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1.
Erscheinungsdatum:
21.06.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Cha-Cha-Cha und Gottesdienst
Zwischenüberschrift:
Das Haus Natruper Straße 14 hat verschiedenste Nutzungen erlebt
Artikel:
Originaltext:
156
Jahre
hat
die
Bruchstein-
Villa
Natruper
Straße
14
auf
dem
Buckel.
In
der
Zeit
war
sie
schon
Wohnhaus,
Offizierskasino,
Versicherungskontor,
Zeitungsredaktion,
Tanzschule
und
Kirche.
Aktueller
Nutzer
ist
eine
Werbeagentur.
Osnabrück.
Nach
der
Entfestung
der
Stadt
setzte
in
den
1860er-
Jahren
die
Bebauung
längs
der
alten
Fernstraßen
ein,
die
aus
den
Toren
hinausführten.
In
dem
stadtnahen
Abschnitt
der
Natruper
Straße
zwischen
Natruper
Tor
(später
Rißmüllerplatz)
und
Gutenbergstraße
entstanden
auf
den
Parzellen
des
alten
Gartengebiets
villenähnliche
Wohnhäuser.
Sie
lagen
von
der
Straße
zurückgesetzt
inmitten
großer
Gärten.
So
auch
das
1861
von
Maurermeister
Bernhard
Wolff
für
einen
Herrn
Gronert
erbaute
Haus
Nummer
14.
Erst
die
späteren
Straßenverbreiterungen
ließen
den
Gehsteig
der
Natruper
Straße
direkt
an
das
Haus
heranrücken.
Die
Denkmaltopografie
bescheinigt
dem
Bau
einen
„
ausgeprägten
Villencharakter″
mit
„
vornehmer
klassizistischer
Fassade″.
Der
nur
minimal
hervortretende
Mittelrisalit
ist
mit
Sandsteinplatten
verblendet,
die
sich
optisch
leicht
von
den
übrigen
Hausteinen
abheben.
1898
ergänzt
Architekt
Rosebrock
das
Haus
um
eine
turmartig
erhöhte
Achse
auf
der
rechten
Seite,
„
die
in
ihren
Formen
dem
älteren
Bau
gut
angeglichen
ist″,
wie
die
Denkmalschützer
urteilen,
allerdings
die
Symmetrie
zerstört.
Seitdem
ist
die
Fassade
getreulich
erhalten,
wenn
man
einmal
von
der
Aluminium-
Eingangstüranlage
späterer
Jahre
absieht.
Bauliche
Erweiterungen
fanden
nur
nach
hinten
hinaus
statt.
Gronert
bleibt
nicht
lange
Herr
im
Hause.
Ab
1874
ist
die
Stadt
als
Eigentümer
eingetragen.
Sie
nutzt
das
Haus
wie
auch
die
dahinter
liegende
Immobilie
Nummer
14a,
das
spätere
Haus
Dorette,
für
Einquartierungen.
Die
Klosterkaserne
bietet
nicht
genügend
Unterkünfte
für
die
wachsende
Garnison.
Die
Stadt
muss,
genau
wie
Privatleute
im
Bedarfsfall
auch,
Wohnungen
zur
Verfügung
stellen.
Die
Lage
zwischen
Klosterkaserne
und
Exerziergelände,
dem
späteren
Schwarzen
Platz,
ist
günstig.
1891
kauft
die
Mühlen-
Versicherungs-
Gesellschaft
zu
Osnabrück
die
Nummer
14.
Es
gibt
viele
kleine
Mühlen
im
Osnabrücker
Land.
Wassermühlen
sind
genau
wie
Windmühlen
sehr
spezifischen
Risiken
ausgesetzt,
die
einer
darauf
zugeschnittenen
Versicherung
„
auf
Gegenseitigkeit″
eine
breite
Existenzgrundlage
bieten.
Unten
sind
die
Kontorräume,
oben
wohnt
Versicherungsdirektor
Ingenieur
Schröder.
Er
lässt
die
turmartige
Ergänzung
1898
anbauen.
Die
Mühlenversicherung
bleibt
durch
beide
Kriege
hindurch
und
bis
weit
in
die
Nachkriegszeit
hinein
Eigentümer,
wobei
die
Eigennutzung
der
Räume
immer
weiter
abnimmt.
Verschiedene
private
und
gewerbliche
Mieter
treten
in
Erscheinung,
so
1950
unter
anderen
die
„
Nordwestdeutsche
Rundschau″.
Die
in
Wilhelmshaven
gedruckte
SPD-
nahe
Zeitung
unterhält
in
Osnabrück
eine
kleine
Lokalredaktion.
Zur
gleichen
Zeit
quartiert
sich
Walter
Barg
als
Direktor
der
Mühlen-
Versicherung
im
Haus
ein.
Er
scheint
sich
in
den
Folgejahren
beruflich
zu
verändern,
denn
ab
1957
geben
Walter
und
Margot
Barg
Tanzunterricht.
Zu
ihrer
„
Privattanzschule″
gesellen
sich
1966
das
„
Figura
Sport-
Studio″
und
1970
Ballettmeister
Günther
Braun
mit
einer
Ballettschule.
1972
tritt
Gerhard
Grill
als
Teilhaber
der
Tanzschule
Barg-
Grill
auf
den
Plan.
Er
führt
sie
nach
dem
Rückzug
der
Bargs
nach
Nordhorn
1973
allein
weiter.
