User Online: 6 | Timeout: 13:58Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Fachkräftemangel wird zum Problem
 
Fachkräftemangel wird zum Problem
Zwischenüberschrift:
IHK fordert mehr Berufsorientierung an Gymnasien – Ausbildungsplätze immer schwerer zu besetzen
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. IHK-Präsident Martin Schlichter sieht im Fachkräftemangel eine Bedrohung des Wirtschaftswachstums in der Region. Es wird schwieriger, Lehrstellen zu besetzen. Jedes zweite Unternehmen hat Probleme bei der Personalsuche.

Der zunehmende Fachkräftemangel droht das Wirtschaftswachstum in der Region zu dämpfen. Es wird immer schwieriger, Ausbildungsplätze zu besetzen. Jede zweite Firma hat Probleme bei der Personalsuche. Davor warnt die IHK Osnabrück–Emsland–Grafschaft Bentheim.

Osnabrück. IHK-Präsident Martin Schlichter sagte am Dienstag bei der Vorstellung des Geschäftsberichts: Die Schattenseite der Beschäftigungserfolge ist der zunehmende Fachkräftemangel. Vielen Betrieben gelingt es immer weniger, qualifiziertes Personal zu gewinnen. Die Unternehmen sehen daher nach unseren Befragungen den Fachkräftemangel als das größte Konjunkturrisiko.″ Besonders betroffen sind laut IHK die Metall- und Elektrobetriebe, das Hotel- und Gaststättengewerbe, die Lager- und Logistikwirtschaft und der Einzelhandel. Das Verhältnis von freien Ausbildungsplätzen zur Zahl der Bewerber verschlechtert sich demzufolge weiter. Im vergangenen Jahr blieb die Zahl der neuen Ausbildungsverträge fast konstant, obwohl wegen der guten Konjunktur mehr Auszubildende gesucht wurden. Seit 2013 war die Zahl der neuen Ausbildungsverhältnisse im IHK-Bezirk zuvor gesunken.

Schlichter stellte eine fehlende Berufsorientierung in der Schule fest: Besonderen Bedarf sehe ich bei der Einführung einer systematischen Studien- und Berufsorientierung an den Gymnasien.″ Auch IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf kritisierte: Es findet an den Gymnasien gar keine Berufsorientierung statt, die in Richtung duale Ausbildung zielt. Es ist einfach nicht damit getan, in der Klasse 10 oder im Jahrgang 11 ein drei- bis vierwöchiges Pflichtpraktikum zu machen.″ Graf konstatierte, dass die Schüler am Ende ihrer Schullaufbahn desorientiert″ seien. Die Alternativen in der beruflichen Ausbildung seien nicht ausreichend bewusst.

Abgesehen vom Auszubildenden- und Fachkräftemangel bezeichnete Schlichter das Jahr 2016 aufgrund des Wirtschaftswachstums als überraschend erfolgreich″. Die IHK geht davon aus, dass das Wirtschaftswachstum in unserer Region mit knapp zwei Prozent etwa auf bundesweitem Niveau liegt. Die Beschäftigtenzahl zeigt insgesamt einen stetigen Aufwärtstrend. Mit 395 000 Beschäftigten lag die Zahl in unserer Region im September 2016 laut IHK um mehr als ein Viertel höher als zur Jahrtausendwende. Insgesamt gab es in 2016 2, 5 Prozent mehr sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Die Zahl lag damit über dem Landes- und Bundesschnitt.

Das Wirtschaftswachstum wird sich laut Schlichter weiter fortsetzen: Für Deutschland hat unser Dachverband DIHK die Wachstumsprognose für 2017 gerade von 1, 6 Prozent auf 1, 8 Prozent heraufgesetzt. Ich gehe davon aus, dass auch wir in der Region dieses Ziel erreichen können.″ Der IHK-Präsident präsentierte den Frühindikator Beschäftigung″, der auf einer Befragung regionaler Unternehmen basiert. Auch dieser zeigt, dass sich der positive Trend im laufenden Jahr fortsetzen wird. So prognostiziert die Industrie- und Handelskammer für 2017 einen weiteren Zuwachs an Jobs von 2, 9 Prozent oder 8000 Stellen im IHK-Bezirk Osnabrück Emsland Grafschaft Bentheim.

