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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Im Westen etwas Neues
Zwischenüberschrift:
In Atter entsteht mit dem „Landwehrviertel″ das größte Neubaugebiet in der Osnabrücker Nachkriegsgeschichte
Artikel:
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Originaltext:
m Stadtteil Atter entsteht in den kommenden Jahren das größte zusammenhängende Neubaugebiet seit dem Zweiten Weltkrieg in Osnabrück. Rund 800 Wohnungen für bis zu 2500 Personen sind geplant. Ein Überblick.

Osnabrück. Im Westen Osnabrücks, zwischen Wersener Landstraße und Bahnlinie in Richtung Rheine, befindet sich eine 37 Hektar große Fläche, die bis zum Jahr 2008 von den britischen Streitkräften als Kasernengelände genutzt wurde. Nach der Kaserne am Limberg in der Dodesheide sind die ehemaligen Quebec Barracks″ die zweitgrößte Konversionsfläche in der Stadt. Ihre Geschichte als Kasernenstandort geht zurück bis in die 1930er-Jahre, als die Wehrmacht das Lager Eversburg″ als Ausbildungslager nutzte. Während des Zweiten Weltkriegs diente das Gelände als Kriegsgefangenenlager vor allem für serbische Offiziere. Am 6. Dezember 1944 wurde die Kaserne bei einem schweren Bombenangriff fast vollständig zerstört. Nach dem Kriegsende nutzte die Royal Army die Fläche als Quebec Barracks″ bis zum Jahr 2008. Fünf Jahre später die britischen Streitkräfte hatten Osnabrück mittlerweile vollständig verlassen kauften die Stadtwerke mit ihrer Tochtergesellschaft ESOS Energieservice GmbH und die Stadt zu gleichen Teilen das Gelände von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.

Was entsteht auf dem Gelände? Stadt und ESOS haben Großes vor mit den ehemaligen Kasernenflächen: Wir reden über die Entwicklung des größten zusammenhängenden Neubaugebiets in Osnabrück nach dem Zweiten Weltkrieg″, sagt ESOS-Geschäftsführer Ingo Hannemann. Entstehen wird in den nächsten Jahren mit dem Landwehrviertel″ ein völlig neues Stadtquartier, das die Einwohnerzahl des Stadtteils Atter auf einen Schlag um knapp die Hälfte erhöhen könnte. Mehr als 800 Wohneinheiten unterschiedlicher Natur sind im Plangebiet vorgesehen, je nach Ausgestaltung könnten bis zu 2500 Personen nördlich der Wersener Landstraße ein neues Zuhause finden.

Was bleibt auf dem Gelände erhalten? Von den ursprünglich 60 vorhandenen Gebäuden werden nur fünf in Zukunft Teil des neuen Landwehrviertels sein. Dazu gehört die Baracke 35″, die momentan zur Hälfte an den Antikriegsverein verpachtet ist. Zwei weitere Gebäude im Nordosten des Geländes werden momentan und auch künftig als Flüchtlingsunterkunft genutzt. In deren Sichtweite bleibt auch die Sporthalle erhalten, die erst im Jahr 2004 von den Briten gebaut wurde und sich mittlerweile großer Beliebtheit bei Osnabrücker Sportvereinen erfreut.

Noch unklar ist, was mit dem ehemaligen Kasino im nordwestlichen Teil der Fläche geschieht. Weil es ebenso wie die Sporthalle erst wenige Jahre auf dem Buckel hat, ist ein Abriss aufgrund des guten baulichen Zustands nicht geplant. Freilich: Eine langfristige Nutzung ist noch nicht gefunden, wie ESOS-Prokurist Marcel Haseloff erklärt. Schon entfernt wurde in den vergangenen Wochen der Kunstrasenplatz, für dessen Erhalt sich bis zuletzt Osnabrücker Sportvereine vergebens starkgemacht hatten.

