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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Bierfest-Macher ist Osnabrück-Fan
Zwischenüberschrift:
Michael Solms über das Reinheitsgebot, den Craftbier-Trend und gelangweilte Frauen
Artikel:
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Originaltext:
Heute beginnt auf dem Marktplatz das 4. Osnabrücker Bierfest. Bis Samstag stehen zahlreiche Biere zum Probieren bereit. Der Macher des Fests, der Hannoveraner Michael Solms, spricht im Interview über Geschmack, Unterschiede und seine heimliche Heimatstadt.

Was dürfen die Besucher beim Bierfest erwarten?

Noch bessere Qualität, noch interessantere Biere, die Quantität ist ja irgendwann zu Ende, weil wir nicht so viel Platz haben. Aber es gibt noch mehr Kreativbiere und interessante Craftbiere. Wir haben Bier aus Süd-London, wo Brauereien in alten Fabrikhallen wie Pilze aus dem Boden schießen. Da habe ich eine tolle Brauerei entdeckt. Oder Founders, eine Brauerei aus Michigan, wo Autodidakten arbeiten. Eigentlich sind alle coolen Brauer Autodidakten.

Ist das ein Vorteil oder ein Nachteil?

Ich glaube, man kann brauen relativ schnell lernen. Ich kenne viele gute und weltweit anerkannte Brauer, die tolles Bier machen. Founders sind zwei Jungs, die ihr Bier im Hinterhof brauen, so wie Apple in der Garage. Jetzt sind sie die viertgrößte Brauerei in Amerika. Die kaufen alte Kentucky-Whiskyfässer, in denen das Bier ein halbes Jahr reift. Heraus kommt ein tiefdunkel-schokoladiges und kaffeeartiges Bier mit feinen Whiskyaromen.

Was erwarten Sie von der vierten Auflage des Osnabrücker Bierfests?

Osnabrück ist wie Nach-Hause-Kommen. Es ist eines unserer stärksten und freundlichsten Feste, wo man sich immer wieder willkommen fühlt. Es ist hier einfach anders, weil die Osnabrücker anders sind. Wir sind in 15 Städten, aber man sieht die Unterschiede. Der Osnabrücker ist total offen, freizügig und tolerant. Das fällt hier auf. Zudem ist die Atmosphäre herrlich. Die Zusammenarbeit mit der Stadt ist sehr gut, was nicht selbstverständlich ist. Ein Fest mitten in der Stadt zu realisieren ist nicht mehr einfach heutzutage.

Gibt es spezielle Sicherheitsvorkehrungen?

Nein, aber es wurde noch mal verstärkt auf die Fluchtwege geschaut, wo die Sanitäter sind und wo die Security eingebunden wird.

Bier ist in erster Linie ein Genussmittel. Wie achten Sie darauf, dass der Genuss beim Bierfest nicht überstrapaziert wird?

Ganz ehrlich: Wir haben einige Bierfeste gefeiert. Es passiert nichts. Wir legen Wert darauf, dass das Bierfest kein Randalefest ist. Die Spreu trennt sich auch über den Preis vom Weizen. Wir haben zwar am Ende des Tages eine schwere Zunge, aber es gab noch nie Randale. Dazu kommt auch noch, dass wir um 0 Uhr aufhören.

Es gibt Biertrinker, denen ist schon ein Alster völlig fremd. Was sollen die von Bier mit Schokoladen-, Kaffee- oder Balsamico-Geschmack halten? Wie viel Originalität verträgt Bier?

An Menschen, die generell nicht offen sind, beißen wir uns die Zähne aus. Wenn die Menschen aber neugierig sind, dann liegt es an uns, ob wir sie überzeugen können oder nicht. Meistens gelingt uns das. Schönes Beispiel: Der Mann ist ja dem Bier eher zugeneigt als die Frau. Oft probiert er, während sie gelangweilt danebensteht. Dann gelingt es uns aber trotzdem zu 50 Prozent, die Dame zu überzeugen nicht mit herbem, kantigem, sondern mit fruchtigem, leicht hopfigem und süßlich-süffigem Bier. Beim Geschmack ist alles erlaubt, solange es natürlich ist.

