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1.
Erscheinungsdatum:
01.07.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Wie leben die Flüchtlinge auf dem Limberg?
Zwischenüberschrift:
274 Geflüchtete wohnen in alten Kasernen – Teilweise Kritik an Lebensumständen – Randale in der Nacht zu Freitag
Artikel:
Originaltext:
Am
Donnerstag
haben
50
bis
70
Flüchtlinge
aus
dem
Sudan
in
Osnabrück
gegen
die
Lebensumstände
in
ihrer
Unterkunft
–
der
ehemaligen
Limbergkaserne
–
demonstriert.
Vor
Ort
ergibt
sich
ein
differenziertes
Bild.
Osnabrück.
Mit
seinen
Mitbewohnern
steht
Aladin
vor
seiner
Baracke
–
wie
so
oft,
sagt
er.
Langeweile
bestimme
seinen
Tag.
„
Schlafen,
Essen,
Trinken
–
sonst
gibt
es
hier
ja
kaum
Aktivitäten″,
sagt
der
27-
Jährige.
Seit
vier
Monaten
lebt
der
Sudanese
in
der
Unterkunft
am
Ickerweg.
274
Flüchtlinge
verteilen
sich
auf
neun
Häuser,
Zahl
schwankend.
Allesamt
Männer
zwischen
18
und
40
Jahre,
fast
ausschließlich
aus
dem
Sudan.
Bei
289
Bewohnern
ist
Schluss.
Schön
sieht
anders
aus.
Die
flachen
und
langen
Bauten
wurden
zwar
im
vergangenen
Jahr
saniert.
Etwas
trostlos
und
einsam
stehen
sie
dennoch
auf
dem
Areal.
Der
bewohnte
Teil
des
Geländes
ist
zudem
eingezäunt.
Ein
bis
drei
Personen
teilen
sich
je
ein
Zimmer.
Die
Ausstattung:
ein
bezogenes
Bett,
ein
Spint,
pro
Person
ein
Kühlschrank.
In
den
Häusern
zeugt
teilweise
nicht
mehr
viel
von
der
Sanierung.
In
einer
Küche
klebt
über
zwei
kleinen
Mülleimern
inzwischen
mehr
Dreck
an
der
Wand
als
Farbe.
Und
ansonsten:
vier
Herdplatten
und
ein
Spülbereich
–
das
war′s.
Die
Herdplatten
sind
teilweise
nicht
nutzbar:
Die
Anschlusskabel
wurden
durchtrennt.
Im
gegenüberliegenden
Sanitärbereich
gibt
es
zahlreiche
Waschbecken,
sechs
Duschen
und
Toiletten
sowie
drei
abgetrennte
Badewannen.
Auch
dort
ist
es
nicht
sonderlich
sauber,
aber
akzeptabel.
Je
zwei
Flüchtlinge
reinigen
täglich
die
Häuser.
Es
sind
1-
Euro-
Jobber,
von
der
Stadt
bezahlt.
Viele
Bewohner
sind
an
diesem
Freitagnachmittag
nicht
anzutreffen.
Einige
sind
unterwegs,
andere
schlafen
womöglich,
manche
sind
beim
Deutschkurs.
Nichts
ist
zu
hören,
nicht
viel
zu
sehen.
Aladin
hat
Zeit
und
erzählt.
Er
gehört
zu
den
Teilnehmern,
die
am
Donnerstag
gemeinsam
mit
der
Initiative
„
No
Lager″
gegen
die
Lebensumstände
vor
dem
Rathaus
demonstriert
und
Stadtbaurat
Otte
einen
offenen
Brief
samt
einer
langen
Mängelliste
übergeben
hatten.
Auf
einige
der
Kritikpunkte
hat
die
Stadt
keinen
Einfluss,
etwa
die
Wartezeit
bis
zum
Asylentscheid
oder
die
Angst
vor
der
drohenden
Abschiebung.
Massive
Kritik
gibt
es
wegen
des
Zauns.
Das
Tor
zur
Unterkunft
sei
mit
einem
Vorhängeschloss
verschlossen.
Das
ist
so,
das
Tor
ist
stets
verschlossen.
