User Online: 1 | Timeout: 11:53Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
So tickt Osnabrücks englische Partnerstadt
Zwischenüberschrift:
Zu Besuch in Derby: Seit es keinen Städtebotschafter mehr gibt, kommen auch weniger Nachrichten an
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Seit 1976 sind Osnabrück und Derby Partnerstädte. Doch in der vergangenen Zeit ist die Verbindung
etwas eingerostet. Ein guter Grund, die Twin City″ zu besuchen und zu schauen, wie es ihr geht.

Teil 1: Das wissen Derbys Einwohner von Osnabrück.

Derby. Stolz war man in Osnabrück, als sich die englische Stadt Derby ausgerechnet die Hasestadt als Partnerstadt ausgesucht hat: Nach jahrelangen Verhandlungen wurde im Februar 1976 endlich der Partnerschaftsvertrag unterschrieben. Delegationen besuchten dafür die Städte, junge Menschen verbrachten als Städtebotschafter ein Jahr in der jeweils anderen Stadt.

Hier wusste man über das Geschehen in der Stadt im Herzen Englands Bescheid, schließlich erschien in unserer Zeitung regelmäßig die Rubrik Neues aus Derby″ und wenn dort die Einkaufszone umgebaut wurde, war das auch bei uns eine Sonderseite wert.

Nachrichten werden rar

Das hat sich geändert: In Osnabrück erfährt man nicht mehr so viel aus England und dort noch weniger aus Deutschland. Der Grund dafür liegt auch in der Kommunalpolitik Derbys: 2016 wurde das Städtebotschafter-Programm einseitig gekündigt, da die Stadt kein Geld mehr dafür aufbringen wollte. Hat man niemanden vor Ort, ist es schwer, etwas zu erfahren.

Doch während in unserer Zeitung wichtige Geschehnisse aus Derby, beispielsweise die Ergebnisse der Wahl zum Unterhaus, wiedergegeben werden, liest man in der örtlichen Zeitung so gut wie nichts über Osnabrück. Ja, Osnabrück kommt in unserer Zeitung kaum noch vor und hat auch nicht mehr den Stellenwert, den die Stadt verdient hätte″, sagt Redakteurin Julie Beyley.

Zeitungsartikel nur lokal

Beyley ist Redakteurin beim Derby Telegraph″, der örtlichen Zeitung, die bis ins Jahr 2009 übrigens noch Derby Evening Telegraph″ hieß. Ein Name, der sich auf das Goldene Zeitalter der Printmedien bezog, als man noch mehrere Ausgaben einer Zeitung am Tag druckte.

Diese Zeiten sind längst vorbei und beim Derby Telegraph″ hat sich vieles geändert: Seit 2012 gehört das Blatt zum Medienverlag Local World.

Seitdem ist die Konzentration auf das lokale Geschehen vor Ort noch stärker geworden, und Derby und Derbyshire sind Thema Nummer eins. Nationale Nachrichten sind weit nach hinten gerückt und finden, ebenso wie internationale Nachrichten nur noch auf ein bis zwei Seiten statt. Meldungen über das Geschehen in Osnabrück haben es da sehr schwer. Wenn dann auch noch jemand vor Ort wie der Städtebotschafter fehlt, ist es quasi unmöglich. Immerhin: Die Meldung über die einseitige Kündigung der Städtebotschaften schaffte es damals auch ins Blatt.

Umfrage in der Stadt

Doch wie gut kennen die Menschen in Derby ihre Partnerstadt noch? Mitten in der Stadt liegt der Osnabrück-Square; ein Platz, der ähnlich wie der Derby-Platz in Osnabrück an die Partnerschaft erinnern soll. Seit 1986 heißt er so, damals waren Bürger und Lokalpolitiker aus Osnabrück bei der Einweihung live dabei, und wie den alten Berichten zu entnehmen ist: Es goss an diesem Tag in Strömen.

Die Menschen an diesem Tag im Sommer 2017 genießen die Sonne, schauen den Tauben zu und holen sich Snacks aus der Imbiss-Bude Uncle Tom′s Cabin″ (Onkels Toms Hütte), die schon seit mehr als 30 Jahren hier ihre Waren verkauft.

Eine von ihnen ist Christine Martin, die in Derbys Stadtteil Allenton lebt. Nein, in Osnabrück war sie noch nie. Aber sie hat viel von der Stadt gehört. Sie haben dort mehr Geld als wir hier″, vermutet die 60-jährige Frühpensionärin. Hätte sie das Geld, würde sie gerne mal die Stadt an der Hase besuchen. Und bis dahin geht sie eben zum Osnabrück-Square.

