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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Plan B für das Einkaufszentrum
 
Einkaufszentrum: Zeit für einen Plan B
 
Nachgefragt: Muss die Stadt ihre Pläne ändern?
Zwischenüberschrift:
Reinhart Richter ergreift die Initiative: Menschen mit Fachwissen und Verantwortung gesucht
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der langjährige Kommunalberater Reinhart Richter will einen Plan B für das Einkaufszentrum am Neumarkt anstoßen. Er sucht Gleichgesinnte für einen bürgerschaftlichen Planungsprozess und hofft auf die Unterstützung der Stadt, etwa bei der Bereitstellung von Daten.

Kommt das Einkaufszentrum am Neumarkt, oder kommt es nicht? Die Zeit ist reif für einen Plan B, meint der langjährige Kommunalberater Reinhart Richter. Er sucht Gleichgesinnte für einen bürgerschaftlichen Planungsprozess.

Osnabrück. Ich glaube nicht, dass ein Einkaufszentrum in Städten unserer Größenordnung und Gemengelage noch gebaut wird″, meint Reinhart Richter. Der Diplom-Kaufmann und frühere Kulturamtsleiter, der Kommunen und Bundesländer in kulturellen Angelegenheiten berät, hält die Stagnation am Neumarkt für höchst gefährlich. Das geplante Einkaufszentrum drohe ein Desaster der Innenstadtentwicklung zu werden, warnt der 78-Jährige. Es sei denkbar, dass nicht nur das Umfeld der Johannisstraße Schaden nehme, sondern auch der Einzelhandel und die Stadt als Ganzes.

Als Alarmzeichen wertet Richter, dass Investor Unibail Rodamco auf einen Ankermieter setzt, der von der Insolvenz bedroht ist, dass der Projektleiter abgezogen wurde und dass eine Normenkontrollklage das Projekt für Jahre verzögern könnte. Weil sich die Stadt an den Investor gebunden habe, werde sie wohl stillhalten, glaubt der Unternehmer. Und damit drohe wertvolle Zeit zu verstreichen.

Richter ist überzeugt, dass jetzt gehandelt werden muss, um die Stadt vor einem Debakel zu bewahren. Deshalb will er Menschen, Organisationen und Unternehmen mit Fachwissen und Verantwortung zusammenbringen, die an einem Alternativkonzept mitwirken wollen. Die Teilnehmer sollten Erfahrungen aus der Architektur, Stadtplanung, Immobilienwirtschaft, Finanzwelt, Bildung, Justiz und Kultur einbringen, lautet seine Überlegung und sich dem Gemeinwohl der Stadt verpflichtet fühlen.

Im Vergleich zu einem gutachterlichen Verfahren biete der von ihm vorgeschlagene bürgerschaftliche Planungsprozess die Chance, schnell und kostengünstig ein qualitätvolles Ergebnis mit örtlichen Sichtweisen zu bekommen. Drei Monate soll der Prozess nach den Vorstellungen des Initiators dauern, die Arbeit will er auf viele fachkundige Schultern verteilen. Mitwirkende müssten bereit sein, ein Arbeitsvolumen im Umfang von drei Tagewerken einzubringen. Am Schluss soll ein Konsens der Beteiligten hergestellt werden. Als treibende Kraft kann sich Reinhart Richter vorstellen, die Südseite des Neumarkts mit der Johannisstraße in ein Bildungs- und Innovationsquartier″ umzuwandeln. Die Nähe zu Universität und Gericht biete viele Nutzungschancen, bemerkt der Kaufmann, und meint damit Einzelhandel und Gastronomie in den Erdgeschossflächen, Räume für Uni und Hochschule, für Existenzgründer, die daraus hervorgegangen sind, Weiterbildungseinrichtungen, flexible Büros, Anwaltskanzleien und viele Wohnungen, auch als Lofts. Mit diesen Gedanken will er das Konzept aber nicht vorwegnehmen.

Obwohl er den Planungsprozess unabhängig von der Stadt voranbringen will, hofft der Initiator auf die Unterstützung städtischer Stellen, etwa bei der Bereitstellung von Datenmaterial. Auch Unibail Rodamco müsse ein Interesse an einem Plan B haben, gibt Richter zu bedenken. Denn wenn das Einkaufszentrum scheitere, würden dem Investor Nutzungschancen für seine Immobilie aufgezeigt. Auch wenn die Renditen möglicherweise etwas geringer″ ausfallen würden, wie er einräumt.

Wer an dem Alternativkonzept mitwirken will, kann sich per Mail bei info@ richter-beratung.de melden.

