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1.
Erscheinungsdatum:
09.05.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Der Mensch steht wieder im Mittelpunkt
Zwischenüberschrift:
Ein Rundgang durch die Erstaufnahmeeinrichtung Hesepe knapp zwei Jahre nach dem Beinahe-Kollaps
Artikel:
Originaltext:
Rund
5000
Flüchtlinge
leben
im
Sommer
2015
in
der
Erstaufnahmeeinrichtung
Hesepe,
die
eigentlich
nur
für
600
Menschen
ausgerichtet
ist.
Die
Zustände
sind
schwierig,
der
Kollaps
droht.
Zwei
Jahre
später
hat
sich
der
Ansturm
gelegt.
Wie
geht
es
heute
den
Menschen
vor
Ort?
Bramsche.
Andreas
Biedendieck
braucht
nicht
lange,
um
vom
Eingang
des
Gebäudes
an
seinen
Arbeitsplatz
zu
gelangen.
„
Das
geht
schnell.
In
drei
Sekunden
bin
ich
in
meinem
Büro″,
sagt
der
Sozialpädagoge.
Das
änderte
sich
vor
zwei
Jahren.
Obwohl
er
nur
eine
kleine
Treppe
und
einen
schmalen
Gang
passieren
muss,
sitzt
Biedendieck
erst
nach
fünf
Minuten
an
seinem
Schreibtisch.
Wo
sonst
freie
Gänge
und
leere
Stühle
stehen,
schlafen
Menschen
auf
Matratzen.
Aneinandergereiht
liegen
sie
in
dem
Flur,
mehr
als
einmal
muss
der
Sozialpädagoge
über
eine
Frau,
die
ihr
Kind
im
Arm
hält,
steigen,
wenn
er
seine
Bürotür
aufschließen
will.
Seit
1989
arbeitet
Biedendieck
in
Hesepe.
Damals
wird
die
ehemalige
Nato-
Kaserne
für
elf
Jahre
zu
einem
Grenzdurchgangslager,
anschließend
Landesaufnahmestelle
und
danach
Gemeinschaftsunterkunft
für
Ausländer.
2014
ändert
der
Ort
erneut
sein
Gesicht:
Hesepe
wird
zur
Erstaufnahmeeinrichtung
für
Asylsuchende
und
ein
Jahr
später
vollkommen
überlaufen
sein.
Für
Biedendieck
und
seine
Kollegen
beginnt
die
wahrscheinlich
anstrengendste
Zeit
ihrer
Berufslaufbahn.
600
Menschen
finden
heute
in
den
Gebäuden
auf
dem
alten
Kasernengelände
Platz.
Als
im
Sommer
2015
immer
mehr
Männer,
Frauen
und
Kinder
aus
den
Krisenregionen
der
Welt
nach
Europa
fliehen,
stößt
das
Aufnahmelager
an
seine
Grenzen.
Um
die
5000
Menschen
leben
zeitweise
auf
dem
17,
4
Hektar
großen
Gelände.
Riesige
Zelte
und
Container
werden
aufgebaut,
um
mehr
Platz
zu
schaffen.
„
Die
Menschenmasse
hat
uns
damals
erschlagen″,
sagt
Silvio
Urner,
stellvertretender
Leiter
der
Aufnahmebehörde.
Seine
Mitarbeiter
und
er
hätten
damals
fast
kein
Ende
gesehen.
Das
Lager
stand
kurz
vor
einem
Kollaps.
Jeder
Einzelne
musste
durchhalten
und
die
Teams
zusammenhalten,
bis
sich
die
Situation
beruhigt.
Die
Tür
von
Andreas
Biedendieck
steht
immer
offen
–
und
wenn
nicht,
klopft
es
minütlich.
Entspannt
sitzt
der
Sozialpädagoge
mit
dem
weißen
Bart
vor
seinem
Computer.
Voll
und
laut,
das
sind
die
ersten
Worte,
die
dem
Vater
einer
Tochter
einfallen,
wenn
er
an
die
Zeit
im
Sommer
2015
zurückdenkt.
Für
bis
zu
500
Flüchtlinge
sei
ein
einziger
Sozialarbeiter
verantwortlich
gewesen.
„
Ich
konnte
mir
keine
Zeit
für
die
Menschen
nehmen″,
sagt
Biedendieck.
„
Unser
Team
war
psychisch
stark
angegriffen.
Wir
wurden
dünnhäutiger.″
Jeden
Abend
habe
er
sich
gefragt,
was
er
hätte
besser
machen
können.
Das
Team
hält
in
dieser
Zeit
zusammen,
stützt
sich
gegenseitig
und
arbeitet
auf
ein
Ende
hin.
Damals
habe
das
Krisenmanagement
an
erster
Stelle
gestanden,
Integration
war
nicht
möglich.
