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NUSO-Archiv - Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
Umweltgeschichtliches Zeitungsarchiv für Osnabrück
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Erscheinungsdatum:
aus Zeitung:
Überschrift:
170 Jahre will Alicia Fengler nicht warten
Zwischenüberschrift:
Osnabrückerin setzt sich bei UN-Frauenrechtskommission für Gleichberechtigung ein
Artikel:
Kleinbild
Originaltext:
Voller Eindrücke, vom Jetlag und Schlafmangel eigentlich müde, aber zugleich übersprudelnd ist Alicia Fengler von der UN-Frauenrechtskommission in New York heimgekehrt. Sie war eine von acht Delegierten des Internationalen Verbandes der Medizinischen Studentenvereinigungen.

Osnabrück. Alicia hat an einer Fragestunde mit dem UN-Generalsekretär António Guterres teilgenommen, hat Executive Director von UN Women, Phumzile Mlambo-Ngcuka, erlebt und mit Elke Ferner gesprochen, parlamentarische Staatssekretärin im Bundesfamilienministerium und Leiterin der deutschen Regierungsdelegation. Doch ganz besonders bewegt hat sie ein 20-jähriger Nepalese.

Gegen Abschottung

Er hat von seinem gesamten Ersparten einen Flug nach New York bezahlt, obwohl er keine gültige Einladung zur Frauenrechtskommission hatte″, erzählt die 24-Jährige. Er habe unbedingt teilnehmen wollen, weil seine Schwester von sexueller Gewalt betroffen ist. Ein UN-Mitarbeiter habe den jungen Mann dann als persönlichen Gast zur Teilnahme eingeladen.

Beeindruckt hat Alicia auch der deutliche Protest gegen die Einreisepolitik von Präsident Trump. Bei allen Veranstaltungen sei manchmal ein Stuhl, manchmal die ganze erste Reihe frei geblieben mit einem Schild darauf: Warum ist dieser Stuhl leer? Keine Grenzen für Geschlechtergerechtigkeit.″ Die Abschottungspolitik hatte sich schon in ihrer achtköpfigen Delegation bemerkbar gemacht: Eine Delegierte aus Somalia verzichtete auf die Teilnahme, weil sie Probleme bei der Einreise in die USA befürchtet hatte.

Deutschland rutscht ab

Elf Tage lang nahm die Medizinstudentin an zahlreichen Veranstaltungen im großen Komplex der Vereinten Nationen teil. Ich kann sagen, dass ich mich jetzt auskenne, wenn jemand nach einem bestimmten Sitzungssaal fragt″, lacht sie, ehe sie wieder zum Thema kommt. Frauen in der Wirtschaft standen im Mittelpunkt des Treffens in diesem Jahr, und Deutschland stehe nicht gut da.

Im Gender Gap Report des Weltwirtschaftsforum komme die Bundesrepublik auf Platz 13 der Gesamtwertung. 2006 sei es noch Platz 5 gewesen. Besonders schlecht schneidet Deutschland in den Bereichen Bildungsweg (Platz 100), bei Gesundheit und Überlebenschancen auf Rang 54 und bei den wirtschaftlichen Chancen auf Rang 57 von 144 Ländern ab″, sagt sie weiter: Förderprogramme, die meine Stiftung, die Stiftung der deutschen Wirtschaft, in diesen Bereichen im kleinen Rahmen bereits hat, werden hoffentlich während der G-20-Präsidentschaft Deutschlands von der Regierung im großen Stil 2017 auf den Weg gebracht.″ Alicia Fengler ist Stipendiatin der Stiftung der deutschen Wirtschaft.

Wenn die Gleichberechtigung, in Deutschland derzeit sogar rückläufig, weltweit weiter so schleichend vorangeht, wird es laut Gender-Gap-Bericht noch 170 Jahre bis zur Umsetzung dauern. So lange will ich nicht warten″, lächelt Alicia und fügt an: Frauenrechte sind Menschenrechte und damit ein gesamtgesellschaftliches Thema.″ Deshalb sei es auch so wichtig, dass Männer in der UN-Frauenrechtskommission mitwirken.

Nicht minder bedeutend sei die Teilnahme junger Menschen, betonte Alicia Fengler. Sie hat sich deshalb sehr darüber gefreut, dass die deutsche Delegation erstmals zwei Jugendbeobachterinnen zur UN-Frauenrechtskommission mitgenommen hat.

Mit Schneesturm

Allerdings hat die Osnabrückerin während der Tagung auch erlebt, wie kompliziert eine gemeinsame Erklärung von Vertretern aus aller Welt sein kann. Das Abschlussdokument von vier Seiten wurde durch Änderungen auf 72 Seiten aufgebläht und dann in mühseliger Kleinarbeit auf 17 Seiten eingedampft. Die großen Unterschiede zeigt sie an einem kleinen Beispiel: Vertreter einiger US-amerikanischer Organisationen wollten den Begriff Sexualaufklärung″ durch Charaktererziehung″ ersetzen.

Arbeitsfrei war während der elftägigen Tagung in den USA ein Wochenende und unfreiwillig ein weiterer Tag, an dem ein heftiger Schneesturm angekündigt war. Während Angela Merkel damals ihr Treffen mit Donald Trump absagen musste, konnte Alicia ein wenig New York besichtigen.

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Bildtexte:
Alicia Fengler im noch leeren Plenum der Vereinten Nationen. Eröffnungsreden hielten unter anderen der UN-Generalsekretär António Guterres und die UN-Women-Direktorin Phumzile Mlambo-Ngcuka.

Die Delegation des Internationalen Verbandes der Medizinischen Studentenvereinigungen (IFMSA) hinter der Statue Mutiges Mädchen″, die am diesjährigen Internationalen Frauentag an der Wall Street aufgestellt wurde, um darauf aufmerksam zu machen, dass in den Vorständen immer noch zu wenig Frauen vertreten sind. Alicia (3. von links) mit den Teilnehmern aus Ecuador, Australien, den Niederlanden, Indien, Sierra Leone, Spanien und Syrien.

Fotos:
privat
Autor:
Ulrike Schmidt


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