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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Turnen auf dem Präsentierteller
 
Wo anfangen?
Zwischenüberschrift:
Die Osnabrücker Schulen und ihre maroden Turnhallen
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Entwurf für die neue Sporthalle an Graf-Stauffenberg-Gymnasium und Bertha-von-Suttner-Schule stößt auf Kritik. Eltern, Schüler und Lehrer fürchten wegen einer großen Fensterfront unerwünschte Einblicke von außen.

Wir tun, was wir können.″ – „ Wir müssen die finanziellen Mittel haben.″ – „ Wir können hier nur flicken.″ Wer regelmäßig an den Sitzungen des Schulausschusses teilnimmt, kennt diese Sätze. Sie sind immer dann zu hören, wenn es um die zum Teil eklatanten Defizite bei Osnabrücks Turnhallen und Schulen geht.

Osnabrück. Die Turnhalle an der Franz-Hecker-Schule in Nahne riecht muffig, der in regelmäßigen Abständen aufkeimende Schimmel wird ebenso regelmäßig bekämpft, und kaum haben sich Sportverein, Schul- und Kindergarteneltern mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewendet, regnet es an der Diesterwegschule so heftig durchs Dach, dass ein Wasserfall an der Wand norwegische Urlaubsstimmung aufkommen lässt von anderen Unzulänglichkeiten an anderen Hallen und Schulen gar nicht zu sprechen.

Dem Dilemma steht eine Bau- und Schulverwaltung gegenüber, die eine Prioritätenliste abarbeitet, die nach eigenem Bekunden nicht eine festgelegte Reihenfolge definiert, sondern wie es Ludger Rasche von Fachbereich Immobilien jetzt dem Schulausschuss des Osnabrücker Rates erläuterte in erster Linie einer generellen Übersicht über den dringendsten Handlungsbedarf dient.

Auf dieser Liste tummelt sich ungefähr gleichrangig neben der Diesterweghalle und der Halle in Nahne noch die an der Rosenplatzschule. Ihre Prioritätenliste will die Verwaltung im Übrigen auf keinen Fall als Ergebnistabelle eines Wettbewerbs verstanden wissen. Schuldezernent Wolfgang Beckermann: Wir möchten auf jeden Fall vermeiden, dass hier ein Bereich gegen den anderen ausgespielt wird.″ Und trotzdem ist es so, dass natürlich jeder der Erste sein möchte.

Das ist verständlich, denn die Probleme drängeln überall. Und wenn Rasche sagt, dass derzeit alle Flachdachhallen routinemäßig auf ihre Tragfähigkeit überprüft werden, ist das zwar so erst einmal noch völlig unbedenklich, beim Alter der Hallen aber nicht nur eine sinnvolle, sondern gegebenenfalls auch einen Handlungsbedarf definierende Maßnahme. Sollte eine Halle nicht mehr tragfähig sein, müssen wir handeln″, so Rasche mit den entsprechenden Folgen für die Liste, die äußerst sensibel auf alle bautechnischen Überraschungen reagiert.

Nun ist das Dach der Diesterwegschule für den Moment wieder dicht nach Rasches Worten war ein defekter Regenablauf für den Wassereinbruch verantwortlich gleichwohl wird die betroffene Hallenhälfte für den Trocknungsprozess in den kommenden drei Wochen gesperrt sein. Dann folgt das lang geübte Ritual von Schimmelmessungen, bevor die Halle wieder für den Sport freigegeben wird.

Die im Obergeschoss über der Sporthalle untergebrachte Mensa ist von dem Wassereinbruch zwar nicht betroffen, allerdings macht der permanent in der Luft hängende und vielfach von Schülern und Eltern beklagte Geruch aus dem Erdgeschoss das Essen nicht eben schmackhafter. Laut Rasche rührt der Gestank von Ausdünstungen aus den verbauten Materialien, die zwar unschädlich seien, aber eben unangenehm.

Könnte also als nächstes Sanierungsobjekt die Diesterwegschule an der Reihe sein? Der Konjunktiv ist und bleibt dieser Frage Programm, denn da sind ja auch noch die schulischen Baumaßnahmen.

Beckermann erinnerte an die Schulentwicklungsplanung für die Sekundarstufe I und die finanziellen Folgen der Umstellung von G8 auf G9, also die Rückkehr zur 13-jährigen Schulzeit an den Gymnasien. Auch hier könnten größere Beträge für Baumaßnahmen fällig werden, die dann an anderen Ecken wieder fehlen. Das ist ein Monopolyspiel″, so Beckermann.

