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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Singen mit Händen und Füßen
Zwischenüberschrift:
Jugendchor Osnabrück lernt im Libanon von syrischen Flüchtlingskindern
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Im Libanon nimmt der Osnabrücker Jugendchor an der Global Week for Syria teil. Ein Teil dieses Festivals ist ein Projekt mit einem Chor aus syrischen Flüchtlingskindern.

Beirut. Barkev Taslakian fährt im nagelneuen Mercedes S-Klasse vor. Wenn er dann beim Kaffee auf der Terrasse des Sonbola Learning Center sitzt, die Flatcap auf dem Kopf und die Hände auf den Gehstock gestützt, sieht er aus wie ein Patriarch, der seine Firma, seine Familie, sein Vorhaben mit sanfter, aber unumstößlicher Autorität durch die Wechselfälle des Lebens führt. Steht er eine halbe Stunde später vor 150 syrischen Flüchtlingskindern, lehnt der Stock an der Wand, und Taslakian tanzt, klatscht und singt mit den Kindern, dass es eine Freude ist, ihm und den Kindern zuzuhören. Denn er bringt Freude in ihr Leben. Und die Kinder lieben ihn.

Schule für Flüchtlinge

Das Sonbola Learning Center ist ein liebevoll eingerichtetes Haus in einer unwirtlichen Gegend. Drinnen haben Kinder die Wände mit Blumen und Tieren, mit Landschaften, Büchern und Noten zauberhaft bemalt. In den Klassenräumen sorgt die Nicht-Regierungsorganisation Sonbola dafür, Flüchtlingskinder zu unterrichten, um die Lücken zu schließen, die rund zwei Millionen Flüchtlinge in das libanesische Schulsystem reißen. Hinter dem Haus türmt sich Müll, und ein paar Meter weiter steht eine kleine Zeltstadt für Flüchtlinge, wie es sie hier in der Beeka-Ebene viele gibt. Hinter diesen Bergen liegt Syrien″, sagt Ziad F. Ghneim, der Manager des Hauses. Wir haben hier die Bomben gehört.″ So lange, bis die Dörfer auf der anderen Seite der Grenze dem Erdboden gleichgemacht waren.

Anderthalb Stunden lang hat sich ein in die Jahre gekommener Reisebus mit dem Osnabrücker Jugendchor hierher gequält: Zunächst keucht er die Autobahn hoch, die sich von Beirut aus steil die Berge hinaufwindet. Dann geht es genauso steil hinab in die Beeka-Ebene, einer Hochebene zwischen den Gebirgszügen des Libanon- und des Antilibanongebirges. Hierher ist der Osnabrücker Jugendchor an diesem Donnerstag gekommen, um mit dem Sonbola Choir zu arbeiten und mit Barkev Taslakian.

Rund 150 Kinder strömen nach und nach in das Haus, um zu singen und um sich von der Fröhlichkeit anstecken zu lassen, die der Mitsechziger verbreitet. Er wirbelt herum, fuchtelt mit den Händen, gestikuliert und übersetzt so seine Lieder in Bewegung. Tatsächlich ist der Gesang hier das Trägermedium für die sozialen Aspekte, die Taslakian vermitteln möchte. Die Kinder sollen ein Gemeinschaftsgefühl ausbilden, sagt Taslakian, sie sollen fröhlich sein dürfen, zweimal die Woche für zwei Stunden. Und das funktioniert, weil dieser Mann nicht nur Autorität, sondern Freude am Singen und am Leben ausstrahlt. Er braucht nur Sekunden, um den ganzen Raum mit Fröhlichkeit zu füllen, und es ist rührend zu sehen, wie die Kinder diese Atmosphäre teilen und verstärken. Selbst diejenigen, in deren Gesichter sich Krieg und Flucht eingeschrieben haben. Auch sie kommen in der Pause zu den deutschen Gästen, sagen, I am Hamad″ und What is your name?

Kraft der Musik

Die Gäste aus Osnabrück haben sich ganz zu Beginn mit der Waldesnacht″ von Johannes Brahms vorgestellt, und sie verabschieden sich mit einem kleinen Kanon: Miau, miau, reich mir deine Tatze″ studiert eine Jugendchor-Sängerin mit den Kindern ein. Doch heute ist die Sängerdelegation aus Osnabrück vor allem hier, um zu lernen. Der Jugendchor hat sich unter den Kindern aus Syrien verteilt, klatscht genauso wie die Kinder, nur nicht ganz so perfekt im Timing, formt mit den Händen die gleichen Herzzeichen, macht nach, was Taslakian vormacht, immer im Takt der Musik. Das ist ein tolles Erlebnis″, sagt Julia Arling, die Assistentin von Chordirektor Clemens Breitschaft. Und diese zwei Stunden sind ein toller Beleg für die Kraft der Musik.

Osnabrücker Jugendchor im Libanon:

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Bildtext:
Der Mann, der Kinder fröhlich macht: Barkev Taslakian singt und tanzt mit syrischen Flüchtlingskindern und mit dem Osnabrücker Jugendchor.

Foto:
Ralf Döring
Autor:
Ralf Döring


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