersand. Eine Pumpe befördert das Wasser durch das etwa einen halben Meter dicke Brunnenrohr an die Oberfläche ins Wasserwerk.

Hunderte Kilowatt starke Pumpen befördern das Wasser schließlich in drei Hochbehälter in der Stadt. Jedes Wasserwerk hat hierbei wieder seinen eigenen Hochbehälter. Das Wasser aus dem Werk Düstrup gelangt auf den Schölerberg. Den dortigen Wasserspeicher haben die Stadtwerke zwischen 2009 und 2011 sanieren lassen. Stehen geblieben ist seinerzeit nur ein Teil der Jugendstilfassade mit Fresco aus dem Jahr 1907. Innen jedoch ist der Behälter auf dem neuesten Stand der Technik. Viele Spaziergänger auf dem Schölerberg haben uns gebeten, die Fassade zu erhalten″, sagt Stadtwerke-Technikchef Ingo Hannemann.

Die Hochbehälter dienen den Osnabrücker Stadtwerken quasi als Zwischenspeicher auf dem Weg zwischen Quelle und Endkunde. In ihnen wird ständig etwa die Menge an Trinkwasser gespeichert, die die Osnabrücker an einem Tag verbrauchen etwas weniger als 30 000 Kubikmeter. Und warum Hochbehälter? Aus zwei Gründen″, wie Anlagenbetriebsleiter Nolte am Beispiel des Hochbehälters Schölerberg erklärt. Der Behälter liegt auf 120 Meter über Normalnull. Dadurch lässt sich bei der Wasserabgabe ein Druck herstellen, der hier oben noch viermal so stark ist wie in den Hausanschlüssen.″

Aber die Hochbehälter erfüllen noch eine andere Aufgabe: Über den Tag verteilt, ist die Wassernachfrage durch die Osnabrücker stark schwankend. Während morgens zur Duschzeit viel Wasser verbraucht wird, lässt der Verbrauch am Vormittag stark nach. Auch jahreszeitliche Unterschiede gibt es. Diese Schwankungen können die Stadtwerke durch die großen Wasserspeicher puffern.

Die Behälteranlage am Schölerberg besitzt zwei Speicherkammern. Besonders im Hochsommer schätzen Nolte und Kollegen die Arbeit im gewölbeartigen Bauwerk. Grund: Die gleichbleibende Wassertemperatur von neun Grad Celsius kühlt die gesamte Anlage. Durch die niedrige Temperatur können sich Keime und Bakterien nur sehr eingeschränkt vermehren″, sagt Nolte. Messgeräte überprüfen laufend Kennzahlen wie den pH-Wert, die Wasserqualität wird regelmäßig im Labor kontrolliert.

Von den Hochbehältern gelangt das Trinkwasser anschließend über das mehrere Hundert Kilometer lange Leitungsnetz zu den Verbrauchen. Die Stadtwerke Osnabrück beliefern rund 33 000 Hausanschlüsse mit mehr als zehn Millionen Kubikmeter Frischwasser pro Jahr. Den Weg des Wassers können die Mitarbeiter in der Netzleitstelle bis ins Detail nachverfolgen und steuern. Vom Standort an der Liebigstraße können die Spezialisten Pumpen und Schieber regeln, Wasser um Rohrbruchstellen herumleiten und vor allem die Lecks auch ausfindig machen, indem sie die abgegebenen Mengen kontrollieren.

Die Aufgabe der Wasserversorgung ist mit einer großen Verantwortung und daher mit enormem Aufwand versehen″, sagt Technikchef Hannemann. Für die Kunden sei es dagegen eine Selbstverständlichkeit, den Hahn aufzudrehen. Durch die Wasserförderung aus tiefen Erdschichten, die Hochbehälter und weitere Reservebrunnen, die bei Bedarf zusätzliches Wasser ins Netz befördern, komme es auch in heißen Phasen nicht zur Wasserknappheit.

Bildertexte:
Tausende Kubikmeter Wasser werden im Hochbehälter auf dem Schölerberg gespeichert.

Kennen jedes Rohr in den Osnabrücker Hochbehältern: Ingo Hannemann (links) und Joachim Nolte von den Stadtwerken Osnabrück.

Der Hochbehälter am Schölerberg ist als solcher von außen kaum zu erkennen. Zwischen 2009 und 2011 wurde er aufwendig saniert.

Fotos:
Jörn Martens
Autor:
Sebastian Philipp


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