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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Tanz am Abgrund: Emigrieren oder anpassen?
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Emigrieren? Bleiben und sich anpassen? Oder sich doch verweigern? In der Rückschau lässt sich vieles leicht bewerten. Was aber bedeutet es, auf die Gegebenheiten der jeweiligen Zeit reagieren zu müssen ohne zu ahnen, wohin ein politisches System führen wird? Das verdeutlichten die Wigman-Biografin Hedwig Müller und Patricia Stöckemann, Dramaturgin der Osnabrücker Dance Company, in ihrem Vortrag Tanz am Abgrund. Vom Ausdruckstanz zum deutschen Tanz″. Er war Teil des Rahmenprogramms der Sonderausstellung Danse macabre. Tanz und Tod im frühen 20. Jahrhundert″.

Ideologisch angepasst

Vieles war auch vorweggenommener Gehorsam″, meint Patricia Stöckemann. Im Blick hat sie dabei Choreografen, die während der NS-Zeit ihre Arbeit darauf konzentrierten, was in die Ideologie der Nationalsozialisten passte und die anderen Aspekte vernachlässigten: Als der moderne Tanz 1933 gleichgeschaltet wurde, sollte er wieder volkstümlich sein, leicht unterhalten, althergebrachte Geschlechterbilder transportieren. Choreografien, die sich mit Angst befassten oder ohne Musik auskamen, wie Werke von Mary Wigman, fielen durch das Raster der Nationalsozialisten.

Mit der Anpassung ihrer Arbeit wollten Choreografen keineswegs die NS-Ideologie unterstützen, sondern dafür Sorge tragen, dass ihre Positionen und Entwicklungen nicht verloren gehen, betonten die Referentinnen. Dazu gehörten mit Mary Wigman und Rudolf von Laban zwei wichtige Protagonisten des modernen Tanzes, den sie in den 1920er-Jahren entscheidend mitentwickelt hatten.

Laban schaffte es eine Zeit lang, sich dem Diktat anzupassen. So hat er beispielsweise 1936 Choreografien für die Eröffnungsfeier der Olymischen Sommerspiele vorbereitet. Doch Joseph Goebbels durchschaute ihn, Laban fiel in Ungnade und ging nur ein Jahr später nach Manchester, um dort eine Bewegungsschule zu gründen.

Auch Wigman trug Choreografien zur Eröffnung der Berliner Sommerspiele bei. Doch auch sie konnte ihre Arbeit nicht dauerhaft anpassen. 1942 musste sie ihre Dresdner Schule verkaufen, sie nahm ihren Abschied von der Bühne. Mary Wigman starb 1973 in Berlin.

Bildtext:
Gaben Einblick in den Missbrauch der Tanzkunst: Patricia Stöckemann und Hedwig Müller (rechts).

Foto:
Thomas Osterfeld
Autor:
Marie-Luise Braun


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