Alkoholfreie Biere werden immer beliebter. Haben Sie eine Empfehlung?

Wir haben tschechisches alkoholfreies Bier mit Früchten. Aus England kommen sehr hopfige alkoholfreie Biere. Da wird versucht, das Süße herauszufiltern und die Hopfenaromatik beizubehalten. Im Moment wird in diesem Bereich sehr viel experimentiert. Es gibt auch ein tolles Alkoholfreies aus Hamburg von Oliver Wesseloh, Gründer der Kreativbrauerei Kehrwieder.

Laut Branchenverband der Brauer gibt es 6000 verschiedene Biermarken in Deutschland. Wie soll man da sein Bier finden?

Ausprobieren. Sich damit beschäftigen. Dann wird es zum Hobby, so ähnlich wie beim Wein. Das ist uns Deutschen allerdings noch ziemlich fremd. Viele kaufen eine Kiste Bier und fertig. Es ist unsere Aufgabe, den Leuten zu zeigen, wie faszinierend dieses Getränk ist, wie Bier gebraut wird, welche Leute dahinterstecken. Das macht dieses Thema so spannend.

Spielt das Reinheitsgebot eigentlich noch eine Rolle?

Ich bin da hin- und hergerissen. Ich mag Tradition, aber ich brauche keine sinnlosen Stempel. Oft wird Hopfenextrakt benutzt, das mit dem Reinheitsgebot nichts zu tun hat. Kunststoffkügelchen, die ins Bier gebracht werden, damit es klarer wird, sind grenzwertig. Man sollte das Reinheitsgebot um den Punkt Natürlichkeit″ erweitern. Nur Hopfen, Gerste, Wasser und Malz finde ich zu monoton. Man kann mit verschiedenen Zutaten unheimlich viele Biere machen. 80 Prozent der Biere auf unserem Fest sind aber nach dem Reinheitsgebot gebraut.

Wie lange hält der Craftbier-Trend noch an?

Greg Koch, Vorstandsvorsitzender von Stone Brewing, hat gerade im Süden Berlins eine Brauerei für 23 Millionen Euro gebaut. Er hat gesagt, die Deutschen fangen gerade erst an und belegen noch den letzten Platz in Europa, was das Interesse für Craftbier angeht. Wir stehen gerade mal am Anfang. Wenn ich die Vielfalt des Biers entdecke, warum sollte ich zurück zu protektioniertem Fernsehbier gehen? Ich habe nichts dagegen, dass die großen Brauereien das Thema aufgreifen. Wer es gut macht wie Veltins mit Grevensteiner warum nicht? Nicht nur die kleinen Brauer können gutes Bier brauen.

Bildtext:
Ein alkoholfreies Bier von Störtebeker gönnte sich Bierfest-Macher Michael Solms gestern zum Interview.

Foto:
Michael Gründel

4. Osnabrücker Bierfest

Vom 20. bis 22. Juli findet auf dem Markt das mittlerweile 4. Osnabrücker Bierfest statt. Ausgeschenkt werden weniger die üblichen massentauglichen Industriebiere als vielmehr besondere Biere von Herstellern aus aller Welt, darunter die belgische Delirium-Brauerei mit ihren Starkbieren, die Chouffe-Brauerei aus den Ardennen und die holländischen Brauerei La Trappe mit von Mönchen gebrauten Trappisten-Bieren. Es gibt sogar Bier, das mit schwarzem und rosafarbenem Pfeffer gebraut wird oder mit Chilischoten. Besucher sollten sich darauf einstellen, dass die Preise für solche Spezialitäten teilweise deutlich höher ausfallen als die für ein normales″ Glas Weizen in der Gaststätte oder für einen Becher Pils an einer Bierbude. Das Fest öffnet heute von 17 bis 23 Uhr, morgen von 17 bis 0 Uhr und am Samstag von 14 bis 0 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Ein Bühnenprogramm mit Livebands rundet das Fest ab. Musik kommt heute ab 18 Uhr vom Plattenteller (DJ Stanlee), morgen von der Band Rockkantine″ (ab 19.30 Uhr) und am Samstag von The Kaiserbeats″ (ab 19.30 Uhr).
Autor:
Thomas Wübker


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