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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Wichtige Ziele in langen Zeiträumen″
Zwischenüberschrift:
Klimabeirat-Chef Markus Große Ophoff über energetische Sanierungen, Mobilität und Donald Trump
Artikel:
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Originaltext:
Markus Große Ophoff, Vorsitzender des Osnabrücker Klimabeirates, fordert mehr Tempo bei der Gebäudesanierung. Sonst werden die Klimaschutzziele verfehlt, wie er im Interview sagt. Dass Trump dem Klimaschutz den Rücken kehrt, hat aus seiner Sicht auch etwas Positives.

Herr Große Ophoff, was würden Sie Herrn Trump sagen, wenn Sie ihm heute über den Weg liefen?

Ihm würde ich sagen, dass Klimaschutz auch ohne ihn vorangeht. Nicht nur in Pittsburgh, sondern auch in Osnabrück.

Was haben Sie gedacht, als die Nachricht kam, dass die USA das Pariser Klimaschutzabkommen kündigen?

Na ja, die Nachricht kam ja nicht überraschend. Ich habe darüber nachgedacht, was für den Klimaschutz besser ist, ob er drin bleibt und blockiert oder aussteigt.

Zu welchem Ergebnis sind Sie bei diesem Nachdenken gekommen?

Trumps Ausstieg hat dazu beigetragen, dass der Klimaschutz wieder ein großes Thema geworden ist. Insofern hat der Ausstieg schon positive Effekte gehabt. Die Frage ist jetzt, ob die anderen Staaten bei der Stange bleiben.

Lassen Sie uns über Osnabrück sprechen. Der Klimabeirat arbeitet im Stillen, wie es scheint. Er ist noch nicht öffentlich in Erscheinung getreten. Was machen Sie denn eigentlich?

Der Beirat des Masterplans 100 Prozent Klimaschutz berät die Stadt Osnabrück dabei, wie Klimaschutz effektiv umgesetzt werden kann. Wir hatten zwei Phasen. Die erste Phase reichte bis zur Erarbeitung des Masterplans Klimaschutz, der vor zweieinhalb Jahren dem Rat vorgestellt wurde. Bis dahin hat der Beirat im Stillen gearbeitet und intensiv mitgewirkt, die Klimaschutzfragen auf Osnabrück herunterzubrechen und konkrete Maßnahmen zu entwickeln. Jetzt sind wir in der zweiten Phase: Wir haben den Masterplan. Jetzt geht es darum, diesen Plan umzusetzen.

Und was macht der Beirat dabei?

Der Stadtrat hat dem Klimabeirat eine neue Satzung gegeben. Darin ist unter anderem enthalten, dass der Beirat einmal im Jahr dem Stadtentwicklungsausschuss berichten kann.

Kann oder muss?

Muss. In der der zweiten Jahreshälfte, im Oktober wahrscheinlich, werden wir dem Ausschuss Bericht erstatten und zeigen, wo die Lücken sind. Eines der Hauptprobleme ist: Der Klimaschutz verfolgt wichtige Ziele in langen Zeiträumen. In der tagesaktuellen Politik gehen diese guten Vorsätze manchmal verloren. Unsere Aufgabe ist es, den Finger in die Wunde zu legen und zu sagen: Hey, wir haben uns viel vorgenommen, aber die Geschwindigkeit stimmt noch nicht.

Nennen Sie ein Beispiel. Wo ist in der tagesaktuellen Politik der Klimaschutz vergessen worden?

Einer der wichtigsten Faktoren für den Klimaschutz in Osnabrück ist, dass wir die Gebäude energieeffizienter machen müssen. Das Ziel ist, die Sanierungsrate bei den Gebäuden zu verdreifachen. Nur, die allermeisten Gebäude gehören ja nicht der Stadt, sondern Privatleuten und Gewerbetreibenden. Es ist nicht so wichtig, wie die energetische Sanierung gemacht wird ob die Fassade gedämmt oder eine effizientere Heizung eingebaut wird. Wichtig ist: Die Stadt müsste das intensiver vorantreiben. Und dabei meine ich nicht die Stadt als politische Einheit, sondern die Stadt in der Gesamtheit aller Bürger.

