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1.
Erscheinungsdatum:
17.07.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Klärschlamm bald kein Dünger mehr
Zwischenüberschrift:
Immer stärker mit Mikroplastik belastet – Winzige Partikel kann kein Sieb mehr auffangen
Artikel:
Originaltext:
Jürgen
Peters,
Chef
des
Osnabrücker
Klärwerks,
war
immer
ein
starker
Verfechter
der
Kreislaufwirtschaft.
Wenn
er
sich
jetzt
seinen
Klärschlamm
anschaut,
kommen
ihm
Zweifel.
Immer
wieder
findet
er
Plastikpartikel
in
dem
Material,
das
als
Dünger
auf
die
Äcker
getragen
wird.
Osnabrück.
Dabei
handelt
es
sich
um
sogenanntes
Mikroplastik,
das
beispielsweise
in
Kosmetika
vorhanden
ist
oder
durch
den
Zerfall
von
größeren
Kunststoffprodukten
entsteht.
Jürgen
Peters
ist
ein
nachdenklicher
Mann,
der
keine
unüberlegten
Schlussfolgerungen
in
die
Welt
hinausbläst.
Und
er
ist
ein
erfahrener
Mann,
der
seine
Kläranlage
und
ihre
technischen
Möglichkeiten
kennt
–
ein
Mann,
der
am
Ende
ein
gutes
Produkt
abliefern
will.
Wenn
so
einer
anfängt,
sich
die
Haare
zu
raufen
und
langjährige
Ideale
über
Bord
zu
werfen,
können
alle
anderen
davon
ausgehen,
dass
etwas
dran
ist,
an
dem,
was
er
sagt.
Schon
jetzt
verbrennen
Dabei
geht
Peters
sehr
vorsichtig
mit
seinen
Statements
um.
Zum
Beispiel,
wenn
er
vom
Plastik
im
Klärschlamm
spricht:
„
Es
ist
nicht
gesagt,
dass
wir
jedes
Mal
Plastikteile
finden,
wenn
wir
jetzt
einen
Placken
aufbrechen.″
Und
dann
kommt
es
doch
so.
Peters
hält
ein
Stück
getrockneten
Klärschlamm
in
der
Hand
aus
dem
ein
kleines
blaues
Plastikteil
herausleuchtet.
Ein
Zufallsfund,
aber
einer
mit
Aussagekraft,
denn
er
beschreibt
die
stetig
steigende
Zunahme
von
nicht
klärbaren
Plastikrückständen
in
unseren
Abwässern.
Klärschlamm
muss
verbrannt
werden
Jetzt
versteht
man
auch,
warum
der
Klärwerker
sagt,
sein
Verhältnis
zum
Klärschlamm
habe
sich
geändert.
Der
Osnabrücker
Klärschlamm
ist
qualitätszertifiziert
und
wird
auf
den
Äckern
von
Mecklenburg-
Vorpommern
und
Brandenburg
als
Biodünger
verteilt.
Peters,
der
früher
stolz
war
auf
das
Osnabrücker
Produkt,
sagt
heute:
„
Dieser
Schlamm
ist
nicht
mehr
vorwiegend
Dünger.
Er
ist
eine
Senke,
die
nicht
mehr
auf
die
Äcker
gehört.″
Mittlerweile
plädiert
er
dafür,
den
Schlamm
zu
verbrennen.
Und
zwar
schon
jetzt
und
nicht
erst
ab
2029,
wenn
die
Verbrennung
gesetzlich
vorgeschrieben
ist.(
Weiterlesen:
Kunden
fragen
nicht
nach
Mikroplastik)
Aber
der
Schlamm
steht
ja
am
Ende
der
Prozesskette
im
Klärwerk.
Was
passiert
davor?
Kann
das
Plastik
nicht
ausgefiltert
werden?
Und
vor
allem:
Warum
ist
es
überhaupt
da?
Wo
kommt
es
her?
Beginnen
wir
mit
der
oder
besser
den
Quellen.
Die
zur
Rede
stehenden
Partikel
mit
einer
Größe
von
bis
zu
etwa
fünf
Millimetern
stammen
vor
allem
aus
der
Kosmetikindustrie
aber
auch
von
vielen
anderen
Gegenständen
des
alltäglichen
Bedarfs.
