User Online: 1 | Timeout: 08:32Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Warum die Hochschule Regen macht
Zwischenüberschrift:
Frostschutz für Pflanzen
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Abwechslungsreich war das Wetterprogramm, das uns der April bis jetzt beschert hat. Auf einen sonnig-warmen Sonntag vor Ostern folgte der Temperatursturz. Für Obstbäume, Gemüsepflanzen und die vielen bunt blühenden Pflanzen, die jetzt schon Balkone und Terrassen zieren, ist Frost aber problematisch.

Osnabrück. Kaum ist der Winter vorbei, wächst die Ungeduld, mit Beet- und Balkonpflanzen loslegen zu wollen, auch wenn sie bekanntermaßen nicht frosthart sind. Ausfälle sind bei Minusgraden vorprogrammiert, werden die Pflanzen nicht geschützt. Was für den Hobbygärtner ärgerlich ist, kann für Obst- und Gemüsebauern zu großen wirtschaftlichen Schäden führen.

Prof. Dr. Werner Dierend vom Fachbereich Obstbau an der Fakultät Agrarwissenschaften der Hochschule Haste beobachtet das Wetter zurzeit ganz genau. Als in der Nacht zu Mittwoch das Thermometer unter null Grad gesunken sei, sei die Entscheidung gefallen, die Frostschutzberegnung über den Obstbäumen anzustellen. Sogenannte Überkronen-Kreisregner werfen bei dieser Methode Wasser über die Bäume. Wenn das Wasser gefriert, wird dabei Energie frei. Die entstehende Wärme hält die Temperaturen der Obstbaumblüten bei minus einem Grad Celsius. Damit kommen die Blüten noch zurecht.

So können Apfel- und Birnenbäume sowie Heidelbeersträucher auf den Flächen der Hochschule bis zu einer Temperatur von minus sieben Grad vor Frost geschützt werden. Bei Kirschen funktioniert der Schutz durch die Beregnung leider nicht″, sagt Dierend. Zwar bekämen die Kirschblüten auch einen schützenden Eispanzer, aber später keine guten Fruchtansätze. In Bereichen, die nicht beregnet werden könnten, habe er bereits am Morgen nach der kalten Nacht die ersten braunen Blüten an Bäumen entdeckt, sagt Dierend. Das gefällt mir überhaupt nicht.″

Die meisten Obstbauern setzten heute auf Frostschutz durch Beregnungsanlagen. Der Nachteil dabei sei, dass viel Wasser benötigt werde, etwa 30 000 Liter pro Hektar und Stunde.

Eine weitere negative Auswirkung von Kälte ist das Flugverhalten von Bienen. Bei Kälte fliegen die ungern und nicht so weit″, erklärt Dierend. Weil auf den Flächen der Hochschule viele Bienenvölker seien, seien die Flugstrecken hier recht kurz. Auf großen Anlagen müssten Bienen aber zur Bestäubung der Bäume bis zu zwei Kilometer Strecke zurücklegen, und da könne es dann schon Probleme mit der Bestäubung geben.

Gelassener kann Olaf Melzer, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Gemüsebau der Hochschule, die aktuelle Kälte sehen. Für Hobby-Gemüsegärtner gelte dasselbe wie für die Profis: Wer schon Radieschen gesät, Salat gepflanzt und Kohlrabi gesteckt habe, müsse die Beete mit Verfrühungsvlies oder Lochfolie bei Frost etwas schützen. Wir machen das genauso″, sagt Melzer.

Im professionellen Gemüseanbau werde ohnehin vielfach gezielt mit Verfrühungstechniken gearbeitet, zum Beispiel im Spargelanbau. Spargel war in diesem Jahr außerordentlich früh, weil es im März so warm war″, erklärt Melzer. Nun hätten die Spargelbauern das Problem, dass die Plantagen etwas ins Stocken gerieten. Ein bisschen Hoffen und Beten ist im Gemüseanbau aber ohnehin immer dabei.″

Wir haben selbst schon vor Ostern Salate gepflanzt, die wir mit Vlies abgedeckt haben″, berichtet Melzer. Mit Porree, Sellerie und Kohlarten sollten Gärtner aber noch bis Anfang Mai warten, rät der Gemüseanbau-Experte.

Im Botanischen Garten in Osnabrück löst der Frost nur geringe Betriebsamkeit aus. Dr. Nikolai Friesen, wissenschaftlicher Leiter, berichtet, dass die Kübelpflanzen aus anderen Klimazonen ohnehin nie vor dem 15. Mai ins Freie gebracht würden. Der Stichtag für den Umzug nach draußen trifft den letzten Tag der sogenannten Eisheiligen, die kalte Sophie. Nach den Bauernregeln friert es danach nicht mehr. Im Botanischen Garten werden junge Pflanzen bei Frost mit Glasrahmen geschützt, sonstige Maßnahmen seien nicht notwendig, weil der Garten keinen Obstbau betreibe, sagt Friesen.

Auffällig findet Friesen, dass in diesem Frühjahr vieles gleichzeitig blühe, was sonst im zeitlichen Abstand blühe. Wenn Krokusse, Narzissen und Tulpen gleichzeitig blühen, ist das schon eine interessante Erfahrung″, sagt er. Auch Flieder und Raps seien bereits zu sehen. Wir hatten halt keinen richtigen Winter″, sagt er dazu.

Gerd Bentrup von der gleichnamigen Gärtnerei in Bad Iburg rät Pflanzenliebhabern, frostempfindliche Pflanzen mit Vlies oder Schattiernetzen abzudecken. Auch Zeitung eigne sich dafür, weiß der Gärtner. Japanischer Ahorn sei auch frostempfindlich, sagt er und rät, auch diese Bäumchen zu schützen. Bepflanzte Gefäße sollten bei Frost die Nächte in der Garage verbringen oder geschützt direkt am Haus stehen, rät Bentrup.

Rat gibt auch Florist Martin Hettlich vom Osnabrücker Gartencenter Die Pottblume. Wir raten, frostempfindliche Pflanzen in Töpfe zu setzen, die bei Kälte reingeholt werden können″, sagt er. Die andere Möglichkeit sei, Pflanzen dann zu besorgen und ins Beet zu pflanzen, wenn sie natürlicherweise draußen auch blühen″. Auch Wolfgang Haucap von den gleichnamigen Betrieben in Hollage und Natbergen rät zum Frostschutz für Beet- und Balkonpflanzen. Wer früh im Jahr damit loslegen möchte, müsse wissen, dass bei Frost etwas Abdeckung oder ein frostsicherer Platz notwendig sei. Der Gärtnerei-Inhaber berichtet, dass die Pflanzen im Gewächshaus schon an kühlere Temperaturen durch gezieltes Absenken der Heizung nachts gewöhnt würden, um sie abzuhärten. Dennoch bleibe es dabei. Frost können sie nicht vertragen.″

Mehr zum Thema Garten lesen Sie auf noz.de/ querbeet

Bildtexte:
n diesem Frühjahr blüht vieles gleichzeitig, das sonst in zeitlichem Abstand blüht. Der Raps ist zum Beispiel ziemlich früh dran.

Margeritenpflanzen sollte man bei Frost lieber an einen geschützten Ort bringen.

Kirschblüten sind wie andere Obstbaumblüten auch sehr frostempfindlich.

Fotos:
Jörn Martens
Themenlisten:


Anfang der Liste Ende der Liste