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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Schlagartig änderte sich das Leben
Zwischenüberschrift:
Erinnerungen einer Schoah-Überlebenden: Autobiografie der Cousine des Osnabrücker Künstlers Felix Nussbaum vorgestellt
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
OsnaBrück. Meine Oma hat ein Gedächtnis wie ein Computer″, sagt Dalia Kazakh-Moses voller Bewunderung, wenn sie über Auguste Moses-Nussbaum spricht. Ihre Großmutter, Gustel genannt, ist 93 Jahre alt und eine Cousine des Osnabrücker Malers Felix Nussbaum, der in Auschwitz ermordet wurde. Sie selbst hat den Holocaust überlebt und ihre Erinnerungen über die Verfolgung durch die Nationalsozialisten und die Schicksale ihrer nächsten Verwandten in einem Buch festgehalten.

Gustel weiß heute noch, wo im Osnabrücker Elternhaus von Felix welche Bilder gehangen haben″, sagt Dalias Vater Ehud Moses-Nussbaum. In Vertretung für die alte Dame, die bei Tel Aviv lebt, ist jetzt eine Delegation mit neun Mitgliedern der Familie Nussbaum aus drei Generationen nach Osnabrück gereist, um das Buch Reise mit zwei Koffern″ vorzustellen. Gekrönt wurde der Besuch der Familienmitglieder in der Geburtsstadt des Künstlers mit einer öffentlichen Lesung im Rahmen der Osnabrücker Campus Nacht.

Die Aula des Schlosses ist gut besucht, als die Schauspielerin Nina Hoger beginnt, aus dem Buch vorzulesen. Lebhaft sind die Schilderungen der Kindheit in Emden, der Besuche bei den reichen Verwandten″ in Osnabrück. Mein Vater fühlte sich als echter Deutscher, er glaubte nicht, dass man ihm etwas antun könnte″, zitiert Hoger.

Schlagartig änderte sich das Leben der Juden in Norddeutschland, als die Nazis die Macht übernahmen. Zum Ende des Krieges musste sich die junge Frau, deren Angehörige fast alle in Konzentrationslagern ermordet wurden, im niederländischen Roermond wochenlang in einem Erdloch verstecken.

Es ist in Israel zu einer Tradition geworden, dass Überlebende der Schoah ihre Geschichte aufschreiben, um sie den Nachkommen zu überliefern″, sagt Jürgen Kaumkötter vom Zentrum für verfolgte Künste in Solingen, Mitherausgeber des Buches.

Im Rahmen seiner Nussbaum-Forschungen hatte er Auguste Moses-Nussbaum um ein Interview gebeten. Als sie sagte, das könne er doch alles in ihrem Buch nachlesen, wurde der Kunsthistoriker hellhörig.

Gideon und Ehud, ihre Söhne, hatten sie stetig gedrängt, ihre Lebenserinnerungen aufzuschreiben. Zu ihrem 90. Geburtstag schenkten sie ihr den Druck des Buches: auf Hebräisch.

Zusammen mit dem Historiker Christoph Rass vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück (IMIS) beschloss er, die Lebenserinnerungen auf Deutsch zu veröffentlichen.

Das Buch ist außergewöhnlich, weil es nicht nur die Zeit bis zum Kriegsende behandelt, sondern vor allem auch die Suche nach den Bildern ihres Cousins, die jetzt im Osnabrücker Felix-Nussbaum-Haus ausgestellt werden″, betont Rass. Ergriffen bedankten sich Ehud und Gideon Moses-Nussbaum, die zuvor die Schauplätze in Osnabrück besucht hatten, an denen die Familie des Künstlers gelebt und gearbeitet hatte, nach der Lesung bei allen Beteiligten des Buchprojekts und zitierten die Worte Felix Nussbaums: Wenn ich untergehe, lasst meine Bilder nicht sterben . . .″

Reise mit zwei Koffern″. Lebenserinnerungen von Auguste Moses-Nussbaum. Hrsg. Jürgen Kaumkötter und Christoph Rass. Übersetzung Ruth Achlama. Wallstein Verlag, Göttingen. 19, 90 Euro.

Bildtext:
In Osnabrück: die Söhne von Auguste Moses-Nussbaum, Gideon und Ehud (Mitte), eingerahmt von den Reise mit zwei Koffern″-Herausgebern Jürgen Kaumkötter (links) und Christoph Rass.

Foto:
Jörn Martens
Autor:
Tom Bullmann


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