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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Umstrittener Arzt in Osnabrück
 
Scharlatan oder Heilsbringer?
Zwischenüberschrift:
Umstrittener Arzt und Krankheitsdeuter Rüdiger Dahlke spricht in Osnabrück
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der wegen seiner Krankheitsdeutungen umstrittene Mediziner und Buchautor Rüdiger Dahlke kommt am Dienstag nach Osnabrück. Dahlke, der Krankheiten als Spiegel seelischer Nöte interpretiert, wird von seinen Anhängern verehrt, von der Schulmedizin heftig attackiert.

Ein gefährlicher Spinner oder verkannter Heilsbringer? Rüdiger Dahlke, Mediziner, Buchautor und umstrittener Krankheitserklärer, wird von Anhängern innig verehrt und von Schulmedizinern genauso innig verachtet. Am Dienstag referiert Dahlke in Osnabrück.

Osnabrück. Der Doppelvortrag Dahlkes über Krankheit als Symbol″ und das Geheimnis der Lebensenergie″ ist Teil der Veranstaltungsreihe Ganz Mensch sein″, den das Forum für Integrale Spiritualität (fis) in Kooperation mit mehreren Bildungsträgern veranstaltet. Höhepunkt der Reihe, die den gesundheitlichen Nutzen von Entspannungstechniken, Achtsamkeitstraining und Meditation in den Blickpunkt rücken will, ist ein Kongress am 9. und 10. September in Osnabrück. Ein weiterer Höhepunkt soll der Auftritt von Rüdiger Dahlke am Dienstag im Lutherhaus werden.

Der 66-jährige Arzt und Psychotherapeut kommt aus der Schulmedizin, wendet sich aber in den Siebziger- und Achtzigerjahren von der klassischen Lehre ab. Eine seiner Kernthesen: Krankheiten sind ein Spiegel seelischer Notstände oder innerlicher Konflikte. Seine Medizin gründet auf einer ganzheitlichen Therapie von Körper, Seele und Geist″, wie es sein Heilkunde-Zentrum in Johanniskirchen (Niederbayern) verkündet. Dahlke propagiert eine vegane Ernährung, aus der er das Peace-Food″-Konzept entwickelt hat. Medizin hat für mich neben der körperlichen auch eine geistig-seelische und sogar spirituelle Dimension″, schreibt Dahlke in einer E-Mail an unsere Redaktion.

So weit unterscheidet sich Dahlke kaum von anderen Alternativheilern. Was ihn aus deren Kreis heraushebt und Kritiker geradezu erzürnt, sind seine Krankheitsdeutungen und, aus schulmedizinischer Sicht, gewagten Interpretationen von Krankheitsbildern. Eine Erkrankung betrachtet Dahlke als Symbol für ein inneres Ungleichgewicht. Ein Schnupfen mit verstopfter Nase könne ein Zeichen sein, dass sich die Seele abschotte, oder Heiserkeit signalisiere, dass jemand seine wahren Gedanken nicht zu äußern wage. Auch schwerste Erkrankungen wie Krebs haben nach Dahlkes Lehre oft ihren Ursprung in einer belasteten Seele. Die nach wie vor hohe Zahl von Brustkrebserkrankungen lässt darauf schließen, dass es für viele Frauen unlösbare Probleme auf ihrem Entwicklungsweg gibt″, schreibt Dahlke.

Dumm und primitiv″

Die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften (GWUD) in Roßdorf bei Darmstadt verfolgt seit Jahren die Arbeit Dahlkes mit großer Skepsis. Dahlke ziehe in seinen Vorträgen, Artikeln und Büchern zusammenfantasierte Analogieschlüsse, die belegen sollen, dass jede Erkrankung Ausdruck von seelischen Befindlichkeiten sei und somit die Ursachen alleine in der Psyche und beim Betroffenen selbst zu suchen seien″, sagt GWUD-Mitglied Bernd Harder. Die Assoziationen Dahlkes seien dumm und primitiv″. Harder bezeichnet es in einer Stellungnahme für unsere Redaktion als perfide und nahezu menschenverachtend″, dass Dahlke damit suggeriere, jeder sei an seinem Leiden selber schuld und Kranke würden sich lediglich nicht genug bemühen und die Ursache ihrer Erkrankung nicht hinreichend in sich selbst suchen″.

Dahlkes Geschwätz″ hält Harder für menschlich unbarmherzig und eiskalt″, der Mann habe nichts Sanftes oder Verständnisvolles. Dahlke sei auf einem grandiosen Egotrip auf Kosten seiner Zuhörer und Leser unterwegs″, so Harder.

