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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Anwohner zahlen teure Drainage
 
Grundwasser steigt: Anwohner muss zahlen
Zwischenüberschrift:
Wissenschaftspark: Nach Kasernen-Abbruch kann nur eine Drainage für 50 000 Euro das Haus retten
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Wissenschaftspark am Westerberg gilt als Musterbeispiel für die Konversion von Kasernenflächen. Nebeneffekt ist allerdings ein dramatischer Anstieg des Grundwasserspiegels. Die teure Drainage zahlen die die Anwohner.

Nasse Füße im Garten, Feuchtigkeit und Schimmel im Haus: Der Abriss der Kasernengebäude an der Sedanstraße hat den Grundwasserspiegel so stark steigen lassen, dass Häuser von Nachbarn unbewohnbar zu werden drohen. Einer lässt jetzt eine Drainage bauen für mehr als 50 000 Euro.

Osnabrück. Den Garten an der Sudetenstraße haben die Bagger großflächig aufgewühlt. Drei Meter tief ist die Erde rund um das 41 Jahre alte Haus von Carsten Schlüter und seinen Eltern ausgekoffert, die Kellerwände liegen frei. Mitarbeiter einer Tiefbaufirma tragen eine Bitumenmasse auf, damit das Grundwasser nicht mehr eindringen kann. Der schwarze Anstrich allein reicht aber nicht aus gegen die starke Strömung. Deshalb wird eine Wasserhaltung installiert, mit einem Schacht, aus dem die unterirdischen Fluten bei Bedarf abgepumpt werden können.

Folge der Entsiegelung

Seit Anfang Mai laufen die Arbeiten schon. Nächste Woche soll die Baugrube wieder verfüllt werden. Wenn alles klappt, kann eine Gartenbaufirma im Juni neuen Rasen aussäen und die Rhododendren wieder einpflanzen. Im Haus saugen Bautrockner die Feuchtigkeit auf, die sich in allen Winkeln ausgebreitet hat. Damit wird auch dem Schimmel der Boden entzogen, der zuletzt überall zu riechen war. Am Ende müssen die Kellerwände von innen neu verputzt werden.

Für die teure Investition zum Erhalt des Wohnhauses tritt keine Versicherung ein. Ein steigender Grundwasserspiegel wird als höhere Gewalt eingestuft. Dabei besteht kein Zweifel, dass die extreme Vernässung eine Folge der Entsiegelung auf dem benachbarten Kasernengelände ist. Carsten Schlüter fühlt sich von der Stadt im Stich gelassen. Gemeinsam mit 45 Nachbarn hat er an den Oberbürgermeister und die Osnabrücker Beteiligungs- und Grundstücksentwicklungsgesellschaft (OBG) geschrieben. Hat auf die fatale Entwicklung durch die immensen Wassermengen″ hingewiesen und auf Kooperationsbereitschaft gesetzt. Immerhin hätte eine wirksame Drainage auf dem Kasernenareal die Schäden verhindern oder wenigstens begrenzen können.

Die Häuser von Carsten Schlüter und seinen Nachbarn stehen im Grundwasserstrom, der vom Westerberg zur Hase fließt. Nach dem Abzug der Briten vor neun Jahren hatte die Stadt das 14 Hektar große Areal übernommen, um einen Wohn- und Wissenschaftspark einzurichten. Ein zukunftsweisendes Projekt, fanden auch die Anwohner von der Sudetenstraße. Da wussten sie noch nicht, was mit dem Abbruch der alten Kasernengebäude auf sie zukommen würde.

Für Carsten Schlüter kam das böse Erwachen in kleinen Schüben. Langsam, aber sicher drang die Feuchtigkeit in den Keller ein und breitete sich immer weiter aus. Rinnsale bahnten sich ihren Weg durch die Außenmauern, im ganzen Haus machte sich ein unangenehmer Geruch von Muff und Schimmel bemerkbar. Und im Garten empfahl es sich, Gummistiefel anzuziehen. Einige Rhododendren konnten das Hochwasser nicht verkraften und starben ab.

Politiker-Zuspruch

Die OBG wies jegliche Verantwortung mit der Begründung von sich, dass ihr ein rechtswidriges Verhalten nicht vorzuwerfen″ sei. Immerhin bot sie Carsten Schlüter im April 2016 an, sich mit 500 Euro an den Kosten für die Drainage zu beteiligen. Kurz vor der Kommunalwahl im Spätsommer gab es dann noch einen vorübergehenden Hoffnungsschimmer, als einige Politiker an der Sudetenstraße auftauchten und ihre Unterstützung anboten. Aber an der Haltung von Stadt und OBG änderte das nichts.

Kein Geld von der OBG

Familie Schlüter entschied sich schließlich, in den sauren Apfel zu beißen und die Arbeiten auf eigene Rechnung in Auftrag zu geben. Es war der einzige Weg, um endlich den Schimmel loszuwerden, der schon zu einer gesundheitlichen Gefahr geworden war. Auf die von der OBG in Aussicht gestellten 500 Euro muss Carsten Schlüter nun auch verzichten. Die Grundstücksgesellschaft hatte Bedingungen genannt, die von einem einzelnen Hauseigentümer nicht zu erfüllen sind.

Die Kasernen in Osnabrück und was aus ihnen geworden ist: Lesen Sie mehr auf noz.de.

Bildtext:
Kämpft gegen den steigenden Grundwasserspiegel: Carsten Schlüter investiert 50 000 Euro, um sein Haus wieder bewohnbar zu machen.

Foto:
Lahmann-Lammert

Kommentar:

Mehr Sensibilität könnte nicht schaden

Mag ja sein, dass die Rechtslage klar ist und die Anwohner des Wissenschaftsparks keinen Anspruch auf Entschädigung haben. Dann muss das aber nicht heißen, dass sich die Stadt auf ihre formaljuristische Position zurückzieht und die Anwohner eiskalt abblitzen lässt. Schade, dass die ablehnenden Bescheide jeglichen Willen zur Kooperation vermissen lassen. Und vor allem, dass so unsensibel mit den Betroffenen umgegangen wird.

Es ist nachvollziehbar, dass sich ein Hauseigentümer selber vor eindringender Nässe schützen muss. Aber es lässt sich nicht von der Hand weisen, dass der Grundwasserspiegel an der Sudetenstraße gestiegen ist, weil die Stadt die Kasernengebäude großflächig abgerissen hat und der entsiegelte Boden jetzt mehr Regenwasser aufnimmt. Deshalb hätten sich die Stadt und ihre Tochtergesellschaft OBG zu einer moralischen Mitverantwortung bekennen können, statt reflexhaft darauf zu pochen, nichts Unrechtes getan zu haben. Mit etwas gutem Willen und dem Sachverstand aus den Ämtern hätten sie ein gemeinsames Drainageprojekt auf den Weg bringen können, um den Einzelnen vor ruinösen Kosten zu bewahren. Oder es wenigstens versucht. Aber von gutem Willen war hier leider nichts zu erkennen.
Autor:
rll


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