Zweimal
war
ein
Krankenwagen
nicht
sofort
auf
das
Gelände
gekommen,
aber
nur,
weil
der
Schlüssel
fehlte,
versichern
die
Johanniter,
die
die
Flüchtlinge
betreuen.
Eigentlich
hätten
alle
Rettungskräfte
einen
Generalschlüssel.
Einige
Bewohner
fühlen
sich
eingesperrt,
obgleich
ein
Weg
zu
Fuß
und
mit
dem
Rad
rund
um
die
Uhr
passierbar
ist
–
ohne
Tor.
Die
Zäune
gehen
der
Stadt
zufolge
auf
Initiative
der
Bundesanstalt
für
Immobilien
(Bima)
zurück.
Sie
ist
Eigentümerin
des
Areals.
Die
Flüchtlinge
dürfen
den
Rest
des
Geländes
nicht
betreten,
weil
die
Bima
die
Verkehrssicherungspflicht
nicht
übernehmen
könne,
heißt
es
zur
Begründung.
Kritik
an
Johannitern
Auch
an
der
Arbeit
der
Johanniter,
die
die
Flüchtlinge
am
Limberg
von
8
bis
19
Uhr
betreuen,
gibt
es
Kritik:
zu
wenig
Übersetzer,
eine
erzwungene
Präsenzliste,
kein
Internet,
keine
Privatsphäre
und
vor
allem
kaum
Beschäftigungsmöglichkeiten.
Letztere
gibt
es
zwar,
aber
in
Anbetracht
der
274
Bewohner
sind
sie
rar.
Es
gibt
einen
kleinen
Fitnessraum
mit
einer
Handvoll
gespendeter
Geräte
wie
einem
Laufband.
Zwei
Sudanesen
powern
sich
dort
am
Mittag
aus.
Im
muffig
riechenden
Raum
nebenan
steht
ein
alter
gespendeter
Billardtisch.
Beide
Räume
sind
aber
ab
19
Uhr
zugesperrt.
Zudem
gibt
es
Gemeinschaftsräume
mit
Tischen
und
Sofas.
Keine
Bilder,
keine
Deko,
karg,
lieblos.
Aber
das
ließe
sich
in
Eigeninitiative
schöner
gestalten.
Ein
Kunstrasenplatz
um
die
Ecke
dürfen
die
Geflüchteten
ebenfalls
nutzen.
Zweimal
pro
Woche
ist
die
ehrenamtlich
geführte
Fahrradselbsthilfewerkstatt
geöffnet.
Am
Donnerstagabend
verfolgten
die
Johanniter
mit
etwa
30
bis
40
Flüchtlingen
den
Confed
Cup
auf
einer
Leinwand.
Auch
die
anderen
Kritikpunkte
seien
der
Verwaltung
und
den
Johannitern
zufolge
nicht
gerechtfertigt.
Kein
Mitarbeiter
betrete
ohne
guten
Grund
Privatzimmer.
Internet
sei
Sache
der
Bewohner,
und
Fernseher
würden
aus
Sorge
vor
Beschädigung
nicht
in
Gemeinschaftsräumen
aufgestellt.
Erst
in
der
Nacht
zu
Freitag
wurden
in
einer
Baracke
mehrere
Meter
der
Deckenverkleidung
im
Flur
heruntergerissen,
bestätigt
Stadtsprecher
Gerhard
Meyering.
Die
Polizei
bestätigt
auf
Nachfrage
einen
Einsatz:
„
Streitigkeiten
unter
Bewohnern,
nichts
Wildes″,
sagt
ein
Beamter.
Das
komme
ab
und
zu
vor,
wie
in
anderen
Unterkünften
auch.
Einmal
pro
Woche
müssten
alle
Bewohner
aber
tatsächlich
ihre
Ausweisdokumente
vorlegen,
bestätigten
die
Johanniter.
Andernfalls
sei
unklar,
wer
überhaupt
noch
auf
dem
Areal
wohne.
Manchmal
verschwinde
auch
einfach
jemand.
Bei
Problemen,
bei
denen
die
drei
Johanniter
vor
Ort
nicht
helfen
könnten,
würden
sie
nach
Möglichkeit
vermitteln.