Ruhe
und
Besonnenheit
Heute
kann
er
sich
mithilfe
eines
Dolmetschers
in
Ruhe
die
Geschichte
eines
jungen
Manns
anhören,
der
Hesepe
am
nächsten
Tag
nach
Osnabrück
verlassen
wird.
Er
kommt
aus
dem
Südsudan,
hat
Narben
an
Händen
und
Beinen.
„
Der
Junge
war
im
Krieg
und
hat
einiges
abbekommen″,
sagt
Biedendieck.
Aus
medizinischen
und
humanitären
Gründen
wird
er
in
Deutschland
bleiben
dürfen.
Egal
welche
Geschichte
Biedendieck
erzählt
wird,
hinter
seinem
Schreibtisch
ist
er
die
Ruhe
selbst
und
versucht
zu
helfen.
Stolz
berichtet
er
von
einem
seiner
Schützlinge,
der
vor
Kurzem
den
Sprachtest
bestanden
hast.
Man
merkt,
dass
die
Erstaufnahmeeinrichtung
Ruhe
und
Besonnenheit
braucht,
damit
Integration
gelingen
kann.
Hinter
jedem
Schicksal
steckt
ein
Mensch.
Dieser
wird
in
der
Registrierungsstelle
der
Landesbehörde
aufgenommen.
Als
die
Erstaufnahmeeinrichtung
2015
nach
Plätzen
für
weitere
Ankömmlinge
sucht,
stößt
auch
das
Registrierungs-
Team
an
seine
Grenzen.
Mit
ihrer
Mannschaft
sind
sie
nicht
gewappnet
für
die
Massen.
Hunderte
Flüchtlinge
leben
vor
zwei
Jahren
unregistriert
auf
dem
Gelände.
Doch
wer
nicht
in
das
Register
aufgenommen
wird,
hat
keine
Chance,
das
Lager
zu
verlassen.
Viele
Flüchtlinge
warten
auf
ihre
Registrierung,
währenddessen
sind
sie
zum
Nichtstun
verdammt.
Wenn
Rosa
Tuscherer
von
dieser
Zeit
spricht,
lässt
sie
nachdenklich
ihren
Blick
von
ihrem
Schreibtisch
zu
ihrer
Bürotür
schweifen.
„
Das
war
die
härteste
Zeit,
seit
ich
hier
arbeite″,
sagt
die
Wallenhorsterin,
die
schon
27
Jahren
in
der
Einrichtung
angestellt
ist.
Morgens
um
sechs
Uhr
schließt
sie
damals
ihr
kleines
Büro
auf,
abends
um
18
Uhr
geht
sie
nach
Hause.
An
ein
Privatleben
sei
in
dieser
Zeit
nicht
zu
denken
gewesen.
„
Wir
haben
gearbeitet
wie
am
Fließband.″Die
Mitarbeiter
versuchen,
schneller
und
effizienter
zu
sein,
und
nicht
den
Mensch
hinter
der
Nummer
zu
vergessen.
Durch
die
Überbelegung
veränderte
sich
auch
Monika
Kilimanns
Arbeitsalltag.
Seit
Anfang
des
neuen
Jahrtausends
ist
die
Erzieherin
für
die
Kinderbetreuung
in
der
Einrichtung
verantwortlich.
Mit
bunten
Basteleien
haben
die
Kinder
die
Fenster
beklebt,
auf
einer
Weltkarte
zeigt
ihnen
Kilimann,
wie
weit
ihre
Heimat
von
Hesepe
entfernt
liegt.
„
Hier
ging
es
in
den
vergangenen
Jahren
immer
auf
und
ab″,
sagt
die
56-
Jährige.
Die
Zustände
vor
zwei
Jahren
seien
aber
noch
mal
herausfordernder
gewesen.
Weil
die
Turnhalle
als
Schlafplatz
benötigt
wird,
muss
sie
mit
ihrem
Team
die
Sportaktivitäten
nach
draußen
verlegen.
Viele
Kinder
auf
viel
Fläche
–
den
Überblick
zu
behalten
sei
anstrengend
gewesen.
„
Abends
waren
wir
ziemlich
platt″,
sagt
sie
und
lächelt
ein
wenig
müde.
Heute
kann
die
Turnhalle
wieder
zum
Toben,
Tanzen
und
Trainieren
genutzt
werden.
Die
Schlafplätze
auf
dem
Hallenboden
sind
Bällen
und
Matten
gewichen.
Arbeit
erfüllt
Angestellte
Ihre
Arbeit
habe
sie
trotzdem
immer
erfüllt.
Mit
Spielen
und
Aktivitäten
möchte
sie
den
Kindern
schöne
Erinnerungen
schenken.
Die
Bramscherin
ist
nah
an
den
Kindern
dran.
Gerade
deshalb
sitzt
sie
zwischen
den
Stühlen,
wenn
es
um
die
Sorgen
und
Ängste
ihrer
Mitbürger
geht.
