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1.
Erscheinungsdatum:
23.06.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Ehrung mit offenem Hemdkragen
Zwischenüberschrift:
Erinnerungstafel für Gesellenaufstand von 1801 in der Gartlage aufgestellt
Artikel:
Originaltext:
Osnabrück.
Der
Osnabrücker
Gesellenaufstand
von
1801
hat
einen
würdigeren
Platz
in
der
Erinnerungskultur
der
Stadt
gefunden.
Kultusdezernent
Wolfgang
Beckermann
weihte
nun
eine
großformatige
Gedenk-
und
Informationstafel
am
Haster
Weg
ein
und
verlieh
dem
dort
kreuzenden
Wanderweg
zum
Gut
Gartlage
den
halboffiziellen
Namen
„
Gesellenweg″.
Es
ist
der
Weg,
den
die
streikenden
Gesellen
vermutlich
nahmen,
als
sie
im
Juli
1801
hinaus
in
die
Feldmark
zogen,
um
den
städtischen
Vollzugsorganen
zu
entgehen.
Wo
dann
allerdings
hannoversches
Militär
eingriff
und
für
einen
blutigen
Showdown
sorgte.
Am
Ende
waren
zehn
Tote
zu
beklagen,
darunter
ein
vierzehnjähriger
Lehrling
und
ein
zehnjähriges
Kind.
Der
Gesellenaufstand
gilt
bis
heute
als
blutigster
Arbeitskampf
der
Stadtgeschichte.
Die
Gesellen
kämpften
sehr
früh
für
das
Streik-
und
andere
Arbeitnehmerrechte,
die
erst
viel
später
von
den
Gewerkschaften
durchgesetzt
werden
sollten.
Beckermann
trat
im
offenen
Hemdkragen
auf,
was
ihm
bei
der
Sommerhitze
sowieso
jedermann
gerne
zugestand.
Der
städtische
Dezernent
fand
aber
noch
eine
weitere
Rechtfertigung
dafür:
Er
wolle
sich
mit
den
Schuhmachergesellen
solidarisieren,
die
sich
bei
einer
feierlichen
Versammlung
wandernder
Handwerksgesellen
1801
weigerten,
den
Kragen
zuzuknöpfen.
Die
darauf
folgende
Bestrafung
brachte
das
Fass
zum
Überlaufen
und
führte
zu
den
Aufständen.
Beckermann
griff
damit
die
historisch
belegten
Tatsachen
auf,
die
Buchautor
Heiko
Schulze
in
seinem
historischen
Roman
„
Geplatzte
Kragen″
fiktiv
ausschmückte.
Der
Titel
bezieht
sich
auf
den
vordergründigen
Streit
um
das
unterlassene
Zuknöpfen
von
Kragen
und
im
Doppelsinn
auf
das
Aufbegehren
gegen
den
Abbau
sozialer
Standards,
gegen
Billigkonkurrenz,
gegen
einen
intransparenten
Zugang
zum
Meistertitel,
gegen
stagnierende
Löhne.
Schulze
war
bis
2013
Geschäftsführer
der
SPD-
Ratsfraktion,
heute
arbeitet
er
im
städtischen
Fachbereich
Kultur.
Beckermann
dankte
seinem
Mitarbeiter
als
einem
der
Initiatoren
der
würdigen
Aufarbeitung,
außerdem
den
Schinkeler
Bürgervereinen,
die
sich
ebenfalls
dafür
starkgemacht
hatten
und
ihren
traditionellen
„
Schinkelgang″
im
Herbst
unter
anderem
an
diesen
Ort
–
Haster
Weg
in
Höhe
des
ehemaligen
Forsthauses
–
als
jetzt
realisierten
Standort
der
Informationstafel
geführt
hatten.
Walter
Leineweber
vom
Bürgerverein
Schinkel-
Ost
reichte
einen
großen
Teil
des
Dankes
weiter
an
die
Werkstätten
der
Jugendberufshilfe
Dammstraße,
die
die
Ständerkonstruktion
aus
massiver
Eiche
geschaffen
haben.
„
Das
ist
ein
richtig
tolles
Möbelstück
hier
am
Waldrand
geworden″,
meinte
er
und
verwies
auf
die
gedrechselten
Knaggen.
Namentlich
mit
der
Arbeit
hervorgetan
haben
sich
Pascal
Stellmacher,
Hassan
Ali
und
Angasom
Fsfha.
