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1.
Erscheinungsdatum:
12.07.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Wo die Nationalität in den Hintergrund tritt
Zwischenüberschrift:
Schrebergärtner aus Syrien – Osnabrücker Projekt Querbeet bringt Flüchtlinge in die Deutsche Scholle
Artikel:
Originaltext:
Schrebergärten
gelten
vielen
als
ein
typisch
deutsches
Phänomen.
Wenn
dort
eine
syrische
Familie
Brechbohnen
anpflanzt,
mag
der
Anblick
überraschen.
Im
Osnabrücker
Kleingärtnerverein
Deutsche
Scholle
ist
das
aber
längst
Alltag.
Osnabrück.
Der
Rasen
der
Parzelle
ist
frisch
gemäht,
aus
dem
Beet
schauen
einige
Pflanzen
hervor.
Dass
der
Garten
insgesamt
noch
etwas
kahl
ist,
soll
offenbar
mit
einiger
unzusammenhängender
Deko
kaschiert
werden:
Vom
Dach
des
Plastikpavillons
baumelt
eine
Glaskette,
während
sich
auf
dem
Gartentisch
eine
Weihnachtspyramide
dreht
und
auf
der
Hütte
eine
Deutschlandfahne
weht.
Es
sieht
so
aus,
als
ob
jemand
das
Beste
aus
dem
machen
wollte,
was
da
war.
Vieles
in
diesem
Schrebergarten
wurde
gespendet
–
Möbel,
Geräte,
Pflanzen.
Denn
die
Parzellenbesitzer
besaßen
anfangs
nicht
viel.
Said
Alzarzour,
seine
Frau
Roula
und
ihre
Kinder
sind
als
Flüchtlinge
aus
Syrien
nach
Deutschland
gekommen.
Dass
sie
nun
eine
Parzelle
bewirtschaften
können,
verdanken
sie
dem
Projekt
Querbeet.
Zusammen
mit
terre
des
hommes
und
der
Kinder-
und
Jugendhilfe
„
Outlaw″
stellen
die
Deutsche
Scholle
und
der
Kleingärtnerverein
(KGV)
Süd
seit
Februar
2016
insgesamt
fünf
Schrebergärten
für
Flüchtlingsfamilien
zur
Verfügung.
„
Die
Parzellen
standen
jahrelang
leer
und
waren
total
verwildert,
keiner
wollte
sie
haben″,
sagt
„
Outlaw″-
Mitarbeiterin
Farina
Schubert.
Die
Organisation
fragte
unter
geflüchteten
Familien,
wer
sich
dafür
interessiere.
Gefördert
durch
die
Deutsche
Bundesstiftung
Umwelt
(DBU)
,
richtete
ein
Landschaftsbauer,
für
den
Said
mittlerweile
arbeitet,
die
Grundstücke
wieder
her.
Die
Feinarbeit
machten
die
Neu-
Kleingärtner
dann
selbst.
„
Wir
haben
jetzt
Kontakt
mit
den
Nachbarn
und
reden
viel
–
zum
Beispiel:
Was
kann
man
pflanzen?
″,
berichtet
Said
auf
Deutsch.
Sie
hätten
dabei
schon
viele
neue
Worte
gelernt.
„
Brechbohne″
beispielsweise.
Schrebergärten
waren
ihm
neu.
Dem
33-
Jährigen
gefällt
besonders,
dass
es
hier
keine
hohen
Zäune
gibt.
Jetzt
im
Sommer
seien
sie
jeden
Tag
hier.
„
Wir
lernen
Deutsch,
grillen,
treffen
Freunde,
manchmal
Party.″
Heute
sind
Razwan
Shadoud
und
Suraka
Alahmar
zu
Besuch.
Auch
sie
sind
syrische
Flüchtlinge,
auch
sie
bekamen
eigene
Parzellen.
Neben
der
ungezwungenen
Kontaktmöglichkeit
sollen
die
Gärten
Rückzugsorte
bilden,
durch
die
sich
die
Geflüchteten
mit
ihrer
neuen
Heimat
identifizieren.
Farina
berichtet,
dass
es
für
Razwan
wichtig
gewesen
sei,
eine
Aufgabe
zu
haben.
Jeden
Tag
habe
er
von
morgens
bis
abends
im
Garten
gearbeitet.
Mittlerweile
hat
der
Syrer
ihr
zufolge
schon
viel
angebaut.
Die
Outlaw-
Mitarbeiterin
vermutet,
dass
ihm
die
Tätigkeit
auch
dabei
geholfen
hat,
seine
Flucht
aufzuarbeiten.
Razwan
ist
Christ.
Er
war
zwei
Jahre
unterwegs.
Dabei
habe
er
oft
Todesangst
gehabt,
sagt
er,
insbesondere
vor
Polizisten.
Als
Razwan
Anfang
August
2014
endlich
in
Deutschland
ankam,
war
noch
nicht
Schluss:
Die
Ausländerbehörde
schickte
ihn
durch
mehrere
Städte.
Während
der
Syrer
erzählt,
übersetzt
Said
ins
Deutsche.
