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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Gleichheit immer noch eine Utopie″
Zwischenüberschrift:
25 Jahre Mädchenzentrum mit Jubiläumsfestakt gefeiert
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Vor 25 Jahren wurde das Osnabrücker Mädchenzentrum gegründet. Das Konzept mit den drei Säulen Haus Rosenrot, intensive Einzelbetreuung und Café Dauerwelle als Hilfe aus einer Hand sei damals ein absolutes Novum gewesen, sagte die Festrednerin Dr. Claudia Wallner.

Osnabrück. Die Diplom-Pädagogin und promovierte Philosophin machte in einem kleinen geschichtlichen Exkurs deutlich, dass es in der jungen Bundesrepublik mit Frauenrechten oder gar Gleichberechtigung nicht weit her war. Immerhin hieß es im ersten Frauenbericht der Bundesregierung 1966 vorsichtig, dass das Leitbild der Frau als Hausfrau und Mutter vielleicht doch nicht gegeben sei. Aber eben nur vielleicht.

Mit der zweiten Frauenbewegung Ende der 1960er-Jahre sei deutlich geworden, dass Jugendarbeit sehr jungenlastig sei. Der Kampf um eigene Räume für Mädchen sei einhergegangen mit dem Abwertungsgefühl der Mädchen. Mädchenarbeit bleibe notwendig, betonte die Referentin, auch unter dem Eindruck der Alpha-Mädchen mit besseren Schulnoten und guten Ausbildungsabschlüssen. Ein Drittel der Mädchen in Deutschland sei von Armut betroffen oder bedroht und entsprechend von der guten Entwicklung abgetrennt.

Zudem warnte Wallner vor der Genderwerbung, mit der die Industrie viel Geld verdiene: Spielzeuge, Getränke bis hin zu Süßigkeiten, einmal für Jungen und einmal für Mädchen führten zu einer neuen Generation der Geschlechtertrennung. Gleichheit ist immer noch eine Utopie″, betonte die Festrednerin: Mädchen brauchten weiterhin Freiräume, Entlastungsräume, Erprobungsräume, Selbstverwirklichungsräume, erwachsene Anerkennungsräume und Lernräume.

Nachdrücklich lobte sie das Osnabrücker Konzept, das bei der Gründung 1992 ein absolutes Novum gewesen sei. Für die Umsetzung parteilicher Mädchenarbeit brauche es fachlich überzeugende Konzepte, politische Kämpfe und Netzwerke, erläuterte Dr. Cornelia Matzke, frühere Geschäftsführerin und Mitbegründerin des Osnabrücker Mädchenhauses.

Es sei traurige Wahrheit, dass hinter psychischen Erkrankungen und Auffälligkeiten bei Mädchen oft Diskriminierung, Benachteiligung und sexuelle Übergriffe stünden.

Umso wichtiger sei eine Einrichtung wie ein Mädchenhaus, unterstrichen in ihren Grußworten Andrea Frenzel-Heiduk, Ministerialrätin beim niedersächsischen Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, und Bürgermeisterin Birgit Strangmann in ihren Grußworten. Mit dem Hinweis auf wenige Frauen in Führungspositionen, ungleiche Bezahlung und ungebrochen großer Gewalt gegen Frauen und Mädchen stellte die Osnabrücker Gleichstellungsbeauftragte Katja Weber-Khan fest, dass zwar schon einiges erreicht sei, aber immer noch viel zu tun bleibe.

Im Vorfeld der Gründung hatte die Arbeit 1989 mit der mobilen Begleitung von sechs Mädchen begonnen, berichteten Ulrike Kläfker vom Vorstand sowie Birgit Albers und Marianne Bayerl-Kruse von der Geschäftsführung. Heute gebe es mehr als 220 stationäre und ambulante Plätze. Das Mädchenhaus umfasst drei Bereiche: das Haus Rosenrot mit einer 24-Stunden-Betreuung in heilpädagogisch-therapeutischen Intensivgruppen unterschiedlicher Größe, die intensive Einzelbetreuung für Mädchen, die nicht in einer Gruppe leben können, und das Mädchenzentrum mit dem Café Dauerwelle, in dem sich Mädchen beraten lassen, an Freizeitangeboten teilnehmen oder auch einfach mal nichts machen können.

Immer gehe es um die Stärkung der Mädchen. Schließlich, so stellten die Geschäftsführerinnen fest, kann unser Land Mädchen und junge Frauen gebrauchen, die den Mund aufmachen″.

Bildtext:
Die Band des Hauses Neuer Kamp Nervous breakdown″ begeisterte die Festversammlung zum 25-jährigen Bestehen des Osnabrücker Mädchenhauses (von links): Lasse Clausen, Sängerin Isabelle und Kunsttherapeut Eckhard Hagemann am Saxofon.

Foto:
Swaantje Hehmann
Autor:
Ulrike Schmidt


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