Viele
Jahrgänge
von
Osnabrücker
Schülern
machen
auf
dem
Fischgrät-
Parkett
im
Tanzsaal
nicht
nur
erste
Bekanntschaft
mit
Walzer,
Tango,
Rumba
und
Cha-
Cha-
Cha,
sondern
auch
mit
dem
anderen
Geschlecht.
Denn
gemeinsamer
Schulunterricht
für
Mädchen
und
Jungen
setzt
sich
erst
in
den
Siebzigern
durch.
In
der
ersten
Tanzstunde
treten
die
Mädchen
nebeneinander
aufgereiht
auf
der
einen
Seite
des
Saales
an
und
die
Jungen
auf
der
anderen.
Auf
Kommando
sprinten
die
Jungen
los,
um
sich
eines
der
in
ihren
Augen
hübscheren
Mädchen
als
Tanzpartnerin
zu
sichern.
Ungezählte
Male
endet
der
Sprint
mit
einer
Hosenboden-
Landung
zu
Füßen
der
begehrten
Dame,
denn
der
Bremsvorgang
auf
ungewohnten
Ledersohlen
und
glattem
Parkett
ist
nicht
einfach.
Benimm-
Unterricht
erhalten
die
jungen
Damen
und
Herren
in
getrennten
Sitzungen.
1976
wird
mit
dem
Verkauf
an
die
Selbständige
Evangelisch-
Lutherische
Kirche
(SELK)
das
bislang
vorletzte
Kapitel
der
Nutzungsgeschichte
der
Natruper
Straße
14
aufgeschlagen.
Die
altlutherische
staatsunabhängige
Religionsgemeinschaft
hat
seit
1947
mit
der
Dreieinigkeitsgemeinde
eine
Gliedkirche
in
Osnabrück.
Die
kleine,
schrumpfende
Gemeinde
(1997:
142
Mitglieder,
heute:
rund
80
Mitglieder)
behalf
sich
lange
Jahre
mit
kleinen
Versammlungsräumen
wie
etwa
Pelsters
Gartenhaus
an
der
Gutenbergstraße,
bis
1976
mit
der
„
Natruper
14″
ein
würdigerer
Rahmen
gefunden
wurde.
Unten
wohnte
der
Pfarrer,
im
Obergeschoss
waren
Kirchsaal
und
Pfarrbüro
und
unter
dem
Dach
hausten
Studenten.
Im
Dezember
1983
vergaß
einer
von
ihnen,
den
Adventskranz
auszumachen
–
es
kam
zu
einem
Schwelbrand,
der
in
gestapelten
alten
Zeitungen,
noch
aus
der
Zeit
der
„
Nordwestdeutschen
Rundschau″,
reichlich
Nahrung
fand
und
einen
Teil
des
Dachgeschosses
unbewohnbar
machte.
Über
die
Jahre
wurden
aufgeschobene
Renovierungen
immer
dringlicher
und
stellten
für
die
kleine
Gemeinde
eine
zu
große
finanzielle
Hürde
dar.
2014
entschloss
man
sich
zum
Verkauf.
Am
18.
Mai
2014
wurde
der
letzte
Gottesdienst
gefeiert,
der
mit
der
Entwidmung
des
Kirchraums
endete.
Altar,
Bänke
und
Abendmahlsgerätschaften
wurden
nach
Weißrussland
gespendet,
das
schlichte
Holzkreuz
ziert
jetzt
die
Kapelle
des
Lüstringer
Friedhofs.
Die
Dreieinigkeitsgemeinde
und
ihr
derzeitiger
Pfarrer
Karl-
Heinz
Gehrt
sind
zufrieden
mit
der
Lösung,
dass
die
Gottesdienste
jetzt
in
der
Hauskapelle
des
Wohnstifts
am
Westerberg
gefeiert
werden
können.
Neuer
Eigentümer
seit
2015
ist
die
Werbeagentur
„
Die
Etagen″.
Sie
musste
noch
einmal
das
gleiche
Geld
wie
für
den
Kauf
für
die
umfassende
Sanierung
aufwenden.
Geschäftsführer
Andree
Josef
bereut
es
nicht:
„
Wir
haben
die
Symbiose
von
Alt
und
Neu
gut
hingekriegt.
Das
Haus
atmet
Geschichte.
Wir
lieben
es,
wenn
auch
nach
der
Renovierung
die
Holzfußböden
immer
noch
knarzen.″
Serie
Zeitreise
Die
Stadtgeschichte
im
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/
historisch-
os
Bildtexte:
Das
Haus
Natruper
Straße
14,
vermutlich
in
den
1980er-
Jahren
aufgenommen,
als
noch
die
selbstständige
Dreieinigkeitsgemeinde
Hausherrin
war
–
das
Kreuz
über
der
Eingangstür
verrät
die
Nutzung
als
Kirche.
Eine
stilgemäße
Eingangstür
und
neue
Dachgauben
sind
die
äußerlich
sichtbaren
Ergebnisse
der
Sanierung
durch
den
aktuellen
Eigentümer,
die
Agentur
„
Die
Etagen″.
Von
1976
bis
2014
war
der
ehemalige
Tanzsaal
der
Tanzschule
Barg
der
Gottesdienstraum
der
freikirchlichen
Dreieinigkeitsgemeinde.
Fotos:
Archiv
SELK/
Dreieinigkeitsgemeinde,
J.
Dierks,
Pfarrer
Karl-
Heinz
Gehrt
Autor:
Joachim Dierks