Wie werden die Flächen vermarktet? Die Vermarktung, die von der ESOS gesteuert wird, ist bereits angelaufen. Vorgesehen ist, dass insgesamt elf Teilbereiche sukzessive zum Paketverkauf ausgeschrieben werden. Ein rund 18 000 Quadratmeter großes Grundstück ist bereits im Frühjahr 2017 an einen Investor gegangen, aktuell läuft das Verfahren für eine etwa 12 000 Quadratmeter große Fläche, auf der eine Wohnbebauung vorgesehen ist. Ebenfalls in der Ausschreibung sind knapp 9000 Quadratmeter am südöstlichen Rand des Gebiets, auf denen ein Supermarkt seinen Standort finden soll. Nach und nach gehen dann weitere Teilgebiete in die Vermarktung ungefähr in einem Abstand von jeweils einem halben Jahr.

Wie soll das Landwehrviertel aussehen? Den Mittelpunkt des Quartiers bildet eine grüne Mitte ein von Ost nach West lang gezogener Grünstreifen, der in den Planungen als zentraler städtebaulicher Gestaltungsbaustein gilt. Rund 20 000 Quadratmeter groß ist diese grüne Insel, auf der ein Mehrgenerationenspielplatz und ein Bolzplatz angelegt werden. Am urbansten kommt das Landwehrviertel auf dem Boulevard″ daher, wie Alexander Reuschel, bei der Stadt zuständig für die Konversion der Kasernenflächen, erläutert. Diese Nord-Süd-Verbindung verläuft quasi parallel zur jetzigen Landwehrstraße und stellt die zentrale Verkehrsachse des Viertels dar. Entlang der Quebec-Straße, so der künftige Name, entstehen bis zu dreigeschossige Wohnhäuser, in deren Erdgeschoss auch eine gewerbliche Nutzung erlaubt ist.

Je weiter von der grünen Mitte und dem Boulevard entfernt, desto flacher wird die Bebauung – „ Treppenprofil″ nennt Reuschel das Konzept, in dessen Mitte die höchsten Gebäude stehen und das nach außen hin städtebaulich ausfranst″.

Ein Supermarkt und eine Kindertagesstätte sind im Entwurf fest eingeplant.

Welche Wohnformen gibt es im Landwehrviertel? Etwa 60 Prozent der geplanten Wohneinheiten sollen in Form von Einfamilienhäusern, Doppelhaushälften und Reihenhäusern entstehen, wobei Erstgenannte den weitaus geringsten Teil ausmachen. Die restlichen 40 Prozent der bis zu 800 Wohneinheiten finden sich in den mehrgeschossigen Wohngebäuden. Festgelegt ist, dass mindestens zehn Prozent der Wohnungen eines jeden Teilbereichs in die Kategorie bezahlbarer Wohnraum″ fallen sollen.

Gestalterisch soll laut Reuschel eine einheitliche Formensprache″ im Quartier zu sehen sein. Konkret heißt das: ESOS und Stadt geben den Investoren bestimmte Gestaltungsvorschriften an die Hand, damit die einzelnen Nachbarschaften des Viertels zwar eigene Identitäten entwickeln können, aber grundsätzlich zueinanderpassen.

Wie Grün wird das Quartier? Am Westende sogar sehr grün: Inmitten des Planungsverfahrens stellte sich nämlich heraus, dass sich schon zu Kasernenzeiten am stadtabgewandten Ende ein schützenswerter Sauermagerrasen entwickelt hatte, der als Biotop gilt und daher nicht bebaut wird. Im Norden wird das Viertel durch ein Regenrückhaltebecken und eine Schallschutzwand gegen die Bahnlinie abgegrenzt.