Die Gebäudesanierung ist ein Arbeitsfeld beim Klimaschutz, ein anderes ist die Mobilität. Der Klimabeirat unterstützt die Bemühungen der Hochschule, ein Pendlerportal als Projekt aufzubauen. Wie funktioniert das, und wie weit ist das Projekt gediehen?

Betriebliche Mobilitätskonzepte waren das Thema unserer letzten Sitzung. Die Hochschule hat die Langpendler als Problem identifiziert. Es ist so, dass Studierende aus 30, 50 oder 100 Kilometer jeden Tag nach Osnabrück einpendeln. Man kann sich vorstellen, dass da ein ziemlich großer CO2-Rucksack dadrin steckt. Was ist zu tun? Entweder ziehen die Pendler um nach Osnabrück, da kann die Stadt mit ihrer Wohnungspolitik Anreize schaffen. Eine andere Möglichkeit ist es, Mitfahrgelegenheiten zu schaffen. Und dazu dient das Pendlerportal, das meines Wissens zum kommenden Semester starten soll. Im Klimabeirat versuchen wir nun eine Vernetzung. Wir reden darüber, ob nicht andere Einrichtungen und Firmen die dafür entwickelte Technik übernehmen oder sich an das Pendlerportal der Hochschule dranhängen können.

Gebäudesanierung, Mobilität wo sind weitere Baustellen für den Klimabeirat?

Energieverbrauch im gewerblichen und industriellen Bereich ist ein Thema, aber da ist in den letzten Jahren viel passiert, weil Energie dort ein Kostenfaktor ist. Wir haben außerdem das Thema regenerative Energieerzeugung. Zur Erinnerung: Osnabrück steht ja beim Klimaschutz nicht allein, sondern hat den Masterplan zusammen mit den Landkreisen Osnabrück und Steinfurt und der Stadt Rheine beschlossen. Diese Kooperation ist beispielhaft für ganz Deutschland. Nun kann sich jeder denken, dass zum Beispiel der Raum für Windräder in der Stadt sehr begrenzt ist. Die Kooperation ist wichtig, denn nur im Zusammenspiel mit dem Umland wird das Ziel erreichbar sein, im Jahr 2050 klimaneutral zu sein.

Wo Energie ein Kostenfaktor ist, geht Klimaschutz offenbar leichter...

Ja, es gibt viele Bereiche, wo durch Klimaschutz auch Geld gespart werden kann. Das ist aber nicht immer so. Deshalb sollte es eine Überlegung wert sein, das Thema Klimaschutz nicht nur über das Kostenargument zu kommunizieren. Es gibt ja auch viele andere gute Argumente für den Einsatz regenerativer Energien im privaten Umfeld. Die Eigenstromversorgung durch eine Fotovoltaikanlage in Verbindung mit einem Stromspeicher zum Beispiel. Damit kann ich mein Haus energieautark betreiben und auch noch mein E-Auto aufladen. Das ist ein großes Thema, weil die Fotovoltaik derzeit immer günstiger wird.

Wie bringt der Klimabeirat diese Erkenntnisse unter die Leute?

Indem wir vernetzen. Im Klimabeirat sitzen Vertreter von über 20 Organisationen ehrenamtlich zusammen. Zum Beispiel die Kirchen: Wir haben durch die Gespräche im Beirat zumindest die Chance, jene zu erreichen, die den Kirchen nahestehen. Oder in der Hochschule. Oder in Unternehmen. Wir hatten in der letzten Sitzung einen Vertreter der Spedition Meyer & Meyer da, der berichtete, wie der Betrieb Mitarbeiter dazu bringen will, für den Weg zur Arbeit nicht immer das eigene Auto zu benutzen. Ich möchte noch einmal auf die Gebäudesanierung zurückkommen. Auch dafür gilt nicht nur das Kostenargument. In älteren Häusern wird viel über Zugluft geklagt. Na klar, man hat eine kalte, ungedämmte Außenwand, an der die Luft abkühlt und herunterfällt. Dadurch entsteht im Raum ein Luftwirbel. Wir haben das Haus meiner Mutter gedämmt und siehe da, das Raumklima ist viel besser und angenehmer geworden. Umgekehrt funktioniert die Dämmung ja auch als Kühlung zum Schutz vor Überhitzung im Sommer.

