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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Fast überall drin: Mikroplastik
Zwischenüberschrift:
Bio-Kosmetika sind durchgängig kunststofffrei
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Wer denkt beim Auftragen des schmelzenden, französischen Luxuslippenstiftes schon daran, dass er sich vielleicht gerade Plastik auf den Mund pinselt und später aufisst? Wenn Mikroplastik drin ist, kann Schönes schädlich sein, für Umwelt und Mensch.

Osnabrück. Ein Diamant ist unvergänglich. Plastik leider auch. Die deutsche Kosmetikindustrie setzt jedes Jahr gut 500 Tonnen Polyethylen ein, so das Umweltbundesamt, dazu kommen Polypropylen und Nylon, obwohl der Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel″ seinen Mitgliedern empfiehlt, ohne Mikroplastik zu produzieren.

Kritisch können Peelings und Gesichtsreiniger sein, Gesichts- und Augenpflege, Duschgels und Pflegebäder, Körperlotionen, Make-up, Haarpflege und Styling-Produkte, Sonnencreme, Rasierschaum und Deos.

17 Prozent der Lippenstifte enthalten Mikroplastik, vor allem als Glanzstoff. Wenn ein Peeling mit Mandelkörnern beworben wird, heißt das nicht, dass es plastikfrei ist. Gerade Peelings können bis zu zehn Prozent Polyethylen enthalten. Das sind pro Tube zwischen 140 000 und 2, 8 Millionen Partikel. Dabei gibt es mit Heilerde oder Kieselsäure natürliche Alternativen.

Selbst mit Pflegeserien für Babys und teuren Marken ist man vor den weniger als fünf Millimeter kleinen Plastikteilchen nicht hundertprozentig gefeit. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Zahnpasten sind heute mikroplastikfrei.

Trotzdem: andere Länder sind weiter. Die USA haben Mikroperlen verboten. Großbritannien, die Niederlande und Kanada wollen gesetzlich dagegen vorgehen. Deutschland setzt bisher auf Freiwilligkeit. Das Versprechen der Industrie, bis 2020 auf Mikroplastik zu verzichten, ist nirgendwo vertraglich hinterlegt. Auch bestimmen die Hersteller, was sie unter Mikroplastik verstehen und welche Produkte sie mikroplastikfrei machen wollen.

Die EU-Kommission zieht ein Verbot für Kosmetika immerhin in Betracht″. Auch die Freisetzung von Mikroplastik durch Reifenabrieb und das Waschen von Kleidung soll vermindert werden. Die Kommission will Ende dieses Jahres eine Plastikstrategie präsentieren.

Das Problem gründet tief: Mit Puder und Rasierschaum landet Mikroplastik über das Abwasser in den Kläranlagen. passiert die Filter und wandert weiter, in die Gewässer und ins Meer. Und nicht nur dorthin: Nach neuen Berechnungen könnte sich auf dem Land so viel Mikroplastik wie in den Ozeanen finden. Selbst in Mineralwasser und Bier seien die Plastikfasern schon aufgetaucht, so NDR-Recherchen.

Der Großteil des in die Meere eingetragenen Plastikmülls ist inzwischen auf den Boden gesunken und baut sich dort sehr langsam ab. Über Jahrzehnte wird er zermahlen und zersetzt, verschwinden wird er nicht.

Die Kunststoffteilchen ziehen vielmehr wie ein Magnet Giftstoffe an. Von Fischen, Krebsen und Muscheln mit Plankton verwechselt, landen sie in Magen und Muskeln der Tiere.

Das Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung und weitere Forschungsstellen haben vor zwei Jahren die Kunststoff-Belastung von Hering, Makrele, Kabeljau, Kliesche und Flunder untersucht. Von 290 untersuchten Fischen enthielten 5, 5 Prozent Mikroplastik. Die im freien Wasser lebenden Fische waren sogar zu 10, 7 Prozent kontaminiert.

Was Mikroplastik im Körper des Menschen anrichten kann, ist ungewiss. Im Körper verschiedener Tiere verursachte es Geschwüre und Unfruchtbarkeit. Aus Sicht des Umweltbundesamtes sollten Verbraucher daher lieber Produkte ohne Mikroplastik kaufen. Diese gibt es. Durchgängig plastikfrei ist zum Beispiel zertifizierte Bio-Kosmetik.

Der Naturschutzbund BUND hat einen Einkaufsratgeber zu Kosmetika ins Internet gestellt. Online-Shops und Einzelhändler haben sich auf kunststofffreie Produkte vom Schwamm bis zum Wattestäbchen spezialisiert.

Bildtexte:
Mit einem Kuss versiegelt vielleicht auch mit einer Prise Plastik.

Mikroplastik: Kunststoffpartikel aus einem gängigen Peeling-Gel.

Fotos:
Stefanie Adomeit. dpa/ A. Stein
Autor:
Stefanie Adomeit


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