Dahlke weist die Vorwürfe als böswillige Unterstellungen″ zurück. Meine Patienten waren über 30 Jahre mit meiner Arbeit in der Praxis offenbar so zufrieden, dass sich lange Wartelisten bildeten″, so Dahlke. Seit etwa zehn Jahren wecke er in Vorträgen und Ausbildungen Verständnis für die Bedeutung von Krankheitsbildern und biete den Menschen damit die Möglichkeit eigenverantwortlicher Gestaltung und Veränderung″ ihres Lebens. In diesem Frühjahr habe er beim Online-Fasten mehr Teilnehmer begleitet als je zuvor, sagt Dahlke. Die Reaktionen seien positiv und berührend″.

Auf einem Egotrip?

Weiter schreibt Dahlke: Bezüglich Egotrip bin ich froh um die erreichte Bekanntheit, mit deren Hilfe ich noch mehr Menschen helfen kann. Dabei habe ich in 38 Arztjahren einiges Geld verdient, das ich in die Verwirklichung des veganen Fasten-Zentrums TamanGa in der Südsteiermark gesteckt habe.″ Das werde er weiterhin tun und sein Ansehen nutzen, um das Feld ansteckender Gesundheit″ weiter auszubauen.

Klemens Speer vom Forum fis, der die Veranstaltungsreihe organisiert und Dahlke nach Osnabrück geholt hat, hält die Thesen des Alternativmediziners für diskussionsfähig″. Dahlke sei auch in seinem Verein durchaus umstritten, er halte es aber für sinnvoll, sich mit dessen Aussagen auseinanderzusetzen. Ich kenne Herrn Dahlke persönlich nicht und bin sehr gespannt″, sagt Speer. In der europäischen Schulmedizin seien Spiritualität und Psychologie unterbelichtet, sagt der T′ai Chi-Ausbilder.

Die Veranstaltung im Lutherhaus ist weitgehend ausverkauft. Nur wenige Restkarten sind übrig.

Held oder Scharlatan: Wie denken Sie über Dahlke? noz.de/ lokales

Bildtext:
Rüdiger Dahlke, hochumstrittener Alternativmediziner, referiert am Dienstag in Osnabrück.

Foto:
Peter Horn

Ganz Mensch sein

Die Veranstaltungsreihe Ganz Mensch sein″ dauert bis August mit abschließendem Kongress am 9. und 10. September in Osnabrück. Eine Initiative regionaler Bildungsträger auf Anregung des Forums für Integrale Spiritualität (fis). Kooperationspartner sind: Cinema Arthouse, Ev. Familienbildungsstätte, Haus Ohrbeck, Georgsmarienhütte, Kath. Erwachsenenbildung, Kath. Familienbildungsstätte, Landesturnschule, Melle, Lagerhalle, Universität Osnabrück. Zu den Angeboten der Veranstaltungsreihe zählen Formen des Gesundheitssports, der Meditation im Sitzen (Zen, Kontemplation) und in Bewegung (Yoga, Taijiquan, Qigong, Feldenkrais) sowie Achtsamkeitstraining (MBSR).

Kommentar:

Jeder so, wie er mag

Es wirkt schon ein wenig befremdlich, wenn Rüdiger Dahlke Schnupfen und Heiserkeit als Folge seelischer Blockaden interpretiert. Klar, dass Naturwissenschaftler und Schulmediziner solchen Thesen wenig abgewinnen können. Aber auch hier gilt, was schon Preußenkönig Friedrich der Große sagte: Jeder soll nach seiner Fasson glücklich werden.

Der Hang, in schlimmen gesundheitlichen Notlagen Hilfe und Trost in der Spiritualität zu suchen, ist gläubigen Menschen gleich welcher Religion oder Konfession seit Jahrtausenden vertraut. Dahlkes Thesen mögen ähnlich wirken, wenn Menschen nur fest genug daran glauben. Problematisch werden Dahlkes Krankheitsdeutungen allerdings, wenn Patienten ihre ganze Hoffnung auf den niederbayrischen Seelenheiler mit Wohnsitz in der Schweiz setzen, wenn sie die nachweisbar erfolgreichen Behandlungsmöglichkeiten der Schulmedizin geringschätzen oder gar ignorieren. Wer will, soll Dahlkes Ratschlägen folgen aber auch dem Rat seines Hausarztes vertrauen.
Autor:
hin


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