Was
sind
Gründe,
nach
Deutschland
zu
kommen?
Arbeit
und
Schule,
erklärt
der
Landwirt.
„
Und
Menschenrechte″,
ergänzt
Saids
Frau
Roula.
Um
in
die
Bundesrepublik
zu
gelangen,
ist
Suraka
zu
Fuß
unterwegs
gewesen,
mehr
als
zwei
Monate
lang.
An
der
Grenze
zu
Serbien
wies
die
Polizei
den
heute
43-
Jährigen
siebenmal
zurück,
jedes
Mal
musste
er
wieder
bezahlen.
Insgesamt
verlor
der
Unternehmer
rund
10
000
Euro
an
Polizisten
und
Schlepper.
Seine
Familie
kam
fast
zwei
Jahre
später
an
als
er.
Bei
Razwan
war
es
auch
so,
seine
Frau
und
Kinder
konnten
den
Weg
allerdings
im
Flugzug
zurücklegen.
Die
Alzarzours
waren
sogenannte
Kontingentflüchtlinge,
die
aus
libanesischen
Camps
nach
Deutschland
geflogen
wurden
und
kein
Asylverfahren
durchlaufen
mussten.
Dorthin
waren
sie
geflohen,
nachdem
sie
im
Krieg
Haus
und
Arbeitsplatz
verloren
hatten.
In
der
Bundesrepublik
lebten
sie
anfangs
in
einer
Gemeinschaftsunterkunft,
bis
eine
deutsche
Familie
ihnen
eine
Wohnung
vermittelte.
Said
engagiert
sich
nun
selbst
ehrenamtlich
für
Geflüchtete.
Viele
Angehörige
der
Syrer
sind
ebenfalls
ins
Ausland
gegangen
–
beispielsweise
nach
Ägypten,
Schweden
oder
sogar
Australien.
Kontakt
halten
können
sie
dank
Whatsapp
und
Facebook.
Die
Familie
Alzarzour
möchte
allerdings
in
Deutschland
bleiben.
„
Weil
unsere
Kinder
hier
in
der
Schule
sind″,
sagt
Said.
Arabisch
lesen
können
Ahmad
und
Hanin
sowieso
nicht,
nur
sprechen.
Und
die
jüngste
Tochter,
Alin,
ist
für
die
Eltern
sogar
eine
echte
Osnabrückerin,
denn
sie
ist
hier
geboren.
Wenn
man
Ahmad
und
Hanin
nach
dem
Krieg
fragt,
sagen
sie,
dass
sie
sich
nicht
mehr
erinnern.
Stattdessen
erzählen
die
Grundschüler
lieber
Witze
auf
Deutsch,
die
sie
sich
selbst
ausgedacht
haben.
Oder
zeigen
stolz
einen
im
Garten
gefundenen
Wurm.
„
Die
Kinder
gelten
hier
als
Syrer,
aber
in
Syrien
sind
sie
Deutsche″,
erklärt
Birgit
Dittrich,
die
Projektpartnerin
von
terre
des
hommes.
„
Wenn
wir
sagen
würden,
dass
sie
zu
uns
gehören,
gäbe
es
diesen
Konflikt
nicht
mehr.″
Helfen
soll
auch
Querbeet.
In
der
Deutschen
Scholle
sei
jeder
einfach
nur
Gärtner,
die
Nationalität
trete
völlig
in
den
Hintergrund,
findet
sie.
Laut
den
Organisatorinnen
gibt
es
auch
einige
Parzellenbesitzer,
die
gegen
das
Projekt
sind.
„
Manche
sind
vielleicht
neidisch″,
vermutet
Farina.
Dabei
hätten
Fluchtgeschichten
die
Deutsche
Scholle
geprägt.
Der
Verein
wurde
während
des
Ersten
Weltkriegs
gegründet,
als
viele
Menschen
in
Osnabrück
Unterschlupf
suchten
und
mehr
Lebensmittel
angebaut
werden
mussten.
Mittlerweile
sind
hier
17
Nationalitäten
vertreten.
Kleine
Reibereien
bleiben
da
nicht
aus.
„
Einmal
habe
ich
eine
Minute
vor
15
Uhr
angefangen
zu
hämmern″,
erzählt
Said.
„
Aber
als
mich
die
Nachbarn
ermahnten,
habe
ich
aufgehört.″
Nun
kennt
er
noch
etwas,
das
typisch
deutsch
ist:
Ruhezeiten.
Bildtext:
Stolze
Schrebergärtner
sind
die
Alzarzours
aus
Syrien:
Vater
Said
und
Mutter
Roula
mit
ihren
Kindern
Ahmad
und
Hanin.
Ihr
Garten
in
der
Scholle
ist
zwar
noch
lange
nicht
fertig,
sie
arbeiten
aber
fleißig
daran.
Die
Syrer
Razwan
Shadoud
und
Suraka
Alahmar
sind
ebenfalls
in
der
Deutschen
Scholle
aktiv.
Fotos:
Michael
Gründel
Autor:
Vincent Buß