Wie
es
sich
für
einen
Festakt
gehört,
durfte
die
musikalische
Begleitung
nicht
fehlen.
Die
Absolventen
der
städtischen
Musik-
und
Kunstschule
Benedikt
Tönies
und
Mareike
Schulze
trugen
mit
Gesang,
Gitarre
und
Querflöte
das
Revoluzzerlied
„
Ein
freies
Leben
führen
wir″
vor,
das
Schiller
für
„
Die
Räuber″
textete
und
dem
man
später
die
Melodie
von
„
Gaudeamus
igitur″
beilegte.
Heiko
Schulze
hält
es
für
gut
vorstellbar,
dass
die
streikenden
Handwerksgesellen
damals
dieses
Lied
sangen.
Als
bedeutsam
für
die
Geschichte
ihrer
Organisationen
bezeichneten
Sven
Ruschhaupt
von
der
Handwerkskammer
und
Petra
Tiesmeyer
vom
DGB
den
Gesellenaufstand.
Ruschhaupt
hatte
drei
Gesellen
mitgebracht,
die
als
Arbeitnehmervertreter
in
der
Vollversammlung
der
Kammer
mitbestimmen
können,
verwies
auf
die
schon
lange
herrschende
Selbstverwaltung
und
betonte:
„
Bei
uns
im
Handwerk
platzt
heute
keinem
mehr
der
Kragen.″
Tiesmeyer
freute
sich,
dass
nach
all
den
vielen
Herrschenden
auf
Straßenschildern,
nach
„
all
den
Stüves,
Miquels,
Mösers
und
so
weiter″
nun
auch
die
Gesellen
gebührende
Aufmerksamkeit
bekämen.
Bildtext:
Informativ
und
zugleich
ein
schön
gearbeiteter
Hingucker:
die
neue
Infotafel
zum
Gesellenaufstand.
Foto:
David
Ebener
Der
Gesellenaufstand
von
1801
Im
Juli
1801
empörten
sich
die
Schuhmachergesellen
über
Geldstrafen,
die
sie
wegen
der
Missachtung
von
Bekleidungsvorschriften
zahlen
sollten.
Es
kam
zum
Wortstreit
mit
den
Meistern,
die
bald
in
Tätlichkeiten
ausarteten.
Später
wurden
zwei
Rädelsführer
durch
Aussperrung
bestraft.
Die
übrigen
Gesellen
solidarisierten
sich
und
legten
die
Arbeit
nieder.
Der
Streik
weitete
sich
rasch
aus.
Tischler-
,
Schmiede-
und
Schneidergesellen
schlossen
sich
an,
weitere
Gilden
folgten.
Mehr
als
die
Hälfte
der
in
der
Stadt
beschäftigten
Handwerksgesellen
waren
schließlich
im
Ausstand.
Um
den
städtischen
Vollzugsorganen
zu
entgehen,
verließen
die
Streikenden
am
11.
Juli
die
Stadt
und
zogen
auf
die
Gartlage.
Außerhalb
der
Landwehr
war
nicht
mehr
der
Magistrat
zuständig,
sondern
die
Landesregierung.
Die
setzte
Soldaten
in
Marsch.
Sie
stießen
beim
Dierkerschen
Kolonat,
dem
späteren
Kaffeehaus
Gartlage,
nicht
nur
auf
die
Gesellen,
sondern
auf
eine
große
Menschenmenge
solidarischer
Stadtbewohner
und
Bauern
aus
dem
Umland.
Die
Situation
eskalierte,
als
die
Unterhändler
ohne
Ergebnisse
den
Versammlungsort
verließen
und
die
erregte,
teilweise
alkoholisierte
Menge
sich
unmittelbar
mit
den
bewaffneten
Soldaten
konfrontiert
sah.
Die
fühlten
sich
ihrerseits
durch
das
folgende
Handgemenge
bedroht
und
schossen
ohne
Vorwarnung
in
die
Menschenmenge.
10
Tote
und
20
Schwerverletzte
waren
zu
beklagen.
Als
sie
in
einem
tumultartigen
Zug
in
die
Stadt
gebracht
wurden,
griff
der
Aufruhr
auf
die
Stadt
über,
wo
viele
Einwohner
für
die
Aufständischen
Partei
ergriffen.
Es
dauerte
zwei
Tage,
bis
die
Stadtwache
die
Situation
unter
Kontrolle
hatte.
Autor:
Joachim Dierks