„
Plastik
wird
spröde
und
bricht
zum
Beispiel
beim
Abwaschen″,
beschreibt
Peters
den
Ursprung
dessen,
was
am
Ende
seines
Daseins
den
Leuten
in
den
Klärwerken
der
Republik
Probleme
bereitet.
Die
großen
Teile,
zum
Beispiel
die
Kunststoffdose
für
das
Pausenbrot,
klaubt
der
Mensch
aus
dem
Spülwasser
oder
der
Spülmaschine,
entsorgt
sie
in
der
Mülltone
und
führt
sie
so
im
besten
Falle
dem
Recyclingprozess
oder
der
Verbrennung
zu.
Die
kleinen,
für
das
Auge
schwer
sichtbaren,
Teile
wandern
durch
den
Abfluss
in
die
Kanalisation
bis
zum
Klärwerk.
Was
über
fünf
Millimeter
groß
ist,
fischt
hier
der
Rechen
aus
dem
Wasser.
Alles,
was
kleiner
ist,
und
dazu
gehören
zum
Beispiel
auch
die
vielen
Kunststofffasern
aus
Textilien,
wie
den
beliebten
Fleecepullovern,
wandert
fröhlich
durch
das
Klärwerk,
haftet
sich
an
andere
Teile
zum
Beispiel
Fette
an,
und
wird
so
mit
einem
Mal
zu
biologischem
Abfall,
der
ja
als
Klärschlamm
wiederverwendbar
ist.
Das
unsterbliche
Plastikteil
Ein
anderes
Teilchen
entscheidet
sich
für
einen
anderen
Transporteur
und
landet
in
der
Hase.
Von
dort
geht
es
in
die
Nordsee,
wo
sich
eine
Scholle
das
Teilchen
einverleibt.
Die
Scholle
landet
auf
dem
Mittagstisch
einer
Osnabrücker
Familie
und
ehe
sich
unser
kleines
Plastikteilchen
versieht,
ist
es
wieder
in
der
Kläranlage.
Dort
trifft
es
den
Kollegen,
der
sich
für
den
Weg
über
Brandenburg
zurück
nach
Osnabrück
entschieden
hat.
Durch
die
sieben
Mägen
einer
kerngesunden
Schwarzbunten
hat
es
auf
seinem
Weg
zurück
nach
Eversburg
noch
eine
Molkerei,
einen
Joghurtbecher
und
den
Verdauungstrakt
des
Kleinkindes
in
der
Osnabrücker
Familie
passiert.
Auf
keiner
ihrer
Stationen
wurden
die
beiden
Plastikteilchen
aus
dem
Verkehr
gezogen.
Wovon
die
Menschheit
träumt,
wird
für
das
Plastik
wahr:
die
Unsterblichkeit.
Erstaunlich
ist,
dass
es
für
diese
Partikel
noch
keine
Form
der
Überwachung
gibt.
„
Es
sei
denn
man
macht
das
freiwillig,
wie
die
Kollegen
in
Oldenburg″,
weiß
Peters.
Der
Oldenburgisch-
Ostfriesische
Wasserverband
(OOWV)
hat
eine
groß
angelegte
Studie
zu
den
Plastikpartikeln
im
Klärwasser
in
Auftrag
gegeben
und
seiner
Anlage
in
Oldenburg
als
letzter
Station
im
Klärprozess
noch
ein
Filtertuch
hinzugefügt,
das
auch
Kleinstpartikel
bis
zwei
Millimeter
aus
dem
Wasser
fischt.
Das
löst
das
Problem
aber
in
Peters
Augen
auch
nicht
vollständig,
weil
das
Tuch
zur
Reinigung
zurückgespült
werden
muss.
Sein
Inhalt
landet
damit
im
Klärschlamm,
der
wiederum
nur
verbrannt
werden
kann.
Mithin
findet
die
Kreislaufwirtschaft
auch
bei
diesem
Verfahren
ihr
Ende.