Um das Konjunkturrisiko Fachkräftemangel zu bekämpfen, hat die IHK das Motto Menschen befähigen Wirtschaft stärken″ zum bundesweiten Schwerpunktthema für 2017 und 2018 erklärt. Auch die IHK in unserer Region beteiligt sich daran mit verschiedenen Veranstaltungen und Projekten.

Schlichter nennt bereits Ansatzpunkte, um die Bewerbersuche zu unterstützen. Im vergangenen Jahr stellte die IHK etwa zwei Azubi-Finder″ neu ein, die Schulen besuchen, um Jugendliche auf eine Karriere mit der beruflichen Lehre aufmerksam zu machen. So sollen Betriebe und Nachwuchs zusammenfinden und der steigenden Studierendenquote hin zu einer betrieblichen Ausbildung entgegengewirkt werden.

Die zunehmende Zahl der Studierenden im Verhältnis zur schwierigen Berufsausbildung gilt als einer der Hauptfaktoren für den Fachkräftemangel. Daher sieht Schlichter auch großes Potenzial für die betriebliche Ausbildung bei den Studienabbrechern. Dem Thema widmet sich das Projekt Neustart″. Projektpartner sind Hochschule und Universität Osnabrück, die Handwerkskammer, die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Osnabrücker Land sowie die Agentur für Arbeit Osnabrück. In der IHK-Unternehmensdatenbank sind dafür 110 Unternehmen enthalten. Seit Ende 2013 konnte die IHK mehr als 250 Studienaussteiger beraten.

Zwar ist auch die Vermittlung von Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeit ein IHK-Schwerpunkt. Allerdings ist die Vermittlung in Ausbildung oder Einstiegsqualifizierungen bislang in nur in wenigen Fällen gelungen. In den meisten Fällen waren die Deutschkenntnisse immer noch nicht ausreichend.

Damit die Integration zukünftig besser gelingt, wird unsere IHK in Kürze einen Integrationsmoderator einsetzen″, kündigt Schlichter an. Er soll Unternehmen und Flüchtlinge systematisch beraten und begleiten.

Mehr Berichte aus der regionalen Wirtschaft lesen Sie unter noz.de/ wirtschaftosel

Bildtexte:
Der zunehmende Fachkräftemangel droht das Wirtschaftswachstum in der Region Osnabrück zu dämpfen. Es wird immer schwieriger, Ausbildungsplätze zu besetzen. Besonders betroffen vom Fachkräftemangel sind auch die Metallbetriebe in der Region wie beispielsweise Abacus Maschinenbau in Osnabrück (hier im Bild Azubi Jannik Noel Niemeyer).

IHK-Präsident Martin Schlichter und IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf (links) fordern mehr Berufsorientierung an Gymnasien. Abgesehen vom Fachkräftemangel, bezeichnete Schlichter das Jahr 2016 aufgrund des Wirtschaftswachstums als überraschend erfolgreich″.

Fotos:
Jörn Martens, Michael Gründel

Kommentar:

Imageproblem für die duale Ausbildung

Es ist kurios. Im Ausland wird Deutschland um seine Berufsausbildung beneidet, nur hierzulande wird sie offenbar immer geringer geschätzt. Die Studierendenquote nimmt stetig zu, während die Unternehmen sich in unserer Region zunehmend den Kopf zerbrechen, wie sie ihre Ausbildungsplätze besetzen sollen.

Das ist schade und muss sich dringend ändern. Während man etwa in Amerika und vielen anderen Ländern unser Berufsschulsystem zu kopieren versucht, weil man erkannt hat, dass die wirtschaftliche Stärke Deutschlands auch auf die hohe Qualifikation der Fachkräfte zurückzuführen ist, hat die duale Ausbildung hier ein Imageproblem.

Die Unterrichtsversorgung an vier von fünf Berufsschulen in Osnabrück liegt bei unter 90 Prozent. Die Unterrichtsversorgung an Gymnasien in der Region hingegen liegt bei 100 Prozent. Auch das ist ein Indiz mangelnder Wertschätzung für ein System, das weltweit gefeiert und um das Deutschland beneidet wird.

Völlig zu Recht legt die IHK den Finger in die Wunde und fordert eine systematische Berufsorientierung gerade in den Gymnasien. Auch das große Potenzial der Studienabbrecher muss noch konsequenter für die berufliche Bildung begeistert werden.
Autor:
jcf


Anfang der Liste Ende der Liste