User Online: 2 | Timeout: 20:25Uhr ⟳ | Ihre Anmerkungen | NUSO-Archiv | Info | Auswahl | Ende | AAA  Mobil →
NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Datensätze des Ergebnis
Suche: Auswahl zeigen
Treffer:1
Sortierungen:
Anfang der Liste Ende der Liste
1. 
(Korrektur)Anmerkung zu einem Zeitungsartikel per email Dieses Objekt in Ihre Merkliste aufnehmen (Cookies erlauben!)
Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
2000 demonstrieren gegen AfD
 
2000 bei Gegendemo vor Rathaus
Zwischenüberschrift:
AfD-Wahlkampfauftakt in Osnabrück mit Beatrix von Storch und Armin Paul Hampel
Artikel:
Kleinbild
 
Kleinbild
 
Kleinbild
Originaltext:
Osnabrück. Etwa 30 bis 40 AfD-Anhänger und etwa 2000 Gegendemonstranten das zahlenmäßige Verhältnis beim Wahlkampfauftakt der AfD mit Beatrix von Storch auf dem Marktplatz in Osnabrück dürfte auch den Beliebtheitsgrad der Partei in der Friedensstadt widerspiegeln.

Mit Trillerpfeifen, Trommeln und lauten Gesängen versuchten die Demonstranten, die AfD-Veranstaltung auf dem Marktplatz vor dem Osnabrücker Rathaus zu stören.

Ein massives Polizeiaufgebot sicherte die Veranstaltung des AfD-Grüppchens ab. Zu Zwischenfällen kam es nicht. Die Beamten hatten alle Zugänge zum Marktplatz abgesperrt. Zuvor hatten sich nach Veranstalterangaben etwa 1500 Demonstranten am Neumarkt versammelt, von wo sie friedlich zum Theatervorplatz zogen.

Zur angekündigten Gegendemo zum AfD-Wahlkampfauftritt von Beatrix von Storch sind etwa 2000 Osnabrücker
erschienen. Lautstark begleiteten sie die AfD-Veranstaltung auf dem Marktplatz.

Osnabrück. Unter dem Motto: Singen gegen die AfD″ ist der Protestzug offiziell bei der Stadt Osnabrück angemeldet worden. Erschienen sind laut Angaben des Veranstalters 1500 Demonstranten, die sich vom Neumarkt aus über die Wittekindstraße, die Möserstraße, die Herrenteichstraße und die Kleine Domsfreiheit auf den Weg über die Möserstraße zum Theatervorplatz („ Platz der deutschen Einheit″) zogen. Dort trafen sie auf weitere Demonstranten, die den direkten Weg zur AfD-Veranstaltung gewählt hatten und ein beachtliches Aufgebot der Polizei, die mit rund 150 Einsatzkräften aber nach bisherigem Kenntnisstand mit der friedlich verlaufenden Demonstration keine Probleme hatte.

Etliche Gegner waren direkt zum Markt gekommen. Das Bündnis EPOS (Emanzipatorische Politik Osnabrück) hatte auf Facebook zum Boykott der AfD-Veranstaltung aufgerufen, eine andere Gruppe wollte sich eigentlich unter die AfD-Anhänger mischen und dann flashmob-mäßig gegen von Storch ansingen.

Die im Vorfeld bei der offiziellen Demo verteilten Liederzettel kamen freilich nur spärlich zum Einsatz, weil sich die Demonstranten vor dem Theater teilten. Während die einen weiterzogen zu den verschiedenen von der Polizei blockierten Zugängen zum Marktplatz, verweilte ein kleineres Grüppchen vor dem Theater, um hier zumindest noch die Friedenshymne We shall overcome″ zu singen. Demo-Mitveranstalter Sascha Lange vom Osnabrücker Bündnis gegen Rassismus begrüßte die Demonstranten. Wir sind selber überrascht, dass so viele Menschen an der Demo teilgenommen haben. Das ist ein tolles Zeichen gegen Spaltung und Hetze″, so Lange in seiner kurzen Rede.

