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1.
Erscheinungsdatum:
03.05.2017
aus Zeitung:
Neue Osnabrücker Zeitung/ Neue OZ
Überschrift:
Als der Hunger nach Kultur groß war
Zwischenüberschrift:
Die Blumenhalle diente nach dem Krieg als Ersatzspielstätte für das Stadttheater
Artikel:
Originaltext:
Gastronomie
unter
dem
Namen
Blumenhalle
hat
eine
lange
Tradition,
die
bis
1825
zurückreicht.
Aus
fast
200
Jahren
verdienen
es
vier,
herausgehoben
zu
werden:
Von
1946
bis
1950
diente
der
Saal
der
Blumenhalle
als
Not-
Spielstätte
des
zerbombten
Stadttheaters.
Osnabrück.
Bis
zum
Sommer
1944
konnte
der
Spielbetrieb
im
Theater
am
Domhof
aufrechterhalten
werden,
nachdem
leichtere
Bombenschäden
im
Sommer
1942
bis
zum
Beginn
der
Spielzeit
1942/
43
wieder
behoben
waren.
1944
jedoch
ging
dem
Theater
personell
die
Puste
aus,
weil
jeder,
der
noch
halbwegs
laufen
konnte,
zu
Kriegs-
und
Hilfsdiensten
herangezogen
wurde.
Mit
dem
letzten
Großangriff
Palmsonntag
1945
fiel
auch
das
Gebäude
in
Trümmer.
Bis
auf
die
Umgänge,
das
Foyer
und
ein
paar
Büroräume
war
alles
zerstört
und
ausgebrannt.
Nach
der
Stunde
null
erwachte
sehr
schnell
das
Verlangen
nach
kulturellen
Angeboten.
Sobald
die
Menschen
wieder
ein
Dach
über
dem
Kopf
hatten
und
das
Lebensnotwendigste
geregelt
war,
suchten
sie
Trost
und
Stärkung
im
Theater
oder
im
Konzert
und
wollten
dort
für
zwei
Stunden
ihre
Sorgen
vergessen.
Angesichts
der
Trümmerwüste
und
nahezu
hoffnungsloser
Lebensumstände
wurde
Kultur
zu
einem
Kraftspender
und
(Über-
)
Lebensmittel.
Theaterfreudige
Einzelpersonen
und
Ludwig
Bäte
als
erster
Leiter
des
städtischen
Kulturamts
verhandelten
mit
der
Militärregierung
über
einen
Wiederbeginn
des
Theaters.
Als
Spielstätten
wurden
eine
Karmann-
Fabrikhalle
an
der
Adolfstraße
und
die
Reithallen
der
Von-
Stein-
und
der
Caprivi-
Kaserne
geprüft
und
verworfen.
Am
besten
geeignet
schien
der
unzerstörte
Festsaal
der
Gaststätte
Blumenhalle,
auch
wenn
er
„
ziemlich
weit
draußen″
am
Blumenhaller
Weg
lag.
Der
Militärgouverneur
gab
ihn
schließlich
frei,
erteilte
die
Lizenz
für
Theateraufführungen,
und
Intendant
Hanspeter
Rieschel
konnte
im
Februar
1946
mit
Shakespeares
„
Maß
für
Maß″
die
Notspielstätte
eröffnen.
Die
Blumenhalle
bot
600
Zuschauern
Platz,
die
auf
alten
Gartenstühlen
des
früheren
Kaffeegartens
Platz
nahmen.
Neben
dem
Schauspiel
gingen
auch
Oper
und
Operette
über
die
enge
Bühne.
Ergänzend
diente
das
Foyer
des
Theaters
am
Domhof
als
Kammerspielbühne
für
bis
zu
100
Besucher.
Die
ersten
Aufführungen
dort
im
brandgeschwärzten
Raum
in
Sichtweite
der
apokalyptischen
Trümmerlandschaft
des
eigentlichen
Zuschauerraums
müssen
besonders
eindringlich
gewesen
sein.
Die
meisten
Aufführungen
in
der
Blumenhalle
waren
schnell
ausverkauft.
Wer
eine
Karte
haben
wollte,
musste
im
Winter
nicht
nur
Geld
dafür
auf
den
Tisch
legen,
sondern
auch
ein
Brikett.
Oder
ein
Stück
Torf
oder
zwei
Stück
Holz.
Die
Theaterleitung
sah
keinen
anderen
Weg,
da
sie
nicht
genügend
Kohle
zugeteilt
bekam,
um
den
Saal
zu
heizen.
Mit
einem
kleinen
Vers
gab
sie
der
Notmaßnahme
einen
heiteren
Anstrich:
„
Theaterspiel
erfordert
Schwung
/
Schwung
weckt
in
dir
Begeisterung.
/
Doch
innere
Wärme
nicht
allein
– /
Es
soll
auch
warm
von
außen
sein.
/
Drum
hilf
uns
mit,
die
Kälte
enden:
/
Bring
Holz,
Briketts,
bring
Torf
als
Spenden.″
Einer,
der
das
Glück
hatte,
dicht
an
der
Quelle
von
Brennmaterial
zu
sitzen,
war
Hans-
Theodor
Rudolph.
Seine
Theaterbegeisterung
wurde
dadurch
angefeuert,
dass
er
einen
Schwiegervater
hatte,
der
Eisenbahner
war.