In
der
Stadt
sei
das
Angebot
recht
gut,
allerdings
gebe
es
sehr
wenige
Angebote
für
traumatisierte
Geflüchtete.
Aladin
ist
dennoch
enttäuscht.
Aber
primär
von
der
Regierung,
wie
er
sagt.
Er
habe
große
Hoffnungen
gehabt,
als
er
im
Februar
nach
Deutschland
gekommen
war:
Schule,
Deutschlernen,
einen
Job,
mit
Menschen
zusammenkommen.
Mit
der
Arbeit
der
Johanniter
sei
er
weitgehend
zufrieden.
„
Die
helfen
bei
Problemen,
ich
respektiere
die
Leute
hier
und
bin
dankbar
für
die
Hilfe.″
Allerdings
sei
ein
Dolmetscher
nicht
ausreichend,
und
als
Syrer
sei
dieser
nicht
immer
zu
verstehen,
sagt
Aladin.
Die
Johanniter
bestätigen:
Es
gibt
nur
einen
Dolmetscher.
Der
syrische
Flüchtling
leistet
Bundesfreiwilligendienst
und
habe
Arabisch
studiert.
Ein
Dolmetscher
ist
im
Alltag
ausreichend,
versichern
die
Johanniter.
Doch
mehr
Abwechslung
wäre
schön.
„
People
get
mad
of
waiting″,
sagt
Aladin.
Die
Leute
werden
verrückt
wegen
der
Warterei
–
auf
Asylbescheide,
aus
Angst
vor
Dublin
II.
Manche
Bewohner
würden
sich
wegen
psychischer
Probleme
in
Alkohol
und
Drogen
flüchten,
was
ein
weiterer
Sudanese
bestätigt.
Die
Beschädigungen
an
und
in
den
Häusern,
die
teilweise
vorhandene
Verschmutzung
der
öffentlichen
Räume,
die
Diebstähle
von
„
öffentlichen″
Gegenständen
wie
Stühle
gingen
auf
ein
paar
Einzelne
zurück,
sagt
Aladin.
Ein
weiterer
Sudanese
wie
auch
die
Johanniter
bestätigen
das.
Häuser
wurden
saniert
Den
Vorwurf
der
teilweise
desolaten
Zustände
der
Gebäude
und
deren
Einrichtungen
weist
Stadtsprecher
Meyering
daher
zurück.
Der
Zustand
der
Unterkünfte
läge
in
der
Selbstverantwortung
der
Bewohner.
Die
Häuser,
die
Sanitäranlagen
–
alles
sei
im
vergangenen
Jahr
in
Ordnung
gewesen,
versichert
der
Sprecher.
Auch
er
sagt:
Schön
ist
anders.
Aber
die
Stadt
sei
froh,
bislang
keine
Flüchtlinge
in
Turnhallen
untergebracht
haben
zu
müssen.
Die
Johanniter
hätten
„
No
Lager″
übrigens
ein
Gesprächsangebot
gemacht,
doch
auf
dieses
sei
nicht
eingegangen
worden,
versichert
die
Organisation.
„
No
Lager″
könne
sich
auch
selbst
am
Limberg
konstruktiv
einbringen.
Und
die
Johanniter
versichern:
Die
Demonstranten
vom
Donnerstag
hätten
keineswegs
für
alle
Bewohner
gesprochen.
Einige
hätten
sich
von
der
Aktion
distanziert.
Die
Johanniter
kämen
in
der
Regel
gut
mit
den
Bewohnern
aus,
versichern
sie.
Bildtexte:
Seit
vier
Monaten
wohnt
Aladin
(vorne)
in
der
Flüchtlingsunterkunft
auf
dem
Gelände
der
ehemaligen
Limbergkaserne.
Viele
seiner
Hoffnungen
wurden
in
Deutschland
nicht
erfüllt.
Den
Johannitern
macht
er
aber
kaum
Vorwürfe.
Für
die
teilweise
desolaten
Zustände
seien
die
Bewohner
selbst
verantwortlich,
sagt
die
Stadt.
Es
gibt
Freizeitangebote
für
die
274
Bewohner,
doch
sie
sind
rar.
Der
Billardtisch
war
eine
Spende.
Fotos:
Michael
Gründel
Autor:
Jörg Sanders