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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Was die Stadt gegen Giftpflanzen tut
Zwischenüberschrift:
Riesenbärenklau und Jakobskreuzkraut sollen weichen – aber wie?
Artikel:
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Originaltext:
wei giftige Pflanzen, ein Beschluss: Osnabrück soll eine Strategie gegen die Ausbreitung von Riesenbärenklau und Jakobskreuzkraut entwickeln so hat es der Osnabrücker Rat beschlossen. Die Stadt versucht aber schon seit Jahren, das Problem in den Griff zu bekommen.

Osnabrück. Der Frühling ist die Zeit, den Riesenbärenklau zu vernichten. Noch ist das, was im Sommer bis zu vier Meter hochwächst, eine unscheinbare Rosette am Boden. Sie mit dem Spaten auszugraben ist die effektivste Methode, die Ausbreitung einzudämmen, erläutert Ansgar Niemöller von der Unteren Naturschutzbehörde im Gespräch mit unserer Redaktion. Wenn die auch Herkulesstaude genannte Pflanze erst blüht, ist es fast zu spät. 10 000 bis 50 000 Samen produziert ein einziges Exemplar und die Samen können schwimmen. Besonders an den Zuläufen der Hase breitet sich die Pflanze aus. Im Stadtgebiet gibt es Bestände von bis zu 500 Stauden.

Wer mit ihrem Saft in Berührung kommt, riskiert schwere Verbrennungen. Das Perfide: Giftig wird der Saft erst, wenn er dem Sonnenlicht ausgesetzt ist, er wirkt fototoxisch. Da die Gefahr des Riesenbärenklaus vor allem für spielende Kinder in der Stadt immer mal wieder Thema war, zuletzt im Bürgerforum Atter, hatte die CDU/ BOB-Gruppe das Thema auf die Tagesordnung der jüngsten Ratssitzung gehoben und dazu auch gleich das ebenfalls giftige Jakobskreuzkraut, eine heimische gelb blühende Pflanze, die vor allem für Weidetiere eine Bedrohung darstellt. Erfahrene Tiere meiden das Kraut, da es bitter schmeckt doch die Bitterstoffe verschwinden, sobald es trocknet und ins Heu gelangt mit schlimmen Folgen für Pferde und Rinder, aber auch Schafe und Ziegen. Ein Patentrezept gegen das Kraut hat die Stadt noch nicht gefunden, sagt Niemöller.

Anders bei der Herkulesstaude: Seit 2012 versucht der Fachbereich Umwelt und Klimaschutz, des Riesenbärenklaus auf den städtischen Ausgleichs- und Naturschutzflächen Herr zu werden. Die Bestände sind laut Ansgar Niemöller im Geoinformationssystem erfasst und werden sukzessive bekämpft. Los ging es 2012 am Röthebach, der im Bereich Lüstringen/ Gretesch in die Hase fließt. In den Folgejahren wurden Pflanzen, die die erste Aktion überstanden, erneut entfernt mittlerweile sei der Röthebach bärenklaufrei. Am Sandbach in der Dodesheide sei der Kampf noch nicht ganz gewonnen, sagt Niemöller, aber: Wir sind auf einem guten Weg.″ Und das bislang ohne den Einsatz von Herbiziden. In diesem Jahr gehe die Stadt außerdem Bestände an der Düte von Sutthausen bis Hellern an und muss dort auch Rücksprache halten mit der angrenzenden Stadt Georgsmarienhütte. Alle Bemühungen im Osnabrücker Gebiet nützen wenig, wenn Samennachschub von Süden kommt. Eine weitere Quelle sind Gartenabfälle. Niemöllers Appell: Riesenbärenklau gehört in den Restmüll und auf keinen Fall in den Grünabfall.

Und wie sieht es auf den übrigen städtischen Grünflächen, Parks und Spielplätzen aus? Da ist der Osnabrücker Servicebetrieb (OSB) zuständig und reagiert auf Zuruf. Melden Bürger eine Herkulesstaude auf einem Spielplatz, werde sie ausgegraben, sagt Thomas Maag, beim OSB zuständig für die Gründflächenunterhaltung und Baumpflege. Aber an Orten wie etwa dem Rubbenbruchsee würden lediglich die Dolden abgeschlagen, damit die Pflanzen zumindest ihre Samen nicht verbreiten könnten, so Maag. Wir versuchen das, so gut es geht, einzudämmen″, sagt Maag. Aber: Es sind viel zu viele. Da kommen wir nicht gegen an.″ Die Personaldecke gebe nicht mehr her, als dass die geschulten Mitarbeiter reagierten, wenn sie auf Riesenbärenklaubestände stießen. Thomas Maag wirbt für eine andere Herangehensweise: Aufklärung. Bei Brennnesseln wisse schließlich auch jedes Kind, dass Berührung schmerzhaft sei.

Bildtexte:
Hübsch, imposant und giftig: Der Saft des Riesenbärenklaus kann schwere Verbrennungen verursachen, sobald Sonne auf die benetzte Haut scheint.

Im Frühjahr, wenn die Pflanzen noch klein sind, werden sie ausgegraben so wie hier 2012 am Röthebach. Das geschieht aber nicht überall.

Fotos:
imago/ Harald Lange, Ansgar Niemöller/ Stadt Osnabrück

Kommentar:

Aufklären

Dass der Riesenbärenklau zur Gefahr werden könnte, daran dachte wohl keiner der Botaniker und Imker, die die Pflanze im 19. Jahrhundert vom Kaukasus nach Deutschland brachten. Arten, die der Mensch von einer Region der Welt in eine völlig andere verfrachtet hat, gibt es etliche mit gravierenden Folgen für das jeweilige Ökosystem. Beim Riesenbärenklau ist der Mensch direkt spürbar betroffen. Dass es letztlich ein selbst verschuldetes Problem ist, sollte man beim Kampf gegen die Herkulesstaude immer im Hinterkopf behalten.

Wegzubekommen ist die Pflanze nicht mehr aus Deutschland einzudämmen schon, wie die Bemühungen des städtischen Fachbereichs Umwelt zeigen. Es lohnt sich dranzubleiben, aber das kostet auch Zeit und Geld. Es ist eine Sisyphosarbeit. Wie viel will die Stadt sich das kosten lassen?

Unverzichtbar ist, dass jedes Kind lernt, wie gefährlich diese Pflanze ist. Wer eine Brennnessel berührt, spürt die Folgen sofort und lässt künftig die Finger davon. Bei der fototoxischen Herkulesstaude hingegen kann es Stunden dauern, bis die Wirkung eintritt in Form von heftigen, gefährlichen Verbrennungen. Viel zu viele wissen darüber noch nicht Bescheid. Da sind Schulen und Eltern gleichermaßen gefordert.
Autor:
Sandra Dorn


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