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1.
Erscheinungsdatum:
24.05.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Wiederaufbau mit Hindernissen
Zwischenüberschrift:
Das neue Marienhospital und sein Geburtshelfer Josef Feldwisch-Drentrup
Artikel:
Originaltext:
Bei
Kriegsende
1945
funktionierte
nur
noch
ein
Krankenhaus
in
der
Stadt:
das
Wehrmachtslazarett
im
St.-
Angela-
Kloster
in
Haste.
Die
zivilen
Hospitäler
waren
zerbombt
und
ins
Umland
ausgelagert
worden
–
so
auch
das
Marienhospital.
Osnabrück.
Als
es
an
den
Wiederaufbau
der
Stadt
ging,
war
es
angesichts
eines
einzigen
Trümmerhaufens
gegenüber
der
Johanniskirche
schon
eine
Überlegung
wert,
ein
neues
Marienhospital
an
ganz
anderer
Stelle
zu
errichten.
Aber
Keller,
Fundamente
und
wenige
Außenmauern,
die
noch
standen,
gaben
den
Ausschlag,
am
alten
Standort
zu
bleiben.
Erzbischof
Wilhelm
Berning
fragte
den
damals
33
Jahre
alten
Architekten
Josef
Feldwisch-
Drentrup:
„
Haben
Sie
Mut
und
Lust,
das
Krankenhaus
wiederaufzubauen?
″
Dessen
Antwort
ist
ebenfalls
überliefert:
„
Mut
und
Lust
hätte
ich
schon,
aber
ich
weiß
nicht,
wie
und
womit.″
Für
Feldwisch-
Drentrup
ging
angesichts
des
allgegenwärtigen
Materialmangels
zunächst
kein
Weg
am
britischen
Stadtkommandanten
Major
Geoffrey
Herbert
Day
vorbei.
Und
der
hatte
auf
seinem
Schreibtisch
eine
Karte
mit
der
Aufschrift
„
Ich
hasse
alle
Deutschen″
stehen
–
vielleicht
verständlich,
wenn
man
weiß,
dass
der
Major
unmittelbar
zuvor
mit
den
unsäglichen
Gräueltaten
des
Nazi-
Regimes
im
KZ
Bergen-
Belsen
konfrontiert
worden
war.
Feldwisch-
Drentrup
und
der
Ärztliche
Direktor
Dr.
Eugen
Schlief
–
übrigens
der
Vater
von
Marianne
Schlief,
die
1952
in
der
Schloßstraße
den
ersten
privaten
Kindergarten
Osnabrücks
gründete
–
begaben
sich
auf
einen
Bittgang
zum
Dienstsitz
des
Militärgouverneurs
in
einer
beschlagnahmten
Villa
in
der
Bergstraße.
Doch
man
ließ
sie
nicht
vor.
Draußen
vor
dem
Gebäude
stehend,
wurden
sie
durchs
offene
Fenster
abgefertigt.
Major
Day
saß
in
seinem
Arbeitszimmer
und
wandte
ihnen
den
Rücken
zu.
Über
den
Dolmetscher
auf
dem
Flur
ließ
er
fragen,
was
sie
denn
wollten.
Als
der
Wunsch
nach
Schaufeln,
Schiebkarren
und
Arbeitskräften
kam,
war
das
„
Gespräch″
praktisch
beendet.
Day
wollte
nur
noch
wissen,
ob
sie
der
Nazi-
Partei
oder
einer
ihrer
Nebenorganisationen
angehört
hätten.
Feldwisch-
Drentrup
verneinte
für
seine
Person
und
berichtete,
dass
er
wegen
Desertion
fast
erschossen
worden
wäre.
Bei
Dr.
Schlief
fiel
die
Antwort
nicht
so
eindeutig
aus.
Day
fackelte
nicht
lange
und
gab
Befehl,
ihn
zu
verhaften.
Der
Ärztliche
Direktor
gab
Fersengeld
und
konnte
einer
Streife
der
britischen
Militärpolizei
knapp
entkommen.
Einen
zweiten
Vorstoß
unternahm
der
Architekt
dann
alleine.
Er
richtete
die
Grüße
des
Bischofs
aus
und
bat
nochmals
um
Schaufeln.
