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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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aus Zeitung:
Überschrift:
Schinkel ist bunt – und hat ein Imageproblem
Zwischenüberschrift:
Ein Rundgang durch den Stadtteil, der „Soziale Stadt″ werden soll
Artikel:
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Originaltext:
Der Stadtteil Schinkel hat ein schlechtes Image, doch viele Osnabrücker kennen ihn gar nicht. Dabei ist Schinkel mehr als Bremer Brücke und Buersche Straße viel mehr. Ein Rundgang durch einen bunten Stadtteil, der mit dem Förderprogramm Soziale Stadt″ aufgewertet werden soll.

Osnabrück. Kommen Sie mit dem Fahrrad″, sagt Carsten Friderici, das Gebiet ist groß.″ Wir treffen uns mit ihm und dem anderen Vorsitzenden des Bürgervereins Schinkel, Heinrich Grofer, an der Ecke Buersche Straße/ Schinkelstraße, kurz hinter der Bahnunterführung. Die Luft ist schlecht, der Verkehr dröhnend laut, die Häuser haben ihre guten Zeiten lange hinter sich wenn sie überhaupt jemals gute hatten. Das ist unser Tor zu Schinkel″, sagt Friderici. Er sagt es nicht entschuldigend. Es ist nun mal Fakt, dass die meisten Osnabrücker auf dem Weg der Unterführung nach Schinkel kommen und direkt durchfahren, ohne einen Blick in die Seitenstraßen zu wagen. Dabei ist kaum ein Osnabrücker Stadtteil so vielseitig. Und wer kantige, aber herzliche Menschen sucht, wird hier fündig.

In oder im Schinkel?

Bevor wir uns in die Tiefen des Stadtteils begeben, zwei wichtige Glaubensfragen: Heißt es nun in Schinkel oder im Schinkel? In Schinkel″, meint Friderici. Er ist hier aufgewachsen und zur Schule gegangen, sein Urgroßvater war einer der ersten Arbeiter im Stahlwerk. Auch Heinrich Grofer zog die Arbeit nach Osnabrück. Vor 55 Jahren heuerte er bei Klöckner an. Seitdem ist er ... Schinkeler oder Schinkelaner? Schinkeler″, sagt Friderici. Wer andere Stadtteil-Bewohner fragt, hat große Chancen, auch die Antwort Schinkelaner″ zu hören. Ganz einig sind sie sich da nicht, aber wie sollte es in einem bunten Stadtteil auch anders sein?

Stahlwerk und Eisenbahn: Sie haben Schinkel geprägt. Sowohl als Arbeitgeber als auch städtebaulich. Typisch für den Stadtteil ist neben den Bahnunterführungen die Schinkelkurve die Bahnschienen, die in nördlicher Kurve von West nach Ost den Stadtteil durchschneiden und neben der Mindener Straße eine weitere Barriere bilden. Analysiert hat das neben allen anderen Stärken und Schwächen des Stadtteils ein Bremer Ingenieurbüro. Mit einem 130-seitigen Konzept hat Osnabrück jetzt die Aufnahme Schinkels in das Bund-Länder-Förderprogramm Soziale Stadt″ beantragt. Knapp über 89 Hektar groß ist das geplante Sanierungsgebiet, in das 15 Millionen Euro fließen sollen sofern das Land Niedersachsen der Aufnahme zustimmt. Mit dem Bescheid rechnet die Stadt im Frühjahr 2018.

Grünes Idyll

Wenige Meter nur radeln wir hinein in die Venloer Straße und in eine andere Welt: hier ein schmuckes saniertes Haus, dort, am Ende der Seitenstraße, ein kleines Auenwäldchen. Durch die Rotenburger Straße geht es vorbei an noch mehr sanierten Gebäuden und der Diakonischen Altenhilfe Haus Schinkel″ in den Hasepark nicht das Gewerbegebiet, sondern die Grünfläche, durch die die Hase fließt. Hier kann man die Seele baumeln lassen″, sagt Friderici. Viel mehr öffentlich zugängliche Grünflächen hat Schinkel nicht, auch das ein Ergebnis der Untersuchung für die Soziale Stadt″. Schinkel war immer bäuerlich geprägt, erläutern Friderici und Grofer. Mit dem Ergebnis, dass sich hinter den Häusern ellenlange Gartenstreifen befinden. Dort pflanzten die Schinkeler früher ihr Gemüse an und hielten ihre Nutztiere. So verbergen sich in vielen Hinterhöfen wahre Grünoasen, zu denen allerdings nur die Bewohner Zugang haben.

