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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Nach mageren Jahren geht es bergauf
Zwischenüberschrift:
In Osnabrücks Partnerstadt Derby fehlt das Geld aber noch an allen Ecken und Enden
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Seit 1976 sind Osnabrück und Derby Partnerstädte. Doch in der vergangenen Zeit ist die Verbindung etwas eingerostet. Ein guter Grund, die Twin City″ zu besuchen und zu schauen, wie es ihr geht. Teil 2: So geht es der Stadt.

Derby. Dass Derby ein Problem hat, bemerkt man schnell bei einem Spaziergang durch die Innenstadt: Geht man am riesigen Einkaufszentrum Intu Derby″ vorbei, wird man öfters, aber dann stets höflich angebettelt. In den Eingängen leer stehender Geschäfte liegen Obdachlose, oder ihre Schlafsäcke warten dort auf sie.

Eine Beobachtung, die Stella Brinks vom Stadtmarketing Derbys bestätigt, aber auch gleichzeitig relativiert: Ja, es gibt Probleme im St.-Peters-Quartier. Und da es der Teil der Innenstadt ist, den die Besucher zumeist zuerst sehen von der Stadt, macht das natürlich keinen guten Eindruck.″

Doch man sei dabei, die Probleme zu lösen. Viele der dort anzutreffenden Menschen haben Probleme mit Alkohol und Drogen. Daher versuchen wir, durch Aufklärung und Hilfestellung den Teufelskreis der Sucht zu durchbrechen.″

Zudem will die Stadt investieren, um diese Gegend aufzuwerten: Etwa 1, 9 Millionen Pfund sollen in den kommenden Jahren in die Gegend um die St. Peter′s Street gesteckt werden. Das sind gute Nachrichten, denn bisher war wenig Geld da: Alles, was nicht von Staat und Stadt gefördert werden musste, wurde radikal gestrichen. So auch der Städtebotschafterposten für einen Osnabrücker in Derby.

Weitaus härter getroffen hat die Masse der Menschen in der Stadt jedoch die Streichung sozialer Angebote. Fast wöchentlich finden daher Demonstrationen vor dem Council House statt. Nur wenige Tage vor meinem Besuch forderten dort beispielsweise Aushilfslehrer mehr Gehalt.

Ein weiteres Beispiel für die angespannte Finanzlage Derbys ist die Sache mit den Assembly Rooms: Oberhalb der Tourismuszentrale befindet sich ein Kongresszentrum, das für Konzerte, Konferenzen und andere große Events genutzt wurde. Doch dann gab es 2014 einen Brand. Seitdem kann der komplette obere Teil des Gebäudes nicht mehr genutzt werden, erzählt Brinks.

Einsturzgefahr bestehe zwar nicht. Es fehlte bisher aber das Geld für eine Sanierung. Daher beschloss der Stadtrat 2015, das Gebäude nicht mehr zu öffnen. Seit wenigen Monaten gibt es wieder Hoffnung, dass man Geld für ein neues Veranstaltungszentrum bekomme. Doch es bleibt eine Hängepartie, so scheint es.

Etwas trostlos sieht es auch in der direkt am Osnabrück Square gelegenen Markthalle aus: Viele Leerstände trüben das Einkaufsvergnügen. Dabei gibt es hier so einige Spezialitäten, wie die in Derby geborenen Lydia Martin verrät. Beispielsweise die typischen pfannkuchenähnlichen, die dort an einem Stand am Eingang verkauft werden.

Froh sei man aber, dass es der andere Innenstadtbereich, das um die Kathedrale liegende Cathedral-Quartier, weitaus weniger Probleme habe. Tatsächlich: Je mehr man gen Kathedrale spaziert, desto schicker wird die Umgebung: Es gibt kleine Restaurants und hochpreisige Geschäfte. Hier finden sich viele der Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Wie die für das Viertel namensgebende Kathedrale, eines der Wahrzeichen Derbys. In ihr ist übrigens ein wahres Finanzgenie begraben, nämlich Bess of Hardwick. Gestorben im Jahr 1608, hat sie es geschafft, durch jede ihrer vier Hochzeiten sowohl im Stand aufzusteigen wie auch immer reicher zu werden. Schade, dass sie tot ist, denn vielleicht könnte ihre Expertise der Stadt helfen.

Nein, Derby ist nicht verlottert, aber es fehlt Geld. Wie in vielen britischen Städten: Seit der Wirtschaftskrise 2008 wird von ganz oben im ganzen Land an allen Ecken und Kanten gespart. Die konservative Regierung hat dies noch einmal durch weitere Einschnitte verstärkt.

Will man etwas instand halten, musste man also erfinderisch werden. So wie für die sich direkt vor dem Rathaus befindenden Verkehrskreisel: Passenderweise per Verkehrsschild werden für ihre Renovierung Wahltäter gesucht. Funding (Finanzierung) ist das neue große Wort in der Stadt: Ob Infrastruktur, Kultur oder soziale Angebote: Für alles wird nach Spendern zum Funding gesucht. Stella Brinks fasst es so in Worte: Wir suchen jetzt andere Wege, damit wir Dinge finanzieren können.″

Und auch andere Wege, um die Stadt interessant für Touristen zu machen: Neu ausgebaute Radwege sollen Radenthusiasten in die Stadt locken. Für diese aber auch andere ist im Industriegebiet Pride Park das neue Velodrome gebaut worden, in dem neben Radrennen auch große Veranstaltungen stattfinden.

Ein weiteres Zeichen, dass es der Stadt wieder besser gehe, so Brinks, sei das Konzert von Elton John gewesen: Im Juni dieses Jahres spielte er von 14 000 Zuschauern in Derby. Davor war er 1979 in der Stadt gewesen. Nun mag man sagen, dass der Auftritt eines Stars während seiner Tournee nicht wirklich etwas über die Bedeutung einer Stadt aussagt, aber in Derby freut man sich über diese Dinge.

Aktuell, darauf ist man in der Stadt besonders stolz, findet der Women′s Cricket World Cup 2017, also die Cricket-Weltmeisterschaft der Frauen, in Derby statt. Am 20. Juli wird in der Stadt das Finale ausgetragen. Und ob der Sieger der Meisterschaft nun England, Indien oder gar Neuseeland heißen wird: Gewonnen hat Derby auf jeden Fall auch.

Bildtexte:
Die Assembly Rooms, ein Kongress- und Veranstaltungszentrum, können aufgrund eines Brandschadens schon seit Jahren nicht genutzt werden.

Ein Schlafsack wartet im Problemviertel um die St. Peter′s Street auf seinen Besitzer.

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Fotos:
Corinna Berghahn
Autor:
Corinna Berghahn


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