Den Sprung von der Prioritätenliste in die Realisierungsphase geschafft hat die Sporthalle des Graf-Stauffenber-Gymnasiums und der Bertha-von-Suttner-Schule. Das Projekt befindet sich in der Planungsphase, soll in diesem Herbst begonnen und 2018 bezugsfertig sein. Hier hat man andere Probleme. Sowohl die Fassadengestaltung als auch der mit dem Abriss der alten Halle verbundene Wegfall des Fahrradkellers veranlasst Eltern, Schüler und Lehrer zu Kritik. Vor allem die zur Straße geplante Fensterfront habe Schaufenstercharakter, heißt es hier. Die Kinder kämen sich ausgestellt vor. Auch seien zwei Duschen pro Umkleide zu wenig.

Rasche ging im Ausschuss auf diese Kritik ein. Dass allerdings auf die Fensterfront als gestaltender Bestandteil des Entwurfs verzichtet werden könnte, vermochte Rasche so nicht zu sehen. Es werde aber in diesem Punkt noch Gespräche mit dem Architektenbüro BKS Architekten Krauß, Stanczus, Schurbohm und Partner geben. Vielleicht kann hier Milchglas Abhilfe schaffen. Hoffnung auf mehr Duschen hatte im Vorfeld der Sitzung schon der Leiter des Fachbereichs Immobilien, Dirk König, in den Bereich des Unwahrscheinlichen gedrängt. Die Halle entspreche den Standardanforderungen.

Eine klare Absage gab es im Ausschuss bereits für den Fahrradkeller. Es würden an anderer Stelle auf dem Schulgelände ausreichend Abstellmöglichkeiten geschaffen, so Rasche. Rückendeckung bekam er von Beckermann, der darauf verwies, dass ein solcher Radkeller an keiner Schule vorhanden sei und hier keine Neiddiskussionen geweckt werden sollten.

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Schule und Bildung: noz.de/ bildung

Bildtext:
Zu viele Einblicke von außen? Die straßenseitige Fensterfront der geplanten Sporthalle an Graf-Stauffenberg-Gymnasium und Bertha-von-Suttner-Schule ist bei Eltern, Schülern und Lehrern umstritten. Turnen wie auf dem Präsentierteller diese Vorstellung gefällt vielen nicht. Entwurf: BKS Architekten Krauß, Stanczus, Schurbohm und Partner

Kommentar

So kann es nicht weitergehen

Welchen Gott auch immer die Mitarbeiter des Eigenbetriebs Immobilien anrufen mögen, eigentlich müssten sie jeden Morgen vor Dienstantritt beten, dass nicht über Nacht schon wieder irgendwo Schimmel gewachsen, ein Dach undicht geworden oder ein Fenster aus der Wand gefallen ist.

Mittlerweile verkommt die Unterhaltung der Osnabrücker Sporthallen und Schulen an zu vielen Stellen zu einer einzigen Flickschusterei. Das ist nicht den derzeit handelnden Personen in Verwaltung und Politik anzukreiden. Schon vor vielen Jahren hätte etwas mehr Geld in die Hand genommen werden müssen. Das aber ist Schnee von gestern und kann nur noch den nachfolgenden Generationen zur Mahnung dienen, diesen Fehler nicht zu wiederholen.

Anders als in der Neumarktfrage herrscht beim Thema Schule und Sport weitgehende Einigkeit. Parteipolitisches Gezänk als Hemmschuh für eine Wendung zum Besseren fällt also zum Glück aus. Wenig hilfreich sind aber überzogene Forderungen. Ist der Wunsch nach mehr Duschen oder einer nicht transparenten Verglasung noch nachvollziehbar, passt das Verlangen nach einem Fahrradkeller nicht in die Zeit und dürfte zum Beispiel bei den Nutzern der Diesterwegsporthalle zu Recht Kopfschütteln auslösen. Nicht alles, was wünschenswert ist, ist auch machbar.

Dringend ändern muss sich etwas in der Finanzierung. Bildung heißt eben nicht nur, Lehrer zu bezahlen und die Schulen mit immer neuen Ideen und Erlassen zu bombardieren. Bildung heißt auch Investition in Schulgebäude und Sporthallen inklusive der für einen zeitgemäßen Unterricht benötigten Technik. Die Kommunen dabei alleinzulassen ist unverantwortlich. Wer dafür noch einen Nachweis braucht, kann sich gerne mal in den Osnabrücker Schulen und Sporthallen umsehen. Die Landespolitik sei gewarnt: Die Eltern können mit ihrem Kreuzchen an der Wahlurne Zeichen setzen. In NRW war das Thema Bildung wahlentscheidend.
Autor:
dk


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