User Online: 6 | Timeout: 01:06Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Sterben die Insekten in Deutschland aus?
Zwischenüberschrift:
Bundesumweltministerium spricht von „dramatischem Rückgang″ um bis zu 80 Prozent – Keine belastbaren Studien
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Anfang der Woche war in vielen Medien vom drohenden Insektensterben die Rede. Hintergrund war die Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion. Gibt es in Deutschland tatsächlich immer weniger Insekten?

Studien zufolge gibt es an Versuchsstandorten dramatische Rückgänge der Insektenbiomasse vom Jahr 1982 bis zum Jahr 2017 um bis zu 80 Prozent″, antwortet das Umweltministerium auf die Anfrage der Grünen-Fraktion. Zahlreiche Untersuchungen würden die massive Abnahme von Insektenvorkommen belegen, heißt es.

Konkret nennt das Ministerium aber lediglich vier publizierte Studien. Eine von ihnen beschränkt sich auf Schmetterlingsarten, die andere auf Bienen. Eine dritte Studie stammt von einem Mitstreiter des Naturschutzbundes Nabu.

Wie aber kommt das Umweltministerium auf 80 Prozent? Bei der vierten Untersuchung haben Insektenkundler des Entomologischen Vereins Krefeld das Gesamtgewicht der gefangenen Insekten zwischen 1989 und 2013 verglichen. Dabei stellten die Vereinsmitglieder Rückgänge von über 75 Prozent fest. Statt 1989 etwa 1, 4 Kilogramm wurden 2013 nur noch knapp 300 Gramm Insekten gefangen.

Der Haken daran: Lediglich an zwei Messstandorten im Krefelder Naturschutzgebiet Orbroicher Bruch haben die Insektenkundler einen Rückgang in dieser Dimension festgestellt. Trotzdem führen Naturschutzverbände ausschließlich diese Forschungsergebnisse aus Krefeld ins Feld und leiten daraus ihre Warnung ab, dass es in ganz Deutschland bis zu 80 Prozent weniger Insekten gebe als vor 30 Jahren.

Auch das SPD-geführte Umweltministerium stützt seine These von den dramatischen Rückgängen″ auf diese dünnen Forschungsergebnisse. Und die beiden weiteren wissenschaftlichen Werke, die zur Untermauerung herangezogen werden, basieren ebenfalls auf den Messergebnissen aus Krefeld, nämlich eine Resolution von Experten der Hymenopterologie″ (Wissenschaft der Hautflügler) und ein offener Brief von Fachverbänden der Insektenkunde.

Stützt sich die Theorie vom Insektensterben″ also nur auf die Ergebnisse eines einzelnen Vereins? Fakt ist: Es gibt keine vergleichbaren Forschungsergebnisse, die zu dem gleichen Ergebnis kommen wie die Krefelder. Einzelne Studien, die für bestimmte Standorte und Insektenarten einen Rückgang festgestellt haben, gibt es aber durchaus zum Beispiel wurde im Wahnbachtal bei Bonn laut Ministerium ein starker Rückgang der Schwebfliegen festgestellt, und die Europäische Umweltagentur (EEA) hat festgestellt, dass von 1990 bis 2011 bei 17 Schmetterlingsarten der Bestand um die Hälfte zurückgegangen ist.

Diese Zahlen mögen die Sorgen der Umweltschützer und ihre Warnungen vor einem Insektensterben erklären. Für ein massenhaftes Sterben aller Insektenarten in ganz Deutschland gibt es aber keine wissenschaftlich fundierten Beweise.
Autor:
Johannes Giewald


Anfang der Liste Ende der Liste