„
Wozu
Schaufeln,
jeder
deutsche
Mann
hat
doch
zwei
Hände″,
beschied
ihm
der
Major.
Und
Lastwagen
zum
Abfahren
des
Schutts?
Nicht
nötig,
die
Osnabrücker
hätten
doch
alle
noch
Handwagen
im
Keller
stehen,
mit
denen
sie
Schwarzmarktware
schmuggelten.
Feldwisch-
Drentrup
ließ
sich
nicht
entmutigen.
Er
lud
den
Stadtkommandanten
auf
die
Baustelle
ein,
zeigte
ihm
das
Ausmaß
der
Zerstörungen
und
stellte
ihm
die
Wiederaufbaupläne
vor.
Irgendwie
muss
der
Major
wohl
von
der
Beharrlichkeit
des
jungen
Architekten
und
seiner
lauteren
Gesinnung
beeindruckt
worden
sein.
Jedenfalls
wurde
der
bärbeißige
Militär
immer
zugänglicher
und
unterstützte
den
Aufbau
schließlich,
wo
immer
er
konnte.
Der
MHO-
Qualitätsbeauftragte
und
Hobby-
Historiker
Ralf
Döhr
schreibt
in
einem
Aufsatz,
das
Verhältnis
der
beiden
Männer
habe
später
sogar
nahe
an
eine
Freundschaft
herangereicht.
Einen
herben
Rückschlag
erlitt
der
Wiederaufbau,
als
am
10.
Februar
1946
die
Hase
über
die
Ufer
trat.
Das
Flussbett
war
von
Trümmermassen
so
eingeengt,
dass
es
die
Wassermengen
nicht
mehr
fassen
konnte.
Sämtliche
Kellerräume
des
Hospitals
liefen
voll.
Alle
dorthin
geretteten
Möbel,
Betten,
Einrichtungsgegenstände
und
Vorräte
waren
nicht
mehr
zu
gebrauchen.
Organisationstalent
und
Improvisationskünste
des
Architekten
und
seines
Bauleiters
Josef
Bartelt
waren
massiv
gefordert.
Zum
Ersatz
der
zerstörten
Heizkessel
bekamen
sie
die
Genehmigung,
zwei
alte,
riesige
Flammrohrkessel
aus
den
Trümmern
des
zerbombten
Fliegerhorsts
Münster-
Loddenheide
zu
bergen.
Sie
waren
noch
tauglich,
mussten
aber
vor
der
ersten
Befeuerung
aufwendig
entrostet
werden.
Der
Zufall
wollte
es,
dass
Feldwisch-
Drentrup
in
einem
ihm
zugeteilten
Arbeitstrupp
den
früheren
SS-
Mann
entdeckte,
der
ihn
seinerzeit
wegen
seiner
Weigerung,
wenige
Tage
vor
Kriegsende
an
einer
Volkssturmaktion
teilzunehmen,
hatte
erschießen
wollen.
Bei
der
Wiederbegegnung
hätten
dem
ehemaligen
Verfolger
die
Knochen
vor
Angst
gebebt,
verraten
zu
werden,
schilderte
Feldwisch-
Drentrup
später.
Er
denunzierte
ihn
aber
nicht,
sondern
gab
ihm
Gelegenheit,
über
seine
Taten
nachzudenken,
indem
er
ihm
einen
Hammer
in
die
Hand
drückte,
ihn
durchs
Mannloch
in
den
Kessel
kriechen
und
tagelang
von
morgens
bis
abends
Rost
picken
ließ.
Geeignetes
Baumaterial
gab
es
nicht
zu
kaufen.
Neues
Mauerwerk
bestand
aus
alten
Steinen,
die
von
Hand
vom
Mörtel
befreit
worden
waren.
Für
das
benötigte
Bauholz
gingen
der
Architekt
und
die
Oberin
Mutter
Filomena
Koster
bei
Haster
und
Nahner
Bauern
betteln.
Da
es
auch
kaum
Benzin
gab,
musste
Feldwisch-
Drentrup
regelmäßig
zu
Baubesprechungen
mit
dem
Fahrrad
nach
Iburg
und
Glandorf
fahren,
wo
er
in
den
evakuierten
Abteilungen
die
Chefärzte
Dr.
Schlief
und
Dr.
Karl
Kortmann
traf.
1961
war
der
Wiederaufbau
fürs
Erste
abgeschlossen.
