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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Für 50 Pfennig Gage Bühnenluft geschnuppert
Zwischenüberschrift:
Leser Willi Wendte erinnert sich an seine Auftritte im Osnabrücker Nottheater Blumenhalle
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. In unserer Serie Zeitreise″ haben wir vergangene Woche über die Blumenhalle als Ausweichspielstätte des im Bombenkrieg zerstörten Theaters am Domhof berichtet. Leser Willi Wendte meldete sich dazu in der Redaktion und steuerte als einer der wohl letzten noch lebenden Mitwirkenden des Neuen Theaters in der Blumenhalle″ einige Erinnerungen bei.

Der heute 88-Jährige hatte nach dem Abitur im Frühjahr 1948 ein paar Monate zu überbrücken, bis er 1949 die Lehre zum Sparkassenkaufmann beginnen konnte. Die Anfrage des Theaters nach Statisten erreichte uns über das Sekretariat des Ratsgymnasiums. Die Theaterleute ahnten wohl, dass so mancher Abiturient seine Berufspläne noch nicht sofort umsetzen konnte. Ich dachte mir, es kann nicht schaden, mal etwas Theaterluft zu schnuppern″, blickt der pensionierte Sparkassendirektor auf die Anfänge seines Berufslebens zurück.

In der Inszenierung des Goethe-Trauerspiels Stella″ übernahm er die Rolle des Karl″. Da musste ich nichts sagen, nur eine Ohrfeige von Stella hinnehmen″, schildert Wendte sein Debüt auf der engen Bühne der Blumenhalle. In der Operette Nächte in Shanghai″ war er einer der namenlosen Matrosen oder Seeräuber, so genau weiß ich das nicht mehr″.

Viel Geld gab es dafür nicht. Die Anfangsgage betrug 50 Pfennig, die sich dann in der nächsten Spielzeit auf eine Mark pro Abend steigerte. Auf das Geld kam es mir nicht so sehr an. Es war einfach aufregend, mit den Stars der damaligen Zeit wie Theo Tecklenburg oder Albert Weydling zu tun zu haben″, so Wendte. Und man kam herum in der Umgebung. Gastspiele führten die Theaterleute nach Rheine, Diepholz, Georgsmarienhütte und Bünde.

Wendtes größte Rolle war die des Zweiten Mannes″ in Zuckmayers Des Teufels General″. In der 4. Szene des 2. Aktes musste er einen Satz sagen, den Sprechzettel hat er aufbewahrt, und er kriegt ihn fast sogar noch auswendig hin: Mir hat se hier am Ärmel gegrapscht. Und denn hat se , uh′ jemacht, und denn war se wech.″

Insgesamt 33-mal stand Wendte mit diesem Satz auf der Bühne. Und natürlich musste beim Umbau geholfen werden. Es gab ja keinerlei Bühnentechnik in der Blumenhalle, da war nichts zum Drehen und nichts zum Versenken. Nach jedem Akt war erst einmal eine Viertelstunde Pause, die brauchte man einfach zum Kulissenschieben.″

Bildtext:
Des Teufels General″ von Carl Zuckmayer ging 1947/ 48 über die Bühne des Nottheaters Blumenhalle. Hauptrollen spielten Theo Tecklenburg als General Harras (rechts) und Leo Bardischewski als Kulturleiter Schmidt-Lausitz. Unser Leser Willi Wendte hatte seinen Auftritt als Statist in der 4. Szene des 2. Aktes.

Foto:
Archiv des Stadttheaters
Autor:
jod


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