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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
„Anwohner brauchen keine Angst zu haben″
Zwischenüberschrift:
Stadt will Dialog mit der Alkohol- und Drogenszene am Raiffeisenplatz nicht aufgeben
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Das Scheitern des jüngsten Gesprächs zwischen Anliegern des Raiffeisenplatzes und zwei Vertreterinnen der sich dort treffenden Drogenszene wollen die Stadt Osnabrück und die Streetworker der Diakonie nicht hinnehmen. Aber wie geht es jetzt weiter? Zeit für einen Ortsbesuch.

Osnabrück. Auf dem Raiffeisenplatz ist die Stimmung friedlich. Es ist unter der Woche, Mittagszeit. Zehn bis 15 Männer sitzen auf den Bänken der Parkanlage oder stehen in Grüppchen herum. Einige rauchen, andere nippen an ihrem Bier. Wenige Wochen ist es her, dass der Streit zwischen Szene und Anwohnern eskaliert ist beim jüngsten Treffen, zu dem Stadtbaurat Frank Otte Anfang April ins Stadthaus einladen hatte. Die Anlieger schilderten gereizt, dass sie sich teils bedroht, teils belästigt fühlten durch Müll, Fäkalien, Lärm und Drogenhandel vor ihren Augen. Am Ende verließ die freiwillige Sprecherin der Szene zusammen mit einer Mitstreiterin unter Tränen den Raum. Sie waren zu zweit, die Anlieger in der Überzahl. Im Dezember 2016 schien sich die Situation aus Stadtsicht noch verbessert zu haben. Was war seitdem vorgefallen?

Die Leute auf dem Platz haben keine Antwort darauf bleiben aber gesprächsbereit. Die Anwohner brauchen keine Angst vor uns haben″, sagt ein junger Mann namens Dennis. Die können ruhig zu uns kommen und mit uns reden.″ Natürlich gebe es ein paar Leute, die betrunken sind. Aber: Wir passen auf, dass hier kein Stress ist″, sagt Dennis. Ein älterer Mann sieht die Sache etwas abgeklärter: Man kriegt nicht alle unter einen Schirm und das ist das Problem″, sagt Ralf. Dann hast Du immer ein paar Leute dabei, die querschießen.″

Verhärtete Fronten

Das Ergebnis sind verhärtete Fronten auf der anderen Straßenseite: Für uns ist das Thema durch″, sagt Vanessa Güclü, die seit anderthalb Jahren zusammen mit ihrer Schwester eines des beiden Nagelstudios in Sichtweite betreibt. Sie lächelt, aber sie ist wütend. Anfangs seien es fünf bis sechs Leute gewesen, die sich auf dem Platz trafen. Jetzt seien es zeitweise 30. Sehen Sie, da pisst schon wieder einer hin″, sagt sie und deutet auf einen Mann, der sich in den Büschen am Platz erleichtert. Ständig seien Krankenwagen am Platz und sie und ihre Mitarbeiter unsicher, ob und wie sie selbst helfen müssten. Güclü redet sich in Rage. Einer hat mal fast die Scheibe eingeschlagen″, sagt sie, und die Polizei kommt jedes Mal erst nach einer halben Stunde.″

Die Inhaberin des anderen Nagelstudios in der Heinrich-Heine-Straße hat die Räume erst im Dezember bezogen. Duyen Phnam-Nguyen wusste, worauf sie sich einlässt, aber auch sie ist verunsichert. Als Frau habe ich natürlich Angst″, sagt sie. Wenn jemand in ihr Studio kommt und seine Wasserflasche auffüllen will, wisse sie ja nicht, was er getrunken oder genommen habe, sagt sie. Manche sind friedlich, andere nicht.″

Auf dem Platz erklärt Ralf: Hier kommt alles zusammen: Alkohol, Drogen et cetera.″ Seit über 30 Jahren ist er dabei, seit 14 Jahren aber clean. Die Drogenszene hat sich immer verlagert″, blickt er zurück. Zuletzt vom Salzmarkt, nachdem die Stadt dort ein Alkoholverbot ausgesprochen hatte. Jetzt treffen sich die Leute am Raiffeisenplatz und die Stadt hat nicht vor, sie erneut zu vertreiben, das hat Stadtbaurat Otte beim letzten Treffen deutlich gemacht.

Vier Vertreter der Szene haben sich vergangene Woche mit der Stadtverwaltung getroffen dieses Mal ohne die Anwohner. Mir war wichtig, dass der Dialog nicht abreißt″, sagt Sandra Solf, Leiterin des Fachbereichs Bürger und Ordnung. Vor dem Termin mit Frau Solf haben wir uns zusammengesetzt und Ideen gesammelt″, erzählt Streetworkerin Katharina Kuhlage vom Café Connection. Sie und ihre Kollegen bilden gewissermaßen die Brücke zwischen den Leuten vom Platz und der Stadt. Sie suchen nach einer Lösung.

Wir könnten zusammen einen Brief an die Anwohner schreiben″, zählt Kuhlage auf. Auch eine Art Crashkurs im Umgang mit Hunden wäre eine Option. Wenn Kuhlage und ihre Kollegen ihre Runde machen, könnten sie außerdem Putzutensilien mitbringen, lautet eine weitere Idee. Die Greifzangen, die die Stadt Ende letzten Jahres verteilt hatte, sind längst gestohlen worden. Der Regenunterstand und abschließbare Kasten, die die Stadt den Leuten vom Platz versprochen hatte, sind bislang nicht installiert worden Otte hatte jedoch versichert, dass das noch geschehen werde.

Alkoholverbot?

Die Stadt will auf Drängen der Anwohner außerdem die Option eines Alkoholverbots am Platz prüfen. Im Ausschuss für Feuerwehr und Ordnung am 16. Mai kommt der Raiffeisenplatz auf die Tagesordnung. Wir machen jetzt unsere Hausaufgaben und werden darüber beide Seiten informieren″, sagt Fachbereichsleiterin Solf. (Weiterlesen: Alkoholverbot am Raiffeisenplatz keine Lösung)

Wir haben auch schon überlegt, ein Fest zu feiern, zu dem wir die Anwohner einladen″, erzählt Streetworkerin Kuhlage im Kreise der Leute vom Raiffeisenplatz und erklärt ihnen schlicht: Die haben Angst vor Euch.″ Ob sich die Anlieger darauf einlassen würden?

Streit um den Raiffeisenplatz: mehr dazu auf noz.de/ os

Bildtext:
Die Streetworker finden gesprächsbereite Leute am Platz vor die Anwohner hingegen fühlen sich bedroht.

Foto:
David Ebener
Autor:
Sandra Dorn


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