„
Der
konnte
immer
mal
wieder
ein
Brikett,
in
Zeitungspapier
eingewickelt,
in
seiner
Aktentasche
mit
nach
Hause
bringen″,
erinnert
sich
der
heute
89-
Jährige.
Die
Liebe
zum
Theater
rührte
daher,
dass
er
im
Gasthaus
Kampmeyer
viele
Künstler
kennenlernte.
Er
war
„
beim
Engländer″
beschäftigt,
wie
man
damals
sagte.
Die
Besatzungsmacht
hatte
das
Gasthaus
am
Heger
Holz
beschlagnahmt
und
nutzte
es
als
„
ENSA-
Hostel″.
„
Entertainments
National
Service
Association
(ENSA)
″
war
eine
1939
gegründete
Organisation,
die
für
die
Unterhaltung
der
britischen
Streitkräfte
sorgte.
Die
am
Heger
Holz
untergebrachten
britischen
Künstler
wurden
verstärkt
durch
deutsche,
die
noch
arbeitslos
waren.
Hans-
Theodor
Rudolph
war
als
„
Porter″
(Portier)
eine
Art
Mädchen
für
alles.
Er
musste
zu
den
Mahlzeiten
kellnern
und
bei
Auftritten
den
Beleuchter
spielen.
Dabei
machte
er
die
Bekanntschaft
von
Musikern
und
Schauspielern,
die
später
in
Osnabrücks
„
Neuem
Theater″
in
der
Blumenhalle
engagiert
wurden.
Seine
spätere
Frau
arbeitete
gegenüber
der
Blumenhalle
im
Kolonialwarengeschäft
Riehemann.
Da
gingen
die
Künstler
ein
und
aus,
kauften
sich
ein
halbes
Pfund
Kaffee,
wenn
es
Geld
gegeben
hatte,
und
berichteten
bibbernd,
wie
kalt
es
in
der
Garderobe
im
Keller
der
Blumenhalle
wieder
einmal
war.
„
Das
waren
doch
alles
arme
Teufel″,
stellt
Rudolph
im
Rückblick
fest,
„
was
die
sich
alles
gefallen
lassen
mussten
–
und
eine
Stunde
später
haben
sie
uns
zu
Tränen
gerührt.″
Ehrensache,
dass
er
zusammen
mit
seiner
Verlobten
kaum
eine
Vorstellung
ausließ,
viele
Inszenierungen
auch
mehrfach
sah.
„
Man
war
ja
ausgehungert
nach
etwas
Bleibendem,
was
die
großen
Dichter
uns
geben
konnten,
und
nach
der
ewigen
Musik.″
Eine
Sammlung
der
heute
spartanisch
anmutenden
Programmzettel
auf
bräunlich
verschossenem
Papier
hütet
er
als
Schatz
vielfältiger
Erinnerungen.
Am
9.
September
1950
erlebte
das
wiederaufgebaute
Theater
am
Domhof
eine
rauschende
Eröffnung
mit
Calderóns
„
Über
allem
Zauber
Liebe″.
Die
Blumenhalle
hatte
als
Nottheater
ausgedient
und
stand
nun
wieder
den
Tanzschulen
Fink
und
Stiller,
den
Vereinen
für
Bälle,
Karnevalssitzungen
und
Tanzturniere
zur
Verfügung.
15
Jahre
lief
das
Geschäft
für
Besitzer
Friedrich
Schnitger
auskömmlich.
Doch
dann
hätten
ihm
neue
Brandschutzvorschriften
immense
Investitionen
abverlangt,
die
er
nicht
gewillt
war
zu
tragen.
Zum
1.
September
1965
verpachtete
er
den
großen
Saal
an
die
Bremer
Tabakfirma
Brinkmann,
die
ihn
fortan
als
Auslieferungslager
nutzte,
während
Schnitger
die
Gaststätte
und
den
kleinen
Saal
weiterhin
gastronomisch
betrieb.
Mittlerweile
ist
im
Saal
eine
Zwischendecke
eingezogen.
Unten
sind
Büros
und
Lagerräume,
oben
Appartements.
Serie
Zeitreise
Die
Stadtgeschichte
im
Blick:
Lesen
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auf
www.noz.de
/
historisch-
os
Bildtexte:
Shakespeares
„
Der
Sturm″
auf
der
Bühne
der
Blumenhalle
in
der
Spielzeit
1946/
47.
Eingang
zur
Blumenhalle
in
den
1930er-
Jahren.
Bei
den
Personen
handelt
es
sich
vermutlich
um
Angehörige
der
Wirtsfamilie
Schnitger
sowie
Stammgäste.
Die
Blumenhalle
ist
heute
von
Wohnbebauung
umgeben.
Ihre
lange
Tradition
beschert
der
Gaststätte
einen
eigenen
Straßennamen:
Sie
liegt
am
Blumenhaller
Weg.
Theaterfan
Hans-
Theodor
Rudolph
bewahrt
die
Theaterzettel
aus
den
Nachkriegsspielzeiten
in
der
Blumenhalle
sorgfältig
auf.
Das
zerstörte
Theater
am
Domhof
vom
Nikolaiort
aus
gesehen.
Das
Dach
des
Bühnenhauses
ist
bereits
wieder
eingedeckt.
Fotos:
Archiv
des
Stadttheaters,
Archiv
Manfred
Kuhlmann,
J.
Dierks
Autor:
Joachim Dierks