Das
ist
ärgerlich,
weil
der
Großteil
des
Schlamms
ja
eigentlich
noch
sinnvoll
genutzt
werden
könnte.
Früher
waren
die
Pumpen
verstopft
Aber
nicht
nur
Fasern
und
Plastikbruchstücke
finden
sich
in
den
Kläranlagen
wieder.
Auch
die
verschiedensten
Kunststoffzusätze
aus
diversen
Kosmetika
passieren
den
Klärprozess,
ohne
dass
sie
derzeit
wirklich
aufgehalten
würden.
„
Diese
Stoffe
beschreiben
einen
Kulturwechsel″,
sagt
Peters.
Die
Stoffe
seien
nicht
zwangsläufig
toxisch
und
dennoch
stellen
sie
in
Peters
Augen
eine
große
Belastung
dar,
weil
sie
einfach
nicht
aus
der
Umwelt
zu
eliminieren
seien.
„
Wir
müssen
uns
fragen,
ob
das
so
okay
ist
oder
nicht.″
Selbst
wenn
die
Industrie
auf
die
Probleme
reagiere,
wende
sich
das
Blatt
nicht
unbedingt
zum
Besseren.
Pumpen
verstopft
Peters
nennt
als
ein
Beispiel
feuchtes
Toilettenpapier.
Über
lange
Jahre
sei
es
als
langfaseriges
Material
im
Klärwerk
aufgetaucht
und
habe
die
Pumpen
verstopft.
Dann
seien
die
Hersteller
dazu
übergegangen,
kleinfaserige
Materialien
zu
entwickeln.
Nun
ist
das
Pumpenproblem
vom
Tisch,
dafür
schleichen
sich
die
Minifasern
durch
den
Klärprozess,
ohne
wirklich
gestoppt
werden
zu
können.
Das
Problem
wurde
also
nicht
gelöst,
sondern
nur
verlagert.
Für
Peters
ist
das
die
schlechteste
aller
Alternativen.
Noch
vor
wenigen
Jahren
war
das
Ziel
einer
Klärwerksanlage,
am
Ende
des
Klärprozesses
zwei
saubere,
wiederverwendbare
Produkte
abzuliefern:
sauberes
Wasser
und
biologischen
Klärschlamm
für
die
Düngung.
Im
Laufe
des
Prozesses
anfallende
Abfallstoffe
wurden
überwiegend
der
Verbrennung
zugeführt.
Dieser
Anteil
wird
nun
größer
werden.
Dabei
kann
zum
Beispiel
der
von
der
Kosmetikindustrie
gewünschte
Peelingeffekt
in
Cremes
und
Shampoos
schon
längst
auf
umweltverträglichem
Weg
erreicht
werden.
Hersteller
von
Bioprodukten
setzen
zum
Beispiel
kleingehäckselte
Olivenkerne
ein.
Jürgen
Peters
und
seine
Kollegen
aber
müssen
sich
wohl
–
ob
sie
es
nun
wollen
oder
nicht
–
auf
eine
Zukunft
mit
immer
mehr
Plastik
im
Abwasser
einrichten.
„
Wir
müssen
uns
auf
das
dümmste
Verhalten
der
Konsumenten
und
auf
die
raffgierigste
Industrie
einstellen″,
sagt
Peters.
Mit
anderen
Worten:
Vor
allem
der
Konsument
wird
das
Entschuppen
seiner
Haut
zweimal
bezahlen.
Einmal
beim
Kauf
seiner
Peelinglotion
und
das
zweite
Mal
mit
der
Abwasserrechnung.
Serie
Zeitbombe
Plastikmüll
Bildtexte:
Winzige
Plastik-
Partikel
fängt
das
Sieb
im
Klärwerk
nicht
auf.
So
findet
sich
immer
wieder
buntes
Mikroplastik
in
Klärschlamm
und
Wasser.
Jürgen
Peters
ist
besorgt
über
den
Plastikanteil.
Der
Aufwand
zur
Reinigung
des
Schmutzwassers
ist
groß.
Im
Rechen
bleiben
die
groben
Bestandteile
hängen.
Fotos:
Michael
Gründel
Autor:
Dietmar Kröger