Bildtext:
Glaubt nicht mehr an das Einkaufszentrum: Reinhart Richter sucht Mitstreiter, um ein Alternativkonzept für das Quartier südlich des Neumarkts auszuarbeiten.

Foto:
Swaantje Hehmann

Kommentar:

Hoffnung

Endlich sagt es mal einer: Wenn Unibail Rodamco nicht liefern kann, wird es höchste Zeit, Alternativen zu entwickeln. Von der Stadt ist nichts zu erwarten. Sie hat sich auf den Center-Investor eingelassen und will jetzt keinen Verrat begehen. Die Frage ist nur, ob sie mit ihrem Stillhalten nicht noch größeren Schaden anrichtet.

Es kann ja sein, dass die Pläne für das Osnabrücker Einkaufszentrum in Düsseldorf noch nicht vom Tisch sind. Die Unsicherheit, die mit jedem weiteren Tag des Zögerns um sich greift, ist aber Gift für die südliche Innenstadt. Und wenn es nicht bald ein klares Signal gibt, könnte sich dieses Gift weiter ausbreiten.

Reinhart Richters Vorstoß macht Mut, dass sich der bedrückende Stillstand überwinden lässt. Auch wenn das Einkaufszentrum nicht kommt, gibt es Hoffnung für das Quartier am Neumarkt.

Osnabrück. Wie soll es weitergehen mit dem Einkaufscenter am Neumarkt und dem Quartier an der Johannisstraße? Wir haben verschiedene Akteure auf ein Alternativkonzept abgesprochen.

Wolfgang Lücke, der Präsident der Universität, legt großen Wert auf ein attraktives Umfeld zum Innenstadtcampus: Wir sind unmittelbare Nachbarn″, betont er und räumt ein, dass er den derzeitigen Stillstand mit Sorge betrachtet. Wenn die Investoren des geplanten Einkaufszentrums von dessen Erfolg überzeugt seien, würden sie das Ding so schnell wie möglich hinstellen″. Falls aus dem Center nichts werde, biete das Quartier Chancen für die Weiterentwicklung der Uni, meint Lücke, für Kunst, Kultur und Wissenschaft. Mit guten Ideen und Pioniergeist lasse sich ein Segment schaffen, auf das die Osnabrücker Appetit haben″. Die Uni werde sich gerne daran beteiligen, zum Beispiel mit einem Wissenschaftsladen. Es bestehe aber weiterhin ein hoher Raumbedarf für die Institute. Und auch für Studentenwohnungen biete sich das Quartier an: Die Studis wohnen gern nah an der Uni!

Georg Gewers wirkte 2005 maßgeblich am Masterplan für die Neumarkt-Entwicklung mit. Der Mitinhaber des Berliner Architektenbüros, der am Carolinum in Osnabrück sein Abitur gemacht hat, findet das geplante Einkaufszentrum zu mächtig″. Der südliche Rand des Neumarkts brauche zwar eine starke Öffentlichkeit, meint Gewers. Aber die Stadt müsse sich fragen, mit welchem Maßstab sie da spielen möchte″, denn es gebe nichts Peinlicheres als ein leeres Einkaufszentrum. Für das Umfeld, speziell die Johannisstraße, kann sich Gewers eine gesunde Mischimmobilie″ mit Büros für Dienstleister oder Uni-Mitarbeiter vorstellen, aber auch Hotels und Wohnungen. Wichtig sei eine kleine Körnung″ mit flexiblen Nutzungen.

Jan Wehberg, ist Mitinhaber des Architekturbüros Lützow 7, das den Gestaltungswettbewerb für den Neumarkt gewonnen hat. Falls sich die Pläne für das Gebiet zwischen Neumarkt und Großer Rosenstraße (also für das Einkaufscenter) ändern sollten, ergäbe sich daraus keine Notwendigkeit, die Planung für den Platz zu ändern, vermerkt der Landschaftsplaner.

Wolfgang Griesert, Oberbürgermeister, will über einen Plan B für das Einkaufszentrum nicht spekulieren. Rat und Verwaltung seien verpflichtet, den mit dem Investor geschlossenen Durchführungsvertrag zu erfüllen und dessen Verwirklichung zu fördern.

Solange Unibail Rodamco seine Verpflichtungen erfülle, verbiete es sich, ohne dessen Einverständnis eine öffentliche Diskussion über Planungsalternativen zu führen – „ auch wenn nach dem bisherigen Zeitverlauf und den Äußerungen des Investors zum Projektverlauf nachvollzogen werden kann, dass die Öffentlichkeit wissen möchte, ob Rat und Verwaltung über Alternativen nachdenken″, wie Griesert vermerkt.
Autor:
rll


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