Viele
Bramscher
hätten
sich
damals
von
der
Masse
der
Menschen
bedroht
gefühlt.
Die
Vorurteile
gegenüber
Geflüchteten
ärgern
die
Erzieherin.
„
Die
Menschen
haben
gar
nicht
verstanden,
was
hier
damals
abging.″
Ortswechsel:
Wer
das
Erstaufnahmelager
verlässt
und
mit
Bürgern
aus
Hesepe
spricht,
bemerkt
den
Zwiespalt.
Einige
winken
ab.
„
Wir
haben
damit
nichts
zu
tun″,
ruft
eine
Frau
über
den
Zaun.
Der
Müll
in
den
Gärten
und
der
überbevölkerte
Laden
hätten
vor
zwei
Jahren
viele
verschreckt,
sagt
Marlies
Barkau.
Seit
15
Jahren
lebt
sie
in
Hesepe.
Doch
im
Sommer
2015
geht
auch
sie
nicht
mehr
in
dem
örtlichen
Supermarkt
einkaufen.
„
Das
waren
keine
Zustände″,
sagt
sie.
Anwohner
berichteten
von
Diebstählen
und
aufgerissenen
Verpackungen,
der
Supermarkt
musste
einen
Sicherheitsdienst
einstellen.
Heute
hätten
sich
die
Situation
und
das
Aufeinandertreffen
mit
den
Flüchtlingen
entspannt.
„
Die
Menschen
grüßen
freundlich
und
sind
nett″,
sagt
Barkau.
Zwischen
Bahnhof
und
der
Erstaufnahmeeinrichtung
lebt
Frank
Schulte.
Als
im
Sommer
2015
Hunderte
von
Menschen
täglich
am
Bahnhof
ankommen,
rollen
sie
mit
ihren
Koffern
an
Schultes
Haus
vorbei.
„
Die
Straßen
waren
bunt″,
sagt
der
Familienvater.
„
Wenn
ich
meinen
Freunden
von
der
Reisewelle
durch
unseren
Ort
erzählt
habe,
konnten
sie
das
kaum
glauben.″
An
diesem
Nachmittag
sind
Himmel
und
Straßen
grau,
mit
seiner
orangefarbenen
Jacke
bringt
nur
Frank
Schulte
Farbe
auf
die
Straße.
Schulte
lebt
seit
Anfang
der
2000er
in
Hesepe.
Seit
Schlagzeilen
der
Flüchtlingskrise
die
Zeitungen
und
die
Flut
an
Menschen
den
Ort
bestimmen,
sei
sein
Haus
im
Wert
gefallen,
sagt
er.
Eigentlich
wolle
er
es
verkaufen,
doch
einen
passenden
Interessenten
findet
er
nicht.
Probleme
habe
er
mit
den
Fremden
nie
gehabt.
Einmal
habe
ein
Flüchtling
auf
seinen
Hund
eingeschlagen.
„
Das
war
hart″,
sagt
er.
„
Aber
dieser
Mensch
hatte
eine
Psychose.
Das
können
wir
nicht
auf
alle
anderen
übertragen.″
Zurück
in
der
Aufnahmeeinrichtung:
In
Andreas
Biedendiecks
Büro
sitzt
ein
junger
Mann,
der
Hesepe
dringend
verlassen
möchte.
Er
möchte
zu
seiner
großen
Liebe
in
eine
niedersächsische
Kleinstadt
ziehen.
Zwischen
Pflanzen
und
Kuscheltieren
erklärt
ihm
Biedendieck
gemeinsam
mit
dem
Dolmetscher
seine
Optionen.
Als
der
Syrer
ihm
von
seinen
Schwierigkeiten
erzählt,
hört
der
Sozialpädagoge
geduldig
zu,
witzelt
zwischendurch
mit
seinen
Gästen,
um
danach
wieder
im
Computer
nach
den
Daten
des
jungen
Mannes
zu
suchen.
Biedendieck
genießt
es,
wieder
mehr
Zeit
für
seine
Schützlinge
zu
haben.
Der
Sturm
hat
sich
gelegt.
Aus
der
Ruhe
schöpft
er
Kraft,
ohne
die
Integration
nicht
funktionieren
kann.
„
Wir
arbeiten
hier
nicht
mit
Zahlen″,
sagt
er.
„
Sondern
mit
Menschen.″
Weitere
Infos,
noch
mehr
Stimmen
und
Eindrücke:
Multimedia-
Reportage
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noz.pageflow.io/
rundgang-
bramsche-
hesepe#
97874
Bildtexte:
Viele
Plätze
in
der
Erstaufnahmeeinrichtung
in
Hesepe
sind
fast
menschenleer.
In
der
Mensa
bleiben
einige
Stühle
um
die
Mittagszeit
unbesetzt.l
Fotos:
Michael
Gründel
Autor:
Sarah Engel