Feldwisch-
Drentrup,
der
in
seinem
Berufsleben
noch
andere
Krankenhäuser
und
zahlreiche
Kirchen
baute,
blieb
bis
zu
seinem
Wechsel
in
den
Ruhestand
in
den
1970er-
Jahren
der
Hausarchitekt
des
Marienhospitals.
Er
starb
1994.
Seine
Witwe
Emmy
aber
lebt,
und
wie!
Die
heute
95-
Jährige
besitzt
ein
phänomenales
Gedächtnis.
Anekdoten
aus
der
Wiederaufbaugeschichte
sprudeln
nur
so
aus
ihr
heraus.
Wie
etwa
die
Autofahrt,
die
ihr
Mann
1946
nach
Bietigheim
unternahm,
weil
er
gehört
hatte,
dass
dort
bei
den
Deutschen
Linoleumwerken
ein
großer
Posten
des
Bodenbelags
zu
ergattern
war
–
genau
das,
was
für
Flure
und
Krankenzimmer
noch
fehlte.
„
Es
war
eine
schreckliche
rot-
braune
Farbe,
aber
darauf
kam
es
nicht
an″,
so
die
Seniorin.
Major
Day
stattete
den
Architekten
großzügig
mit
Benzingutscheinen
für
die
weite
Fahrt
ins
Schwäbische
aus.
So
großzügig,
dass
sie
noch
eine
private
Verlängerung
der
Fahrt
nach
Oberbayern
erlaubten.
Feldwisch-
Drentrup
wollte
dort
eine
Frau
wiedersehen,
die
er
während
des
Krieges
kennengelernt
hatte:
seine
spätere
Ehefrau,
die
damals
24-
jährige
Lehrerin
Emmy
Pentenrieder.
„
Insofern
bin
ich
dem
Mr.
Day
auf
ewig
dankbar,
denn
er
hat
praktisch
unsere
Ehe
gestiftet″,
sagt
die
Witwe
heute.
Die
Reise
nach
Süddeutschland
hatte
das
klapprige
Vorkriegsauto
noch
so
gerade
überlebt.
Aber
eine
folgende
Dienstfahrt
nach
Hannover
brachte
den
Motor
zur
Strecke.
Die
Ordensschwestern
hatten
dem
Architekten
einen
Kanister
mitgegeben.
Angeblicher
Inhalt:
Benzin.
Doch
der
Kanister
enthielt
kein
Benzin.
Er
enthielt
flüssiges
Bohnerwachs.
Serie
Zeitreise
Die
Stadtgeschichte
im
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historisch-
os.
Bildtexte:
Der
Wiederaufbau
wird
1945
mit
einem
Richtfest
im
Innenhof
gefeiert.
Am
quer
stehenden
Tisch
rechts
neben
dem
Klavier
haben
die
obersten
Honoratioren
mit
Bischof
Berning
in
der
Mitte
Platz
genommen.
Foto:
J.
Feldwisch-
Drentrup,
aus:
Spratte,
Osnabrück
1945–1955,
Verlag
Wenner,
2005
Viele
Erweiterungsbauten
später
präsentiert
sich
der
Innenhof
heute
als
grüne
Erholungsfläche.
Mit
Einlaufkind
an
der
Hand
begibt
sich
Erzbischof
Wilhelm
Berning
1945
zum
Richtfest.
Von
links:
Rosemarie
Kortmann
(Tochter
des
chirurgischen
Chefarztes)
,
der
Bischof,
Dr.
Eugen
Schlief
(Ärztlicher
Direktor)
,
Josef
Feldwisch-
Drentrup
(Architekt)
,
Dr.
Ferdinand
Schirmeyer
(vormaliger
Ärztlicher
Direktor)
.
Als
Zeitzeugin
nah
am
Wiederaufbau-
Geschehen
war
die
heute
95-
jährige
Architekten-
Witwe
Emmy
Feldwisch-
Drentrup.
Ein
Bombentreffer
hat
das
heutige
Gebäudeteil
E
an
der
Johannisfreiheit
1944
zerfetzt.
Fotos:
J.
Feldwisch-
Drentrup,
Joachim
Dierks,
Archiv
MHO/
Ralf
Döhr,
Wido
Spratte
Autor:
Joachim Dierks