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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Mann seit zehn Jahren verschollen
Zwischenüberschrift:
Ertrank am 26. April 2007 ein 35-Jähriger im Rubbenbruchsee?
Artikel:
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Originaltext:
Am 26. April 2007 verschwand ein 35-jähriger Mann im Osnabrücker Rubbenbruchsee, seither gilt er offiziell als vermisst. Weil auch zehn Jahre später jede Spur von dem Mann fehlt, wird er wahrscheinlich am Jahresende für tot erklärt obwohl seine Leiche nie gefunden wurde.

Osnabrück. Es geschah am 26. April 2007, einem Donnerstag, der für diese Jahreszeit ungewöhnlich warm war: Ein 35-jähriger Mann genoss mit Freunden wie so viele Osnabrücker den hochsommerlichen Nachmittag am Rubbenbruchsee. Es floss Alkohol, die Stimmung war gut und dann wurde der Mann offenbar übermütig. Gegen 15.45 Uhr stieg er in den See. Ein verhängnisvoller Fehler, denn zurückkehren sollte er bis heute nicht.

Die Freunde des Mannes und weitere, unabhängige Zeugen beobachteten seinerzeit, wie er in das nur etwa 13 Grad warme Wasser stieg und in Richtung Seemitte schwamm. Etwa 30 Meter vom Ufer entfernt winkte er plötzlich und schrie um Hilfe. Wenige Augenblicke später war der 35-Jährige verschwunden und ist es bis heute. Daran ändern konnten auch die eilig herbeigerufenen Rettungskräfte nichts. Bis in die Nacht hinein suchten Polizei, Feuerwehr und DLRG nach dem Mann, bis zu 35 Taucher waren vor Ort. Zum Einsatz kam dabei auch ein Wasserortungshund der DLRG Georgsmarienhütte, der von einem Boot aus mit seiner feinen Nase Menschen unter der Wasseroberfläche entdecken kann. Am frühen Abend schlug der vierbeinige Suchspezialist an, doch vergebens.

Am Tag nach dem Unglück wurde die Suche fortgesetzt, blieb aber ohne Ergebnis. Wir haben alles versucht″, konstatierte der damalige Polizeisprecher Georg Linke. Bei den Tauchgängen setzten die Suchkräfte auch Netze ein, bei einer Sichtweite von nicht einmal 50 Zentimetern war ihr Auftrag jedoch zum Scheitern verurteilt. Um den Rubbenbruchsee komplett abzusuchen, sei eine sehr viel höhere Zahl von Tauchern nötig, sagte Linke.

Einen Menschen in dem Gewässer zu finden ist aus vielerlei Gründen kein leichtes Unterfangen. In der Mitte des Sees, also dort, wo der Mann mutmaßlich in die Tiefe sank, ist das Wasser mehr als 20 Meter tief. Für Gefahr sorgen außerdem Tiefenströmungen. Auch aus diesem Grund ist das Baden im Rubbenbruchsee verboten, wie Stadtsprecher Gerhard Meyering auf Nachfrage unserer Redaktion mitteilt. Konkret heißt es in der Verordnung über die Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung kurz und knapp: Das Baden in Gewässern außerhalb der Badeanstalten und in Brunnen ist untersagt.″ Wie Meyering mitteilt, gelte das nicht nur für den Rubbenbruchsee, sondern auch für die Hase, den Kanal und die Regenrückhaltebecken. Der Rubbenbruchsee ist auch wegen seinen Untiefen und den widrigen Strömungsverhältnissen nicht zum Baden geeignet.″

Am Grund des Sees herrscht durchgehend eine Temperatur von etwa vier Grad Celsius. Das könnte auch der Grund sein, warum der 35-Jährige bis heute vermisst ist. Der Oldenburger Rechtsmediziner Dr. Klaus-Peter Larsch verriet kurz nach dem Unglück unserer Redaktion, es sei zwar ungewöhnlich, dass die Leiche nicht wieder auftauche. Eine mögliche Erklärung liefere aber die besagte kalte Wassertemperatur: Sie verhindert beziehungsweise verlangsamt die Verwesungsprozesse, die einen Leichnam normalerweise wieder an die Wasseroberfläche treiben lassen. Dieses Phänomen werde häufig in kühlen Bergseen beobachtet. Nach einem Jahr habe sich der Körper eines Toten dann biochemisch so weit umgewandelt, dass er nicht mehr nach oben treiben kann.

Seit dem Unglück führt die Polizei den Mann als vermisst. Noch, wie Polizeisprecher Frank Oevermann berichtet: Die Todeserklärung tritt erst ein, wenn seit dem Ende des Jahres, in dem der Verschollene noch gelebt hat, zehn Jahre vergangen sind.″ Heißt: Am Jahresende 2017 wird der Mann wohl für tot erklärt.

Sollte er tatsächlich im Rubbenbruchsee umgekommen sein, ist er nicht der einzige Mensch, der dort sein Ende fand. Ein 20-jähriger Soldat der britischen Armee stieg im August 1982 alkoholisiert in das Gewässer. Er wurde nach einer groß angelegten Suchaktion einen Tag später in sechs Meter Tiefe gefunden. Vier Jahre später ertrank ein 34-Jähriger. Seinen Leichnam fanden Taucher der DLRG und der britischen Streitkräfte zwei Stunden später in drei Meter Tiefe.

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Der Rubbenbruchsee

Der Rubbenbruchsee ist ein künstlich angelegtes Gewässer. Bereits in den 1950er-Jahren bestanden Pläne, im Westen der Stadt ein Naherholungsgebiet einzurichten. Konkret wurden diese allerdings erst im Jahr 1968. In mehreren Bauabschnitten wurde die Seefläche ausgehoben, dabei wurden Knochen von Mammuts und Höhlenbären gefunden. Ein Schwimmbagger saugte den Seeboden schließlich auf teilweise mehr als 20 Meter Tiefe aus. Bis 1991 wurde auf dem Grund des Rubbenbruchsees Sand abgebaut vielen Osnabrückern sind die Stahlkonstruktionen des Saugbaggers und die meterhohen Sandsilos auf der Nordwestseite des Sees noch in guter Erinnerung. Die Planungen für den Rubbenbruchsee gehen zurück auf den ehemaligen städtischen Naturschutzbeauftragten Hartmut Peucker, dem eine Dreiteilung des Sees vorschwebte: Der nördliche Bereich sollte der Naherholung dienen, im mittleren Teil war eine ruhige Naherholung mit Wald- und Wiesenflächen vorgesehen, und im Süden war dem Gebiet absolute Ruhe verordnet.
Autor:
Sebastian Philipp


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