Bei der AfD sah die Mengenverteilung deutlich anders aus. Etwa 30 bis 40 Anhänger der Partei, überwiegend ältere Herren, hatten sich den Weg durch die Gegendemonstranten gebahnt und auf dem Markt eingefunden, um Beatrix von Storch zu hören. Wäre nicht noch die ansehnliche Zahl von Polizisten auf und an den Rändern des Platzes gewesen, hätte gähnende Leere die Szenerie dominiert. Kein Wunder, dass die bei der Kommunalwahl keine Liste zusammen bekommen haben″, meinte denn auch ein Demonstrant beim Blick auf das einsame Häufchen AfDler, das sich vor der Absperrung an der Marienkirche zusammendrängte selbst sie in großzügigem Abstand zur Bühne. Die Polizei hatte die Absperrungen so gewählt, dass die Bühne außerhalb der Tortenreichweite stand. Auf den Platz ließen die Beamten außerdem nur, wer sich als AfD-Anhänger ausgab und seine Taschen kontrollieren ließ. Um richtig meckern zu können, muss man sie mal gehört haben″, sagte eine AfD-Gegnerin, die es trotzdem in die erste Reihe geschafft hatte. So gruselig es ist, es ist eine rechtlich legitimierte Partei.″

Torten flogen nicht. Mit Trillerpfeifen, Trommeln und lautstarken Gesängen versuchten die 2000 Gegner der in der Friedensstadt nach wie vor nahezu bedeutungslosen Partei, die Reden des niedersächsischen AfD-Chefs Armin Paul Hampel und der Berliner Spitzenkandidatin für den Bundestag von Storch zu stören. Das gelang nicht in Gänze.

Die Lautsprecher bis aufs Maximum aufgedreht, machte Hampel den Anfang. Ich kenne die Gesichter da drüben!″, sagte er mit trotzigem Grinsen in Richtung der Demonstranten. Hier steht das Heute, da drüben steht das Gestern! Eine Handvoll Anhänger applaudierten. Während Hampel die üblichen Inhalte äußerte (Merkels Politik spalte das Land, die EU sei ein reines Bürokratiemonster, die deutsche Energiepolitik verfehlt, etc.) und gegen die rot-grüne Saat″ in diesem Land wetterte, drehten ihm die etwa 20 Gegner, die es auf den Platz geschafft hatten, demonstrativ den Rücken zu. Als Beatrix von Storch anhob zu reden, gingen sie.

Von Storch versuchte, die lautstarke Ablehnung in Zustimmung umzumünzen: Pfeifen und Tröten gilt als Zustimmung bei uns″, rief sie. Die Demonstranten bezeichnete sie als Heer der neuen Faschisten″ und Antidemokraten″ und dankte ihren Anhängern, dass sie sich dort hindurchgekämpft hätten. Die AfD stehe für Frieden, Freiheit und Verständigung der Völker. Wie sie das meinte, sagte sie auch: Wir sind die Partei des Multikulti: Wir wollen die Türken in der Türkei und die Deutschen in Deutschland.″

Mehr Bilder sowie ein Video und weitere Infos zur AfD finden Sie unter noz.de/ os

Bildtexte:
Lautstark protestierten Demonstranten gegen die AfD begleitet von einem großen Polizeiaufgebot.

Auf den Platz vor der Bühne (es spricht gerade Armin Paul Hampel), hatten es 30 bis 40 Anhänger geschafft.

Fotos:
André Havergo, Pentermann

Kommentar:

Zu viel Aufmerksamkeit

Von Sandra Dorn

Stellen Sie sich bitte einmal folgendes Szenario vor: Ein menschenleerer Markt, darauf ein kümmerlich zur Bühne umfunktionierter Lkw, von dem aus die AfD-Granden Beatrix von Storch und Armin Paul Hampel ihre rechten Parolen in die Welt posaunen, davor 30 bis 40 AfD-Anhänger und sonst nichts: Wie schön wäre das! Was für ein peinlicher Start in den Bundestagswahlkampf!

Stattdessen hat die selbst ernannte Alternative für Deutschland″ die Bühne bekommen, die sie erwartet hat: Pfeifkonzerte, Hunderte Gegendemonstranten, ein riesiges Polizeiaufgebot. Kurz: Aufmerksamkeit.

Das ist der negative Effekt einer an sich tollen Sache: Osnabrück kann stolz darauf sein, dass seine Bürger zu Hunderten gegen rechtes Gedankengut auf die Straße gehen und für Toleranz kämpfen. Gut so! Aber klüger wäre es, Gegendemonstrationen zeitlich und örtlich losgelöst von AfD-Auftritten abzuhalten.

Die Partei hat es im vergangenen Jahr in der Stadt doch nicht einmal geschafft, Kandidaten für die Kommunalwahl aufzustellen darüber hinaus hat sich der Kreisverband durch parteiinterne Macht- und Richtungskämpfe fast komplett selbst zerlegt.

So viel Aufmerksamkeit, wie sie am Dienstag bekam, hat die AfD gar nicht verdient. Soll die Partei sich durch ihre Parolen und Mausausrutscher doch selbst ins Aus schießen.
Autor:
sdo/dk


Anfang der Liste Ende der Liste