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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
Touristisches Interesse an Höhlen
 
Höhlen sollen für Besucher geöffnet werden
Zwischenüberschrift:
Rechtsstreit zwischen der Stadt Osnabrück und dem Bund um das Gertrudenberger Loch
Artikel:
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Originaltext:
Osnabrück. Der Naturpark Terra-Vita hat Interesse daran geäußert, die Gertrudenberger Höhlen touristisch zu erschließen. Bevor Besucher die über 700 Jahre alten Höhlen besichtigen können, muss aber zunächst ein Rechtsstreit zwischen der Stadt Osnabrück und der Bima beigelegt werden.

Wird das Gertrudenberger Loch bald für Besucher geöffnet? Die Höhlenforscher, die das seit Langem fordern, bekommen Unterstützung vom Naturpark Terra-Vita und der Stadt. Eine Verfüllung des Gangsystems ist zwar vom Tisch, aber ein Rechtsstreit mit dem Bund hat gerade erst begonnen.

Osnabrück. Die Gertrudenberger Höhlen seien wegen ihrer Erdgeschichte und ihrer Geologie äußerst interessant, sagt Hartmut Escher, der Geschäftsführer vom Naturpark Terra-Vita. Damit könnte ein neuer Schwerpunkt entstehen: Für uns ein spannendes Thema″, wie er vermerkt. Escher ist sicher, dass die Höhlen auf großes Interesse stoßen werden. Terra-Vita könne zudem seine Erfahrung mit dem Stollen am Silbersee und den behördlichen Auflagen einbringen und biete sich damit als Partner für eine öffentliche Nutzung an.

Dieses Ziel verfolgt auch der Verein Gertrudenberger Höhlen, dessen Mitglieder das Gangsystem erforscht haben, seit einigen Jahren aber keinen Zutritt mehr bekommen. Wilfried Kley, der Vorsitzende, hält das geheimnisvolle Labyrinth für eine Touristenattraktion ersten Ranges. Er wundert sich nur, dass die Stadt nicht viel intensiver daran arbeitet, diesen verborgenen Schatz zu erschließen.

4000 im Bunker

Die Höhlen, die vor über 700 Jahren als unterirdischer Kalksteinbruch entstanden sind, sorgen in Osnabrück seit vielen Generationen für Gesprächsstoff. Davon zeugen auch mehrere Sagen. In den Bombennächten des Zweiten Weltkriegs diente der Hohlraum unter dem Bürgerpark als Schutzraum für bis zu 4000 Menschen. Wegen dieser Bunkervergangenheit trägt der Bund die Verantwortung für das Gertrudenberger Loch und seitdem darf die spektakuläre Welt unter Tage nur noch mit behördlicher Genehmigung betreten werden.

Die im Verein organisierten Höhlenforscher waren eine Zeit lang geduldet. Seit vier Jahren verwehrt ihnen die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) aber den Zutritt aus Sicherheitsgründen, wie es zunächst hieß. In einem fragwürdigen Gutachten war eine Einsturzgefahr heraufbeschworen worden. Die ist zwar längst widerlegt, aber seitdem liegen beide Seiten im Streit, und die Eingänge bleiben verschlossen.

Keine Einsturzgefahr

Als die in Erfurt ansässige Bima 2013 die Verfüllung der Gertrudenberger Höhlen mit einer Zementschlämme ankündigte, protestierte der Verein ebenso wie die Stadt Osnabrück gegen die unwiederbringliche Zerstörung diese einzigartigen Kulturdenkmals″. Inzwischen hat die Stadt das im Bergbau renommierte Ingenieurbüro Taberg eingeschaltet, um die Standfestigkeit des Gangsystems untersuchen zu lassen. Seitdem gilt als erwiesen, dass von einer Einsturzgefahr nicht die Rede sein kann.

Die Bima, die Millionen von Euro für die Verfüllung der Höhlen ausgeben wollte, aber nicht bereit war, sich mit 30 000 Euro am Taberg-Gutachten zu beteiligen, will sich jetzt aus der Verantwortung für die Höhlen zurückziehen. Gegen diese Entscheidung hat die Stadt Osnabrück Klage erhoben. Wir wollen Rechtssicherheit kriegen″, sagt Stadtkämmerer Thomas Fillep dazu. Aus Verlautbarungen geht hervor, dass die Stadt bereit ist, in die Rechte und Pflichten für das Gangsystem einzutreten. Allerdings nur, wenn ihr die Bima eine Ablösesumme zahlt.

Wilfried Kley vom Verein Gertrudenberger Höhlen freut sich zwar über die neuerliche Konfliktbereitschaft der Stadt Osnabrück. Für den 72-Jährigen hat die Sache aber einen unangenehmen Beigeschmack. Ihm und seinen Mitstreitern läuft die Zeit davon.

Eine Themenseite über die Gertrudenberger Höhlen finden Sie im Internet auf noz.de

Bildtext:
Die gemauerten Einbauten stammen aus der Zeit, in der das Gertrudenberger Loch als Luftschutzraum genutzt wurde. Auf dem Foto ist Höhlenforscher Wilfried Kley (rechts) zu erkennen.

Foto:
Andreas Stoltenberg

Kommentar:

Bremser

In der Höhle soll ein Drache hausen. Aber nur in der Sage. Auch ohne eine solche Spukgestalt ist das Gertrudenberger Loch ein geheimnisvoller Ort, der für viele Menschen eine große Anziehungskraft besitzt. Der Verein Gertrudenberger Höhlen und der Naturpark Terra-Vita warten nur darauf, das sagenumwobene Labyrinth unter dem Bürgerpark für Besucher zugänglich zu machen. Aber die Bürokratie wird ihnen noch manchen Stein in den Weg legen.

Besser heute als morgen sollte der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben die Verantwortung für die Höhlen abgenommen werden. Es ist ein Unding, dass die Behörde im fernen Erfurt ernsthaft erwog, das jahrhundertealte Kulturdenkmal für immer zu zerstören.

Bürokratische Bremser gibt es aber auch in der Osnabrücker Stadtverwaltung. Wo Sicherheitsbedenken und Perfektionismus eine unrühmliche Verbindung eingehen, droht jede Initiative zu ersticken. Die Verantwortlichen sollten möglichen Gefahren mit Vernunft und Augenmaß begegnen nicht mit Geschichten aus dem Gruselkabinett.

Autor:
rll


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