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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Ich malte die scheinbar unschuldige Welt, die mich umgab″
Zwischenüberschrift:
Felix Nussbaum zeichnete 1927 die „Süsterstraße″, die sich seitdem stark verändert hat
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Er ist ein Sohn Osnabrücks, hier aufgewachsen und später aus der Stadt geflohen: der Maler Felix Nussbaum. Sein wohl berühmtestes Werk ist das Selbstbildnis mit Judenpass″, das er um das Jahr 1943 gemalt hat. Aber er hat gerade in seiner frühen Phase als Künstler Orte in Osnabrück gezeichnet. In der Serie Nussbaums Osnabrück″ geht es um solche Werke. Heute stellen wir das Bild Süsterstraße″ vor.

Es ist schon ein genauerer Blick nötig, um zu erkennen, welchen Ausschnitt der Osnabrücker Stadtlandschaft Felix Nussbaum auf seinem Bild Süsterstraße″ von 1927 verewigt hat. Denn ebenjene Straße hat sich seitdem sehr verändert. Ein Gebäude auf dem Bild steht aber bis heute: der ehemalige Hakenhof, in dem heute das Restaurant Sausalitos″ untergebracht ist.

Der spitze, hohe Giebel des Gebäudes aus dem 14. Jahrhundert ist unverkennbar, auch wenn die Fenster nicht mehr so verteilt sind wie damals. Zu der Zeit, als Nussbaum das Bild malte, hatte in dem ehemaligen Armenhof die Firma Herm. Vogt & Co. Grabmalskunst″ ihren Sitz.

So weist es jedenfalls das Schild aus, das Nussbaum ins Bild gemalt hat. Das Unternehmen wurde außerdem von einem anderen berühmten Osnabrücker literarisch in Szene gesetzt: In Erich Maria Remarques Der schwarze Obelisk″ ist es Schauplatz und Wirkungsstätte des Protagonisten. Remarque selbst arbeitete 1922 als Buchhalter in der Grabsteinfirma.

Nussbaum muss das Bild gemalt haben, kurz bevor es in der Süsterstraße zu großen Veränderungen kam. Denn verlief die Straße damals nur bis zur Kommenderiestraße, wurde sie kurz darauf bis zum Schlosswall verlängert. Grund war das Reichsdienstgebäude″, heute das Finanzamt. Alle Gebäude rund um den Hakenhof fielen der Verlängerung zum Opfer. Ein Foto von Rudolf Lichtenberg, das ebenfalls von 1927 stammt, zeigt den Hakenhof in einer Szenerie, in der das Gebäude rechts auf dem Nussbaum-Bild bereits fehlt.

Auch die Adresse des alten Hakenhofs hat sich geändert, da die Hausnummern an der Süsterstraße heute anders verteilt sind. Hatte die Grabmalhandlung Hermann Vogt laut Adressbuch ihren Sitz an der Süsterstraße 2, liegt das Sausalitos″ an der Kommenderiestraße 32–34.

Bleibt die Frage, was Felix Nussbaum dazu trieb, diesen Ausschnitt der Stadt zu zeigen. Hinweise liefert ein Interview, das der Künstler im belgischen Exil gab. Darin spricht er über kein konkretes Bild, dafür aber über seine Zeit als junger Künstler und darüber, dass er mit seinen Bildkompositionen Empfindungen ausdrückte. Ich malte die scheinbar unschuldige Welt, die mich umgab, und legte jedes Mal etwas von meinem Gemütszustand hinein. Kurzum, ich stellte in aller Einfalt dar, was mir Freude machte oder mich traurig stimmte″, sagte Felix Nussbaum darin.

In einer fröhlichen Stimmung war der 22-Jährige wohl eher nicht, als er das Bild malte. Nicht nur die Tatsache, dass er eine Grabsteinfirma malte, weist darauf hin, sondern auch die eher düsteren Farben des kleinen Formats mit den Maßen 37 x 33 Zentimeter. Felix Nussbaum war bereits Kunststudent in Berlin, besuchte seine Heimatstadt aber oft und war beeinflusst von Vorbildern wie Vincent van Gogh und Maurice Utrillo. Die Maler wurden im Hause Nussbaum sehr geschätzt.

Serie Nussbaums

Osnabrück

Foto: David Ebener

Alle Teile der Serie auf noz.de/ kultur-regional

Bildtext:
Felix Nussbaums Süsterstraße″ (Bild links): Im Zentrum ist der ehemalige Hakenhof zu sehen, in dem heute das Sausalitos″ (Bild rechts) untergebracht ist..

Abbildung/ Foto: Felix-Nussbaum-Haus, Leihgabe der Niedersächsischen Sparkassenstiftung/ Ebener
Autor:
Anne Reinert


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