Ein Teil des Baumbestands wird im Zuge der Baumaßnahmen weichen müssen, doch Reuschel betont, dass das Viertel auch außerhalb der grünen Mitte nicht als Betonwüste daherkommen soll. Eines der wichtigsten Ziele ist es, einen attraktiven Freiraum zu schaffen. Gelingen soll das auch über Nachbarschaftsplätze in den einzelnen Quartieren.″

Was ist mit dem Verkehr? Das Viertel wird über zwei Zufahrten an das städtische Straßennetz angebunden. Im Süden soll eine neue Straße vom bestehenden Kreisel an der Wersener Landstraße in das Quartier führen. Am nordöstlichen Zipfel der Fläche gibt es eine zweite Zufahrt von der Landwehrstraße aus. Die Landwehrstraße in ihrer jetzigen Form wird an ihrem Südende gekappt und somit zur Sackgasse. Geplant ist, das Landwehrviertel auch an den Busverkehr anzuschließen. Eine Endhaltestelle wird daher in der grünen Mitte des Quartiers eingerichtet.

Haseloff betont, dass auch ein Mobilitätsplatz″ entsteht, auf dem ein Umstieg auf Carsharing oder Pedelec ermöglicht werden soll. Für Fußgänger wird es mehrere Verbindungen in die umgebenden Viertel geben. Interessant für Jogger: In einem grünen Ring wird es möglich sein, das Gelände einmal zu umrunden. Das dürften ungefähr 2, 5 Kilometer sein″, sagt Hannemann.

Verdient die Stadt am Landwehrviertel? Haseloff und Hannemann schweigen sich zu Kauf- und Verkaufspreisen zwar aus, dennoch gebe es grundsätzlich eine Gewinnerzielungsabsicht. Wir bewegen uns aber in einem Spannungsfeld zwischen verschiedenen Punkten, die bei der Vermarktung eine Rolle spielen″, sagt Hannemann. Magisches Dreieck″ nennt es der ESOS-Prokurist und meint damit, dass nicht unbedingt das höchste Investorengebot ausschlaggebend ist. Der Preis spielt eine wichtige Rolle, aber auch städtebauliche und soziale Aspekte. Wir versuchen, uns in diesem Zieldreieck möglichst mittig zu bewegen.″

Wann soll alles fertig sein? Auch weil Erschließung und Bebauung sukzessive vorangehen, wagen Haseloff und sein Kollege Hannemann keinen genauen Zeitpunkt zu nennen, an dem die letzte Baustelle im Quartier geschlossen wird. Dennoch dürfte im Jahr 2022 die letzte Wohneinheit bezogen sein.

Eine interaktive Reportage zum Landwehrviertel finden Sie auf noz.de

Zu Besuch auf der Baustelle: Eine Bildergalarie gibt es auf noz.de/ bilder

Bildtexte:
Das neue Landwehrviertel: Dieser städtebauliche Entwurf gibt einen Eindruck vom neuen Quartier in Atter. Die Bebauung kann jedoch noch vom Entwurf abweichen.

So könnte es nach Sicht der Architekten im Landwehrviertel aussehen.

Der aktuelle Stand: Nur wenige Gebäude sind übrig geblieben. Die Stadtwerke haben bereits mit den Erschließungsarbeiten begonnen.

Auf dem ehemaligen Kasernengelände wirbt die ESOS schon für das laufende Projekt.

Grafiken:
Stadt Osnabrück

Fotos:
David Ebener, Jörn Martens

Zahlen, Daten, Fakten

Das Landwehrviertel ist das größte zusammenhängende Neubaugebiet in Osnabrück nach dem Zweiten Weltkrieg. Bis zur Fertigstellung werden 5 Kilometer Straßen gebaut, 4, 5 Kilometer Schmutzwasserkanäle und 5 Kilometer Regenwasserkanäle gelegt. Rund 400 Hausanschlüsse müssen auf der 37 Hektar großen Fläche gelegt werden. Von ehemals rund 60 Gebäuden blieben nur 5 stehen. Das geplante Regenrückhaltebecken im Norden hat eine Fläche von knapp 30 000 Quadratmetern.
Nach Angaben der ESOS werden insgesamt rund 250 Millionen Euro in das Viertel investiert. Bis zu 2500 Bewohner wird das Landwehrviertel einst haben. Sie werden dann in bis zu 800 Wohneinheiten leben.
Autor:
Sebastian Philipp


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