Wie schützen Sie selbst das Klima?

Ich habe unser Haus aus den Fünfzigerjahren gedämmt. Eine große Solaranlage und ein Holzpelletofen versorgen uns umweltfreundlich mit Wärme. Wir fahren einen sparsamen Diesel, der im Realbetrieb etwas mehr als vier Liter braucht, auch wenn ich aktuell lieber auf Gas oder Hybrid setzen würde. Ich wohne am Schölerberg, zur Arbeit fahre ich zu 95 Prozent der Tage des Jahres mit dem Fahrrad.

Im Oktober werden Sie dem Ausschuss Bericht erstatten. In drei kurzen Sätzen: Was werden Sie vortragen?

Erstens, die Umsetzung der Klimaschutzmaßnahmen in Osnabrück geht viel zu langsam, weil wir ohne ein höheres Tempo die gesetzten Ziele deutlich verfehlen werden.

Zweitens...

Das Zweite ist, wir müssen konsequenter bei allen Entscheidungen Klimaschutz mitdenken. Und das Dritte ist, der Gebäudebestand und der Verkehr sind die Hauptstellschrauben für Osnabrück, an denen wir ansetzen können.

Bildtext:
Markus Große Ophoff ist ehrenamtlicher Vorsitzender des Osnabrücker Klimabeirates.
Foto:
David Ebener

Osnabrücker Klimabeirat

Im Juli 2014 hat der Rat der Stadt Osnabrück den Masterplan 100 % Klimaschutz″ verabschiedet. Ziel ist es, bis 2050 eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 95 Prozent zu erreichen. Der Prozess wird begleitet von einem Klimabeirat, der unabhängig die Ratsgremien, den Steuerungskreis, die Masterplanmanagerin und andere an der des Masterplans Beteiligte berät und Empfehlungen zum weiteren Vorgehen ausspricht.

Aus der Geschäftsordnung: Um eine breite Akzeptanz des Masterplans 100 % Klimaschutz als strategisch langfristige Aufgabe bei der Bevölkerung zu erreichen, ist die Einbeziehung und Partizipation lokaler Akteure, insbesondere von Institutionen, Hochschulen, Vereinen und Verbänden, regionalen Unternehmen, Wissenschaftlern und weiteren vor Ort aktiven Gruppen erforderlich.″

Dem Beirat gehören folgende stimmberechtigte, ständige Mitglieder an: Bistum Osnabrück, evangelisch-lutherischer Kirchenkreis Osnabrück, Lokale Agenda 21, Umweltforum Osnabrücker Land, Nwerk eG Bürgerenergiegenossenschaft, Stadtwerke Osnabrück AG, Osnabrücker Klimaallianz, Deutsche Bundesstiftung Umwelt, Hochschule Osnabrück, Universität Osnabrück, Verein Deutscher Ingenieure, Haus- und Grund Osnabrück, Mieterverein für Osnabrück und Umgebung,

Architektenkammer Niedersachsen,

Verbraucherzentrale Niedersachsen, Handwerkskammer Osnabrück-Emsland, Industrie und Handelskammer Osnabrück-Emsland-Grafschaft Bentheim, IHK-Netzwerk Nachhaltige Logistik″, Verkehrsclub Deutschland Kreisverband Osnabrück, Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club Osnabrück, Planungsgesellschaft Nahverkehr Osnabrück GbR (PlaNOS), Sparkasse Osnabrück, Volksbanken Raiffeisenbanken.

NOZ, 14.07.2017
Sorry

In Aufzählung der Mitglieder des Osnabrücker Klimabeirates in der Ausgabe vom 12. Juli ist irrtümlich auch das Umweltforum Osnabrücker Land aufgeführt worden. Das Umweltforum ist im Juli 2016 aus Protest gegen eine aus seiner Sicht nur halbherzige Klimapolitik der Stadt Osnabrück ausgeschieden.
Autor:
Wilfried Hinrichs
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