Öde Asphaltfläche

Wir radeln zum VfL-Stadion, und von dort aus die Ebertallee entlang in Richtung Pauluskirche. Dass hier etwas geschehen muss, erschließt sich auf den ersten Blick. Vier alte Bänke stehen unter Lindenbäumen, das war′s. Friderici träumt stattdessen von einer kleinen Flaniermeile mit Blick auf die Kirche. Der Pastor-Karwehl-Platz rechts der Ebertallee ist außerhalb der Marktzeiten am Mittwoch eine öde Asphaltfläche. Da geht mehr.

In Schinkel sind Wohnungen noch bezahlbar, doch vielen Mehrfamilienhäusern sieht man an, dass sie saniert werden müssten. Bauliche Schmuckstücke fallen ebenso ins Auge wie Häuser, die Friderici als reine Katastrophe″ bezeichnet. Typisch für den Stadtteil ist, dass sich das Bild an jeder Straßenecke ändert: hier triste Wohnblöcke, dort Reihenhäuser mit sorgsam bepflanzten Vorgärtchen. Es ist in jeder Hinsicht ein bunter Stadtteil. Die Leute, die in Schinkel leben, leben hier gern″, sagt Friderici.

Der Ur-Schinkeler will trotzdem nichts beschönigen: Es ist so, dass wir hier ein Problem haben.″ Die Hälfte der Kinder in Schinkel lebt unter der Armutsgrenze, in manchen Wohnblöcken schätzt Friderici den Anteil auf 90 Prozent. Viele Wohnungen haben zwar Balkone, nur wenige aber auch Blumenkästen. Das ist eine Frage des Geldes und auch der Herkunft″, sagt Friderici. Der Ausländeranteil im Stadtteil ist hoch, die Zahl derjenigen, die auf staatliche Hilfe angewiesen sind, ebenfalls.

Mit der Sozialen Stadt″ geht neben baulichen Verbesserungen immer auch ein Quartiermanagement einher, und das ist für Friderici das Wichtigste. Er möchte nicht, dass sich Parallelgesellschaften einzelner Nationalitäten bilden. In Teilen des Stadtteils haben wir das schon″, sagt Friderici. Wir sind bunt, wir wollen auch bunt sein″, sagt er. Aber es fehlt uns die Klammer.″ Also das, was die Menschen mit völlig unterschiedlichem Hintergrund zusammenhält. Früher war es die gemeinsame Arbeit im Stahlwerk. Das fehlt jetzt″, so Friderici.

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Bildtexte:
Das Tor zu Schinkel, die Bahnunterführung an der Buerschen Straße, ist laut und nicht gerade einladend.
Einer von wenigen Balkonen mit Blumenkästen.
Abseits der Hauptstraßen bietet sich ein ganz anderes Bild.
Carsten Friderici ist Ur-Schinkeler. Er liebt seinen Stadtteil, sagt aber auch: Es ist so, dass wir hier ein Problem haben.″
Kaum Blumenkästen auf den Balkonen, dafür aber Satellitenschüsseln: So sieht es in vielen Wohnblöcken in Schinkel aus.
Aber auch das ist Schinkel: schmucke neue Reihenhäuser.
An Einkaufsmöglichkeiten mangelt es nicht, doch es gibt kaum Restaurants.
Die Hauptverkehrswege aus der Stadt und in die Stadt prägen Schinkel.
Die Wohnblöcke entstanden in den 1950er- und 60er-Jahren für die Arbeiter im Stadtteil.
Früher oder später gelangt man immer wieder auf die Buersche Straße.
Die Ebertallee könnte mit Mitteln aus dem Förderprogramm Soziale Stadt″ aufgewertet werden.
Die Schinkelkurve durchschneidet den Stadtteil.
Das VfL-Stadion gehört zu Schinkel.

Fotos:
Jörn Martens
Autor:
Sandra Dorn


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