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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Für Sicherheit und Ordnung
Zwischenüberschrift:
Vor 125 Jahren wurde das 2. Polizeirevier für die südlichen Stadtbezirke etabliert
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Die Industrialisierung ließ Osnabrück rasant wachsen. Zwischen 1861 und 1905 vervierfachte sich die Bevölkerungszahl nahezu von rund 16 000 auf 60 000 Einwohner. Entsprechend nahmen die polizeilichen Aufgaben zu.

Osnabrück. 1892 entschied der Magistrat, neben dem 1. Revier mit Sitz im Rathaus ein 2. Revier in der besonders stark expandierenden Neustadt einzurichten. Erster Dienstsitz war in der Johannisstraße 100 an der Ecke Goldstraße (heute Nähmaschinen Tiemann).

Die Polizei war damals noch keine Einrichtung des Landes, sondern unterstand der Stadt. Ihr oblagen auch allgemeine Verwaltungsaufgaben, für die man heutzutage das Bürgeramt im Stadthaus aufsuchen würde. Die heutige Polizei würde sich bedanken, wenn sie es wie ihre Kollegen vor 125 Jahren auch noch mit Pass- und Meldeangelegenheiten, Beglaubigungen, Renten- und Pensionsquittungen, Entgegennahme von Fremdenzetteln″, Ausstellung von Arbeitsbüchern, Wandergewerbescheinen und Ähnlichem mehr zu tun hätte.

Der Zugang zu Polizeiwache und Neustädter Meldeamt geschah von der Johannisstraße aus. Diese Räume sind ganz nett und behaglich eingerichtet und mit Gasbeleuchtung versehen″, schrieb die Tageszeitung am 1. Mai 1892, merkwürdigerweise hat man aber keine Wasserleitung in dem Bureau eingerichtet, man nimmt also an, daß die dort stationirten Polizei-Beamten niemals Durst bekommen und niemals das Bedürfniß fühlen, sich Gesicht oder Hände abzuwaschen″.

Der Eingang zu den Detentionsräumen″ erfolgte von der Goldstraße aus. Es waren zwei Einzelzellen mit Pritsche und eine Gesellschaftszelle ohne dieses Möbel″ vorhanden. Die Neustädter sind sehr gespannt, wer denn die Einweihung übernehmen, d. h. wer wohl der erste dort Eingesperrte sein wird″, schrieb die Zeitung. Kurzaufenthalte im Polizeigewahrsam konnte man sich damals schneller einfangen als heute. Wer etwa beim Betteln erwischt wurde, saß 48 Stunden bei Wasser und Brot ein. Besser kamen Pfeifenraucher weg, wenn sie aus unbedeckter Pfeife″ rauchten. Wegen der Feuergefahr kostete das zwölf Mark Bußgeld, eine damals durchaus fühlbare Strafe. Den gleichen Tarif zahlte ein Bürger, der die Straße durch Mistfahren″ verunreingte.

In gründerzeitlicher Aufbruchstimmung errichtete die Stadt 1902 am Rosenplatz, im Eck von Meller und Iburger Straße, ein Dienstgebäude im Stil der Neorenaissance. Sie schuf mit der ansehnlichen Eckbebauung nicht nur ein repräsentatives Entree in die Iburger und die Meller Straße, sie verlieh auch dem am 14. November 1902 hierhin umgesiedelten 2. Polizeirevier einen Ehrfurcht einflößenden Rahmen. Ob Tag, ob Nacht, der Tschako wacht …″ hieß es in den 1930er-Jahren, wobei mit Tschako nicht nur die Kopfbedeckung gemeint war, sondern im übertragenen Sinne der Schupo″, also der Schutzpolizeibeamte überhaupt.

Die Nähe zur Bahnlinie bedeutete im Zweiten Weltkrieg eine besondere Gefährdung. Schon im Juni 1942 wurde das Dienstgebäude von Bomben getroffen und der Flügel zur Meller Straße mit der Polizeiwache geradezu wegrasiert. Das 2. Polizeirevier bezog Notunterkunft in der Gaststätte Tivoli weiter draußen an der Iburger Straße.

Mehr als zehn Jahre währte das Provisorium. 1953 hatte die Stadtsparkasse einen schlichten Ersatzbau an die Stelle des zerstörten städtischen Dienstgebäudes gesetzt und dafür auch wieder die Polizei als Mieter gewonnen. Am 12. Oktober 1953 weihte Niedersachsens Innenminister Richard Borowski (SPD) Osnabrücks schönste Polizeidienststelle″ mit ihren vorbildlichen Diensträumen″ ein. Über den Eingang an der Meller Straße erreichte man im Erdgeschoss Wache, Aufenthaltsraum und Vernehmungsräume und im Obergeschoss das Geschäftszimmer, das Dienstzimmer des Revierleiters, einen Vernehmungs- und einen Schulungsraum. Für Einsatzfahrten stand ein Mercedes 170 mit dem Rufnamen Brücke 19″ zur Verfügung zeitweise der einzige einsatzbereite Polizeiwagen in Osnabrück, neben vier Motorrädern. 1955 wurde ein neuer motorisierter Verkehrszug″ übernommen, bestehend aus vier VW Käfern, davon einer bereits mit Sprechfunk ausgerüstet″, und zehn Motorrädern. 1965 bekamen die zuvor einfarbig dunkelgrünen Fahrzeuge zur besseren Erkennung weiße Kotflügel.

1972 erhielt das 1. Revier neue, größere Räume an der Pagenstecherstraße. Seit drei Jahren ist es an der Winkelhausenstraße in Haste beheimatet. Das 2. Revier blieb am Rosenplatz, bis 1987 Räume der ehemaligen Textilfabrik Busch & Overmeyer am Kollegienwall für Polizeizwecke baulich hergerichtet waren. Heute wird offiziell nicht mehr vom 1. und 2. Polizeirevier gesprochen, sondern von den Polizeiwachen des Einsatz- und Streifendienstes I und II. Doch die Tradition des vor 125 Jahren gegründeten 2. Polizeireviers lebt bei den Kollegen am Kollegienwall fort.

Serie

Zeitreise

Foto: Colourbox.de

Die Stadtgeschichte im Blick: Lesen Sie mehr auf www.noz.de / historisch-os

Bildtexte:
Das städtische Dienstgebäude am Rosenplatz beherbergte von 1902 bis 1942 das 2. Polizeirevier. Davor fand der von Lukas Memken geschaffene Schäferbrunnen seinen ersten Standort. Das Lichtenberg-Foto aus der Zeit um 1910 ist erschienen in: Rolf Spilker und Birte Tost, Lichtenberg Bilder einer Stadt II″, Bramsche, 2007.

Nachkriegsersatz schuf die Stadtsparkasse 1953 an gleicher Stelle mit diesem Neubau. Im Flügel an der Meller Straße (links) kam wiederum das 2. Polizeirevier unter.

VW Käfer als Streifenwagen gehörten um 1948 zu den ersten Fahrzeugen der Osnabrücker Polizei. Hier bemühen sich einige uniformierte Kollegen, einen Lautsprecher für amtliche Durchsagen zu montieren nicht ganz einfach bei einem Cabrio.

Fotos:
Lichtenberg, J. Dierks, Karl-Heinz Schröder
Autor:
Joachim Dierks


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