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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
IHK: Bilder von Nussbaum vor Ort halten
 
Nussbaum-Bilder sollen in Osnabrück bleiben
Zwischenüberschrift:
IHK hält am Verkauf von drei Gemälden fest – Gespräche mit Interessenten sollen laufen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Die Osnabrücker Industrie- und Handelskammer (IHK) will drei Bilder von Felix Nussbaum verkaufen, gleichzeitig aber darauf hinwirken, dass die Kunstwerke des 1944 in Auschwitz ermordeten Künstlers in Osnabrück bleiben können. IHK-Sprecher Frank Hesse verweist darauf, dass es nicht zum Auftrag einer IHK gehöre, Kunst zu erwerben, und verweist dabei auf Rügen des Landesrechnungshofes. Auf Anfrage teilt der Niedersächsische Landesrechnungshof mit, dass die Osnabrücker IHK in dieser Sache nicht geprüft worden ist. Die Absicht der IHK, drei Bilder Felix Nussbaums aus ihrem Bestand zu verkaufen, ist auf scharfe Kritik gestoßen.

Die Industrie- und Handelskammer Osnabrück (IHK) verkauft drei Bilder von Felix Nussbaum, will sie aber in Osnabrück halten. Zugleich macht der Landesrechnungshof klar, dass er die Osnabrücker Kammer für ihre Kunstkäufe nicht gerügt hat.

Osnabrück. Nach Auffassung der IHK könnte eine Lösung so aussehen, dass sich für die drei Bilder Käufer finden, die die Bilder erwerben und sich bereit erklären, die Bilder weiterhin als Leihgaben im Felix-Nussbaum-Haus zu belassen″, teilte IHK-Sprecher Frank Hesse am Mittwoch mit. Ein bedingungsloser Verkauf sei nicht angestrebt. Die IHK verfolge weiter das Ziel, die Kunstwerke in dem Museum zu halten.

Die Vollversammlung der IHK hatte am 21. März 2017 bei nur einer Gegenstimme beschlossen, die Gemälde Selbstbildnis mit Geschirrtuch″, Selbstbildnis mit Hut″ und Stillleben mit Zinnteller″ zu veräußern. Der Erwerb der Selbstbildnisse erfolgte Mitte der Siebzigerjahre für jeweils, wie zu hören war, 4000 DM, einen Preis, der weit unter dem aktuellen Wert des gerade für sein Selbstbildnis mit Judenpass″ inzwischen weltberühmten Malers liegt.

Nun will die IHK zweierlei bewerkstelligen, die Gemälde veräußern und zugleich den Preis so moderat halten, dass sie für das Osnabrücker Felix-Nussbaum-Haus gehalten werden können. In der Mitteilung vom Mittwoch führt IHK-Sprecher Frank Hesse aus, dass kein bedingungsloser″ Verkauf beabsichtigt sei, zugleich aber ein marktgerechter Preis″ erzielt werden solle. Schließlich sei die IHK gehalten, mit ihrem Vermögen sorgsam und wirtschaftlich umzugehen″. Derzeit laufen nach Angaben der IHK Gespräche mit möglichen Erwerbern in der Region.

Den angekündigten Verkauf der Nussbaum-Gemälde begründete die IHK mit kritischen Hinweisen″ seitens des Landesrechnungshofes und des niedersächsischen Wirtschaftsministeriums. Auf Anfrage bestätigt der Niedersächsische Landesrechnungshof in Hildesheim diese Angaben nicht voll . Die Osnabrücker IHK sei vom Landesrechnungshof in dieser Sache gar nicht geprüft worden, teilt Ministerialdirigent Lutz Bardelle mit.

Das Thema wird auch vom Landesrechnungshof nicht so scharf beurteilt, wie es die Osnabrücker IHK darstellt. Problematisch sei nur der Aufbau regelrechter Kunstsammlungen, die über eine angemessene Ausstattung von Büroräumen″ gerade in repräsentativen Räumlichkeiten″ hinausgingen, heißt es in der Mitteilung. Bei der Prüfung einer anderen, nicht genannten IHK sei eine umfangreiche Kunstsammlung festgestellt worden. Wir beanstandeten das als unzulässige Vermögensbildung, weil der Aufbau von Kunstsammlungen naturgemäß nicht zu den Aufgaben einer aus Pflichtbeiträgen der Mitglieder finanzierten IHK gehört″, erklärte Ministerialdirigent Lutz Bardelle . Die fragliche IHK habe zugesagt, keine weiteren Gemälde erwerben zu wollen. Einen Verkauf der bereits vorhandenen Bilder hatte der Rechnungshof nicht einmal gefordert.

Diese Auffassung des Rechnungshofes sei auch mit den als Begründung genannten kritischen Hinweisen″ gemeint, erklärte der Osnabrücker IHK-Sprecher Hesse. Es wäre sträflich, wenn man Hinweise, die man kennt, nicht beachtet″, sagte Hesse weiter. Zudem habe es mit Gerichtsurteilen eine kontinuierliche Veränderung in der Rechtsauffassung″ gegeben. Eine Schenkung der Nussbaum-Gemälde an das Museum oder eine Abgabe unterhalb eines marktgerechten Preises stehe nicht zur Disposition, so Hesse

Bildtext:
Das Selbstbildnis mit Hut″ und zwei weitere Werke des Malers Felix Nussbaum will die IHK Osnabrück verkaufen. Der Landesrechnungshof hatte den Besitz nicht beanstandet.

Foto:
David Ebener

Welche Aufgaben haben Industrie- und Handelskammern?

Jedes Unternehmen in Deutschland, ausgenommen Handwerks- und landwirtschaftliche Betriebe und Freiberufler, sind per Gesetz zu einer Mitgliedschaft in einer Industrie- und Handelskammer (IHK) verpflichtet. Der Mitgliedsbeitrag orientiert sich dabei an der jeweiligen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Im Gegenzug übernehmen die Kammern für ihre Mitglieder staatliche Aufgaben, wie die Abnahme der Prüfungen von Auszubildenden, und beratende Serviceleistungen. Gleichzeitig vertreten sie die Interessen der Mitglieder gegenüber Politik und Verwaltung. Kulturelle Aufgaben gehören nicht zum Spektrum. Kultur kann jedoch einen enormen Wirtschaftsfaktor für eine Region darstellen, das Handeln einer IHK muss deshalb einzeln betrachtet werden. Beispiel: Wegen zu geringen spezifischen Interesses für die Wirtschaft bewertete das Oberverwaltungsgericht Münster 2003 die Aufnahme eines Kredites der Niederrheinischen IHK Duisburg-Wesel-Kleve zur Gründung eines Museums als Überschreitung ihrer Kompetenzen.
Autor:
jgie/lü


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