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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Bildung statt Armee: Costa Rica als Vorbild?
Zwischenüberschrift:
Lateinamerika im Fokus der Osnabrücker Friedensgespräche
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Unter dem Motto Modell Costa Rica? Bildung statt Armee! stand am Mittwochabend erstmals Lateinamerika im Fokus der Osnabrücker Friedensgespräche. Eine brisante Diskussion blieb dabei ebenso aus wie die präzise Beantwortung der Frage, ob Costa Rica als Vorbild für Deutschland dienen könne.

Wirklich debattieren mussten die Gesprächsteilnehmer vor den rund 100 Besuchern in der Aula des Osnabrücker Schlosses nicht: Henning Jensen Pennington, Rektor der Universidad de Costa Rica, José Joaquín Chaverri Sievert, ehemaliger Botschafter Costa Ricas in Berlin, und der Osnabrücker Politikwissenschaftler Sebastian Huhn waren sich in den meisten Punkten einig, stellten ihre Ansichten lediglich aus unterschiedlichen Blickwinkeln vor. Leichtes Spiel also für Erziehungswissenschaftlerin Susanne Müller-Using, die an der Universität Osnabrück nicht nur das Costa-Rica-Zentrum leitet, sondern auch durch das Gespräch führte.

Gesundheit und Bildung sind die Hauptsäulen, auf denen Costa Ricas soziale Demokratie steht″, sagte Jensen Pennington und machte damit deutlich, welche Stellung das Thema Bildung seit Jahrzehnten im mittelamerikanischen Staat hat. 1949 schaffte Costa Rica per Verfassung seine Armee ab. Frei werdende Ressourcen sollen seitdem dem Bildungswesen zugutekommen. Bildung hat in unserer Geschichte eine staatsbildende Funktion gehabt″, so Chaverri Sievert: Während in anderen Staaten in Mittel- und Südamerika diktatorische Verhältnisse und Bürgerkriege zur Norm gehören, sind wir davon seit dem letzten Bürgerkrieg im Jahr 1948 verschont geblieben.″

Während die beiden Costa Ricaner in ihren Statements vor allem die Vorzüge der Bildungsoffensive darstellten, betrachtete Huhn die Thematik weitaus kritischer: Historisch gesehen, sei der Topos Bildung statt Militär″ auf unterschiedliche Weise geschickt realpolitisch genutzt worden″. Nach Auflösung der Armee sei der Großteil der Soldaten von der Polizei und Privatmilizen übernommen worden, sodass kaum Geld für Bildung frei geworden wäre. Außerdem würde Costa Rica immer noch rund 1, 7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts mehr als die Nachbarstaaten für die Verteidigung ausgeben.

Laut Chaverri Sievert werde das Geld vor allem benötigt, um sich vor der Drogenkriminalität aus Mexiko und Kolumbien zu schützen: Die machen unser Land sonst kaputt.″ Auch Jenson Pennington war mit der Kritik einverstanden, entgegnete aber: Dennoch hat Bildung in Costa Rica zweifelsohne höchste Priorität.″ Kaum ein anderes Land habe beispielsweise ein so breites Unterstützungsprogramm für finanzschwache Studenten wie Costa Rica. Allein die Universidad de Costa Rica in San José investiert jährlich rund 40 Millionen US-Dollar in die Bildung.″

Eine konkrete Antwort auf die entscheidende Frage, was Deutschland von Costa Rica lernen könne, fiel allen Gesprächsteilnehmern schwer. Einen Versuch unternahm eine Dame aus dem Publikum: Bildung wird in Costa Rica viel mehr wertgeschätzt als hierzulande. Diejenigen, die in Costa Rica in Bildungseinrichtungen arbeiten, blicken mit Stolz auf ihre Arbeit. In Deutschland muss man sich dafür ja teilweise entschuldigen.″

Bildtext:
Neben Gesprächsleiterin Susanne Müller-Using von der Universität Osnabrück sowie Henning Jensen Pennington, Rektor der Universidad de Costa Rica, und José Joaquín Chaverri Sievert, ehemaliger Botschafter Costa Ricas in Deutschland (sitzend von links), nahm auch Sebastian Huhn, Historiker und Politikwissenschaftler an der Universität Osnabrück, am Friedensgespräch teil.

Foto:
Elvira Parton
Autor:
yari


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