Einst auf der Maiwoche

Ein wahrer Deutschland-Fan hingegen ist David Wright. Der Pensionär arbeitet ehrenamtlich als Führer in der Kathedrale von Derby, einem der Wahrzeichen der Stadt. In Osnabrück war ich noch nie, leider. Aber ich plane, Berlin zu besuchen, da ich mich sehr für den Zweiten Weltkrieg interessiere.″ Als er vom Felix-Nussbaum-Haus hört, dem Dom und den vielen Bomben, die auf Osnabrück regneten, hört er interessiert zu. Nun, dann muss ich mir unsere Partnerstadt wohl auch mal angucken.″

Mayor John Withby, quasi der Oberbürgermeister Derbys, betont ebenfalls die klamme Lage der Stadtfinanzen und die Wichtigkeit der Städtepartnerschaft. Tiefer kann er nicht in die Materie gehen: Als Mayor darf er sich nicht parteipolitisch äußern; sein Amt ist rein repräsentativ.

Ach, die Maiwoche. Daran erinnere ich mich immer wieder gerne″, erzählt Colette Flood und zeigt stolz ein mit dem Wappen von Osnabrück bedrucktes Halstuch. Sie trage es regelmäßig, sagt sie und führt zu einer Vitrine, die mit Osnabrück-Devotionalien bestückt ist.

Zweimal war die Angestellte im Rathaus auf Dienstreise in Osnabrück. Wenn es nach ihr ginge, käme sie auch ein drittes Mal, aber die Finanzen, nun ja. Erst einmal ist kein offizieller Besuch geplant.

Die Austauschschülerin

Dass Flood Osnabrück kennt, überrascht jedoch nicht; es gehört zu ihrem Job. Aber gibt es auch Menschen, die Deutschland kennengelernt haben, eben weil es diese Partnerschaft gibt? Ja, es gibt sie in Person der in Derby geborenen Lydia Martin.

Die 22-Jährige führt durch ihr″ Derby: Da ist das Kunst- und Kulturzentrum Quad″ direkt gegenüber vom Rathaus, in dem ausländische Filme gezeigt werden. Wunderschön auch der im Norden der Stadt gelegene Allestrey Park, wo man Natur und typisch britisch unzählige Blumenbeete genießen kann.

Deutsch in Oxford

Martin spricht ausgezeichnet Deutsch. Kein Wunder: Sie studiert die Sprache in Oxford. Und warum? Seit meinem Schüleraustausch mit der Angelaschule liebe ich die deutsche Literatur und Osnabrück″, sagt sie. Der Austausch war 2009, doch Martin freundete sich mit ihrer Tauschpartnerin an und reist seit 2009 jedes Jahr mindestens einmal nach Osnabrück.

Dass es keine Osnabrücker Botschafter in Derby mehr gibt, findet sie schade. Denn ihr hat diese Städtepartnerschaft neben Freundschaft auch für ihren Werdegang viel gebracht. Und dazu noch ein ausgezeichnetes Wissen über das Werk von Erich Maria Remarque.

Serie Besuch in Derby

Bildtexte:
Der Marktplatz von Derby mit der Guildhall. In der englischen Stadt erfährt man nicht mehr so viel über die Partnerschaft mit Osnabrück.

Lydia Martin am Osnabrück-Square. Sie liebt Osnabrück, seitdem sie an einem Schüleraustausch teilgenommen hat.

Mitten in Derby liegt der Osnabrück-Square; ein Platz, der ähnlich wie der Derby-Platz in Osnabrück an die Partnerschaft erinnern soll.

Fotos:
Corinna Berghahn

Aus Derby kommen Flugzeugtriebwerke von Rolls-Royce

Derby liegt nordöstlich von Birmingham am Ufer des River Derwent. Seit 1977 darf sich Derby mit 250 000 Einwohnern Großstadt nennen, doch die Stadt hat sich ihren beschaulichen Charakter bewahrt. Im Jahre 926 wurde die Stadt von den Sachsen gegründet und erhielt zweihundert Jahre später von König Heinrich II., einem Sohn des Fürstenhauses Plantagenet aus Angers, die Marktrechte.

Schon früh gehörte die Stadt zu den Wegbereitern der industriellen Revolution. 1717 entstand hier die erste Fabrik der Welt, eine Seidenspinnerei, in der alle Herstellungsverfahren unter einem Dach vereint waren.

Die Stadt ist eng mit dem Namen Rolls-Royce verbunden. Ab 1908 wurden hier die berühmten Automobile gebaut. Seit 1946 wurden sie durch die Fertigung von Flugzeugtriebwerken ersetzt. 1992 kam Toyota mit seiner europäischen Produktionszentrale hinzu. (Quelle: Stadt Osnabrück)
Autor:
Corinna Berghahn


Anfang der Liste Ende der Liste